AboAbonnieren

Bereits zwei tödliche UnfälleImmer mehr Menschen überqueren die Gleise am Kölner Südbahnhof

Lesezeit 3 Minuten
Ein Fußgänger überquert die Gleise am Südbahnhof.

Ein Fußgänger überquert die Gleise am Südbahnhof.

Am Bahnhof Köln-Süd bringen sich immer wieder Menschen in Lebensgefahr – vor allem nachts und in betrunkenem Zustand.

Bei dramatischen Unfällen beim Überqueren von Zuggleisen haben in Köln in den vergangenen zwei Jahren zwei Menschen ihr Leben verloren: eine 19-jährige Frau im vergangenen Jahr sowie ein 25 Jahre alter Mann im Jahr 2021. Die Bundespolizei erkennt eine Tendenz, wonach diese lebensgefährlichen Aktionen eher zu- als abnehmen. Das besorgt die Verantwortlichen der Behörde ebenso wie die der Deutschen Bahn (DB) als Besitzerin der Anlagen und Grundstücke.

Am Bahnhof Süd – seit vielen Jahren dafür bekannt, dass hier regelmäßig Menschen die Gleise überqueren – haben Bundespolizei und DB am Freitag ein Projekt zur Prävention gestartet. Am Ende des Bahnsteigs der Gleise eins und zwei, an denen die Züge in Richtung Bonn fahren, haben sie ein Warnbanner aufgehängt. Die in weißen Buchstaben auf blauem Grund sichtbare Botschaft lautet: „Lebensgefahr – Betreten der Gleisanlagen verboten“. „Keine Abkürzung ist es wert, durch eine Überquerung der Gleise das Leben zu riskieren“, sagte Theresa Schröter von Bundespolizei.

Bahnhof Köln-Süd: Umständlicher Weg zur Zülpicher Straße

Gerade bei Großveranstaltungen und häufig unter Einfluss von Alkohol sinke bei vielen Menschen die Hemmschwelle für die lebensgefährlichen Aktionen. Zuletzt war das während des Straßenkarnevals zu beobachten, als an Weiberfastnacht Tausende rund um die Zülpicher Straße feierten. „Auch die Sogwirkung auf Andere ist bei solchen Vorhaben nicht zu unterschätzen“, sagte Schröter. Eine Besonderheit am Bahnhof-Süd liegt darin, dass man von den Gleisen in Richtung Bonn aus nur über Umwege zur Zülpicher Straße gelangt.

Alles zum Thema Deutsche Bahn

Blick auf die Gleise bei gutem Wetter

Der Bahnhof Köln-Süd ist ein Schwerpunkt bei lebensgefährlichen Gleisübertritten.

Man muss im Bahnhofsgebäude erst über eine Treppe nach unten gehen, durch einen Tunnel laufen und anschließend wieder eine Treppe nach oben nehmen, um dann wiederum über eine weitere Treppe nach unten auf die Zülpicher Straße zu kommen – ein Umweg, der zur lebensgefährlichen Abkürzung über die Gleise einlädt.

Bauliche Veränderungen seien mit Verweis auf jahrelange Antragszeiten für Gleissperrungen sowie komplexe Planungsvorgänge oft „nur schwer und sehr langfristig umsetzbar“, sagte Stefan Deffner von der Deutschen Bahn. „Mittelfristig ist für den konkreten Ort hier eine Aufzug-Variante im Gespräch, um den Zugang zu allen Gleisen ohne Umweg zu ermöglichen“, sagte der DB-Sprecher am Freitag.

Gleisüberschreitung ist lebensgefährlich und lässt andere warten

Das große Warnbanner ist bis dahin so ausgerichtet, dass es direkt allen Menschen auffällt, die von der Zülpicher Straße hinauf auf die Bahnsteigebene wechseln. „Wir wollen ausdrücklich vor den Lebensgefahren im Bahnbereich warnen und potenzielle Gleisüberscheiter so davon abhalten“, sagte Deffner. Prävention sei das beste Mittel und besser geeignet als hohe Zäune und Absperrungen – die ohnehin bei so vielen Kilometern des Streckennetzes nicht umsetzbar seien.

„Von hier aus besteht entlang der Gleise eine direkte Verbindung zum Bahnhof-West – das wird leider auch nicht selten von Leuten in der falschen Annahme genutzt, an den Gleisen entlang zügig dorthin zu kommen“, sagte Bundespolizistin Schröter. Neben der Bedrohung für Leib und Leben seien im Fall einer durch Menschen im Gleis verursachten Streckensperrung auch fast immer „erhebliche logistische Einschränkungen“ die Folge. Fahrgäste müssten warten, Züge fielen aus.

Notbremsung reicht manchmal nicht aus

Das Spektrum der Strafen reicht von 25 Euro Verwarngeld bei Überquerung der Gleise bis hin zur strafrechtlichen Verfolgung. Das geschehe „ab dem Moment, wenn Notbremsungen eingeleitet werden und abhängig von den möglicherweise entstandenen Schäden“, sagte die Beamtin. Je nach Geschwindigkeit, Gewicht und Zuglänge reiche auch eine Notbremsung nicht aus, um die Passagiere vor Verletzungen zu schützen.