Kölnisches StadtmuseumEntscheidung vertagt – Hoffmann hält Kandidatur aufrecht

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Das Bild zeigt Philipp Hoffmann.

Vertagt: Die Entscheidung, ob Philipp Hoffmann neuer Direktor des Stadtmuseums wird, hat der Hauptausschuss am Montag verschoben.

Die Politik hat keine Entscheidung über den Direktorenposten für das Stadtmuseum getroffen – dazu äußerte sich Kandidat Hoffmann.

Am Ende ist das Direktorendrama des Kölnischen Stadtmuseums (KSM) am Montag eine Sache von drei Minuten: Der Hauptausschuss des Stadtrates hat die Entscheidung über den vorgesehenen neuen Direktor des Kölnischen Stadtmuseums (KSM), Philipp Hoffmann, vertagt. Den Antrag dazu stellte wie angekündigt die FDP-Fraktion. Zwischen Antrag und Abstimmung liegen drei Minuten, nur die drei CDU-Mitglieder der 14 stimmberechtigten Politikerinnen und Politiker im Ausschuss stimmen dagegen. Um 16.39 Uhr ist die Vertagung beschlossen – aber etliche Fragen sind zu diesem Zeitpunkt noch offen. Wie soll es jetzt weitergehen? Wann bekommt das Stadtmusem eine neue Leitung?

Wenig später ist zumindest klar: Hoffmann hält seine Kandidatur aufrecht, gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt er: „Ich freue mich, mich den Fraktionen vorzustellen.“ Mehr möchte er nicht sagen zu diesem Zeitpunkt. CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau dagegen wird deutlich: „Die Vertagung ist ein schwerer Schlag für den Kulturstandort Köln. Einerseits benötigt das Stadtmuseum dringend eine neue Leitung, andererseits müssen sich potenzielle Bewerber auf städtische Stellen darauf verlassen können, dass die Ergebnisse einer Besten-Auslese auch akzeptiert werden.“

Entscheidung in Sondersitzung?

Die nächste reguläre Sitzung des Haupausschusses findet am 13. November statt, das ist erst in rund drei Monaten und wäre eine kaum vorstellbare Hängepartie für Hoffmann aber auch für das Stadtmuseum. Der vorherige Direktor Mario Kramp war im Juni  2022 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, seit mehr als einem Jahr übernimmt Vize-Leiterin Silvia Rückert die Aufgaben. FDP-Fraktionschef Ralph Sterck peilt eine Sondersitzung an, er begründet die Vertagung mit dem Wunsch, Hoffmann näher kennenlernen zu wollen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte zu diesem Wunsch im Ausschuss gesagt: „Dass sich Museumsdirektoren, die im Range eines Amtsleiters sind, als Kandidaten in den Fraktionen vorstellen, gibt die Gemeindeordnung so bisher nicht her.“ Es sei aber jedem unbenommen.

Museum soll später an den Roncalliplatz ziehen

Seit Sonntagabend war klar, dass Reker und Kulturdezernent Stefan Charles ihren Wunschkandidaten am Montag nicht durchbekommen. Am Abend zuvor hatte die Grünen-Fraktion beschlossen, die Personalie zu vertagen, was eine besondere Brisanz hat: Hoffmann ist CDU-Mitglied, die Grünen mit CDU und Volt im Mehrheitsbündnis im Rat.

Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin sagt Montagfrüh: „Wir wollen sehen, ob das Profil des Kandidaten der zukünftigen Rolle des Stadtmuseums gerecht wird.“ Das Museum soll nach der Eröffnung im Herbst im umgebauten früheren Modehaus Sauer ab etwa 2030 an den Roncalliplatz ziehen. Dort soll die „Historische Mitte“ inklusive eines Neubaus für das KSM entstehen.

Volt ändert seine Meinung

Die Grünen haben vier der 14 Sitze der stimmberechtigten Politikerinnen und Politikern im Hauptausschuss, mit ihrer Entscheidung zur Nicht-Entscheidung ist Hoffmanns Wahl am Montagmorgen eigentlich schon vor der Sitzung ausgeschlossen.

Auch Volt ist am Montag plötzlich gegen die Wahl. Am Donnerstag noch hatte Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen gesagt, sie wüsste nicht, was gegen eine Wahl spreche. Glashagen sieht nun die „nachgewiesene mindestens dreijährige, leitende Führungsverantwortung“ in einer künstlerischen Institution als „Muss-Kriterium“ – laut seines Linkedin-Profils sind es bei Hoffmann in Bonn bislang aber nur zwei Jahre und drei Monate.

Hoffmann mit Erfahrung bei Bonner Stadtmuseum

Dort leitete er ab 2021 das Stadtmuseum für zehn Monate. Seit März 2022 arbeitet er als wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen. Er ist auch Geschäftsführer des Vereins Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, der unter anderem die Schull- und Veedelszöch an Karneval organisiert.

Reker und Charles hatten Hoffmann vergangenen Donnerstag als ihre Wunschlösung präsentiert, er war einer der beiden verbliebenen Kandidaten, nachdem der zunächst im Mai ausgewählten Favoritin erst zu- und dann abgesagt wurde.

In der Verwaltung war irgendwann aufgefallen, dass es mehrere Medien-Artikel über sie gab, die einen problematischen Umgang in ihrer damaligen Funktion mit öffentlichen Geldern thematisierten. Damals damals hatte der Hauptausschuss noch nicht zugestimmt, das Thema stand aber auch nicht auf der Tagesordnung, anders als bei Hoffmann.

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