Verpatzte Suche vor dem EndePolitik entscheidet über neuen Direktor des Kölnischen Stadtmuseums

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Die Visualisierung zeigt, wie die Historische Mitte Kölns in wenigen Jahren aussehen soll.

Die Visualisierung zeigt, wie die Historische Mitte Kölns in wenigen Jahren aussehen soll.

Bestätigt die Politik den auserkorenen Favoriten, hat das Stadtmuseum bald einen neuen Direktor – es soll sich um einen bekannten Namen handeln.

Das Kölnische Stadtmuseum soll nach einer mehr als einjährigen Suche einen neuen Direktor erhalten: Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der frühere Mitarbeiter Philipp Hoffmann das Museum leiten. Der Hauptausschuss des Stadtrates soll demnach die Personalie in seiner Sitzung am Montag behandeln, Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) soll ihn dem Vernehmen nach dem Gremium vorschlagen. Seit März 2022 arbeitet Hoffmann als wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen in Bonn.

Der Job geht aber über das Stadtmuseum hinaus, laut Ausschreibung ist es ein Posten mit viel Macht. Der neue Leiter soll den Verbund der historischen Museen weiterentwickeln, dazu zählen zusätzlich zum Stadtmuseum das Jüdische Museum („MiQua“), das Römisch-Germanische Museum und das Nationalsozialismus-Dokumentationszentrum. In der Ausschreibung heißt es: „Die Stadt Köln verfolgt das Ziel, sich in den kommenden Jahren als kulturhistorische Metropole ersten Ranges in Europa zu positionieren.“

Das Bild zeigt Philipp Hoffmann (rechts) neben Carlos Levy (links) und Bernhard Conin.

Das Bild zeigt Philipp Hoffmann (rechts) neben Carlos Levy (links) und Bernhard Conin.

Hoffmann ist aktiver CDU-Politiker, er sitzt laut der Internetseite als Beisitzer im Vorstand des Stadtbezirks Kalk. Es ist ein sensibles Thema bei Stellenbesetzungen: Darf ein Parteibuch schaden? Ist eine Stellenbesetzung politisch motiviert? CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau hatte Ende Juni gesagt: „Das Auswahlverfahren ist nicht Aufgabe der Politik. Die Oberbürgermeisterin wird uns am Ende einen Vorschlag präsentieren.“

Im Juni des Vorjahres hatte die Stadt Köln offiziell den Abschied des langjährigen Museumsdirektors Mario Kramp aus gesundheitlichen Gründen angekündigt. Kramp hatte das Museum seit 2010 geleitet, seine Stellvertreterin Silvia Rückert übernahm übergangsweise. Doch erst im November schrieb die Stadtverwaltung die Stelle neu aus, die Bewerbungsfrist endete am 16. Dezember. Ende März kündigte eine Sprecherin eine bald abgeschlossene Suche an, die der Hauptausschuss bestätigen sollte.

Suche endet mit einer Posse

Aus diesem Zeitplan wurde nichts – und der Grund dafür ist peinlich für die Stadt. Sie hatte aus den drei laut ihrer Meinung besten Kandidatinnen und Kandidaten eine Frau ausgewählt, die die Politik im Juni dieses Jahres bestätigen sollte. Doch eine Google-Recherche zeigte Artikel, in denen mehrere Medien einen problematischen Umgang der Frau mit öffentlichen Geldern thematisierten. Das fiel doch noch jemandem bei der Stadt Köln auf, sie zog ihre Zusage an die Kandidatin zurück, die sie allerdings dem Vernehmen nach ausdrücklich an die Bestätigung des Ausschusses geknüpft hatte. Doch die Kandidatin hatte schon gekündigt, einen Wechsel ins Rheinland offiziell mitgeteilt  – doch daraus wurde nichts.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll die Stadt aus den verbliebenen zwei Kandidaten Hoffmann ausgewählt haben. Hoffmann hat laut einer Pressemitteilung der Stadt Bonn Geschichtswissenschaft in Bonn studiert und dort seinen Doktortitel in Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gemacht. Laut seines Profils beim Online-Berufsnetzwerk Linkedin arbeitete Hoffmann von Februar 2019 bis Mai 2021 als Referent in der Abteilung „Kölnisches Brauchtum“ beim Kölnischen Stadtmuseum. Danach wechselte er nach Bonn und leitete das Stadtmuseum für zehn Monate. Seit März 2022 arbeitet er als wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen.

Das Kölnische Stadtmuseum hat schlimme Zeiten hinter sich: Ein Wasserschaden bedeutete das Aus für das denkmalgeschützte Zeughaus in der Innenstadt. Eigentlich sollte es  ab 2020 in das umgebaute frühere Modehaus Sauer ziehen, doch bis heute hat das Museum nicht eröffnet, im „Herbst 2023“ soll es so weit sein.

Der neue Direktor übernimmt also das neue Haus. Ab etwa 2030 soll das Stadtmuseum an den Roncalliplatz ziehen, dort soll die „Historische Mitte“ entstehen. Der Begriff „Historische Mitte“ steht für einen Neubau für das Stadtmuseum sowie ein neues Haus für Büros von Stadtmuseum, Römisch-Germanisches Museum und Kirche.

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