Größter Schutzbunker KölnsDarum droht dem Gebäude der Abbruch

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Schandfleck: Der Hochbunker vor dem Umbau

Köln – Von außen ist nicht zu sehen, was den Verwaltungsstandort der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) am Kölner Hauptbahnhof so besonders macht. Dabei braucht es schon den Blick hinter die Fassade des Gebäudes des Agrarhandelshauses, das seit Jahrzehnten seinen Sitz nahe des Breslauer Platzes hat. Im Kern befindet sich ein Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, den ein berühmter Kölner Architekt gebaut hat – und das Gebäude steht bald nach 83 Jahren vor dem Abbruch.

Den Kern der RWZ-Zentrale an der Ecke Altenberger Straße/Domstraße bildet dieser Hochbunker, das Unternehmen baute seine Zentrale samt Glasfassade erst in den 1980er-Jahren um und auf den Bunker. Den Bunker hatte Wilhelm Riphahn 1942 fertig stellen lassen, das Bauwerk sollte im Notfall rund 4350 Menschen Schutz bieten und war damit der größte Bunker Kölns.

So hat es unter anderem das Kölner Institut für Festungsarchitektur auf der Internet-Seite über die Kölner Bunker notiert. Demnach sind die Wände zwischen 1,25 und 1,80 Meter dick, die Decken sind ebenfalls 1,80 Meter dick. Und laut des Instituts führte ein unterirdischer Tunnel zur Evakuierung zum Hauptbahnhof, doch durch den U-Bahn-Bau in der Nachkriegszeit wurde er unterbrochen.

Bunker am Kölner Hbf

Der Bunker am Kölner Hauptbahnhof ist architektonisch in die RWZ Zentrale (Raiffeisen Waren Zentrale Rhein-Main eG) integriert. 

Und Riphahn hatte den Bunker mit Rampen statt mit Treppen zwischen den Etagen bauen lassen, um ihn später als Parkhaus nutzen zu lassen. Also wurde er nach dem Krieg zum Parkhaus – doch mit der Zeit hatte das Parkhaus ein Problem: Die Autos wurden größer, für sie ist das enge Haus bis heute eine Herausforderung. Vor dem Umbau durch die RWZ war der Bunker samt Fassade ohnehin ein ziemlicher Schandfleck in Dom-Nähe.

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Das Gebäude der RWZ.

Ab frühestens 2025 soll der Bunker abgebrochen werden. Der Kölner Immobilienentwickler Pandion hat der RWZ das Gebäude abgekauft und will es laut derzeitigem Stand komplett abbrechen und bis 2028 ein neues Bürohaus bauen. Ein Mieter steht laut Pandion noch nicht fest, ein zweistufiger Architekten-Wettbewerb soll das Aussehen des Gebäudes klären.

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Rechts unten ist der Standort hervorgehoben.

Unter Denkmalschutz steht der Riphahn-Bau laut Stadtverwaltung nicht – im Gegensatz zum früheren Edelrestaurant Bastei, das der Architekt ebenfalls entworfen hat. Robert Schwienbacher, Vorsitzender des Festungsverein, sagt zum geplanten Abbruch: „Es ist sehr schade, dass der Hochbunker abgebrochen werden soll. Da geht ein Stück Geschichte zum Teufel.“ Das Amt für Denkmalschutz konnte die Frage, ob es den Bunker möglicherweise noch unter Denkmalschutz stellen will, am Donnerstag nicht beantworten.

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Die neue Heimat der RWZ: Die Reiterstaffel Offices.

Die RWZ zieht ab 2025 in die sogenannten Reiterstaffel Offices, der Name steht für zwei miteinander verbundene Bürogebäude an der Bonner Straße in Marienburg. Noch in diesem Jahr soll der Neubau beginnen, die RWZ wird der Ankermieter. Der Name stammt von der früheren Nutzung als Reiterstaffel der Polizei. Bauwens baut die Bürohäuser gemeinsam mit der mit Swiss Life.

Rückblick: Streit um das Höhenkonzept

Die aktuelle Zentrale der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) spielt auch eine Rolle in der Diskussion, wie hoch man in Köln angesichts der vielen Kirchen bauen darf.  Denn das Unternehmen wollte das Gebäude vor knapp zwei Jahrzehnten um drei Geschosse aufstocken und damit um 10,50 Meter auf 38,35 Meter wachsen.

Diese Pläne hatte das Verwaltungsgericht 2012 kassiert, weil es die Baugenehmigung aus den Jahren 2005 und 2007 für ungültig erklärte. Sie sei erloschen, weil das Unternehmen nicht innerhalb von drei Jahren mit dem Umbau begonnen habe.

2007 hatte der Stadtrat dann das neue Höhenkonzept beschlossen, im Kern besagt es, dass in der Innenstadt nicht höher als 22,50 Meter gebaut werden darf. Auch eine sogenannte Veränderungssperre für das Kunibertsviertel erließ sie. Doch die RWZ sah sich daran nicht gebunden, die Firma argumentierte, sie hätte gar nicht bauen können, weil ja jahrelang die U-Bahn-Station Breslauer Platz gebaut worden wäre und kein Platz mehr war.

Das Oberverwaltungsgericht in Münster schloss sich 2013 den Argumenten an. Ein Gerichtssprecher sagte: „Das Höhenkonzept, das zur Veränderungssperre für das Gebiet geführt hat, ist erst nach der Erteilung der Baugenehmigung verabschiedet worden. Die Klägerin wollte bauen, hatte aber keine Gelegenheit dazu."

Also wurde die Baugenehmigung bis 2016 verlängert, doch gebaut hat die RWZ nie. Das bestätigte eine Sprecherin am Donnerstag. Nun will die Pandion dort ein neues Bürogebäude bauen, eine Sprecherin teilte mit: „Erste Konzeptideen sehen eine maximale Höhe von 22,5 Meter vor – die Höhe entspricht damit den Vorgaben des Höhenkonzepts der Stadt Köln.“ 

Aktuell lässt die Stadt ein neues Höhenkonzept erarbeiten, das nicht mehr nur für die Innenstadt, sondern für die gesamte Stadt innerhalbm des Äußeren Grüngürtel gelten soll. (mhe)

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