Erst war das Kunstwerk gefährdet, nun soll es nach mehr als 30 Jahren weg. Künstler HA Schult will das verhindern.
Drohender Rechtsstreit?Flügelauto soll vom Kölner Zeughaus verschwinden – Künstler schaltet Anwalt ein

Das Flügelauto des Aktionskünstlers HA Schult steht seit 1991 auf dem Turm des Zeughauses. 2013 wurde es nach einer Restaurierung wieder aufgesetzt.
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Das berühmte Flügelauto des Aktionskünstlers HA Schult soll vom Dach des denkmalgeschützten Zeughauses in der Innenstadt verschwinden – und möglicherweise könnte das angekündigte Aus noch vor Gericht landen. Das geht aus Schreiben von Stadt und HA Schult hervor.
In einem Brief hatte Kulturdezernent Stefan Charles Schult darüber informiert, dass zwei Gutachten zu dem Ergebnis kommen, dass das Auto entfernt werden muss, um „langfristig einen Einsturz des Treppenturms zu vermeiden“.
Treppenturm des Zeughauses hat Probleme
Darauf steht der von HA Schult gestaltete Ford Fiesta seit 1991, es ist rund 500 Meter vom Dom entfernt. Erst Mitte Mai hatte die Stadt mitgeteilt, dass Verbleib des Autos mit den goldenen Flügeln „gefährdet“ ist, weil der Treppenturm nicht mehr sicher ist.
Die Stadt Köln ließ eine Anfrage dazu am Freitag unbeantwortet, etwa, wann das Auto entfernt werden soll oder ob es an anderer Stelle präsentiert werden soll. Die Verwaltung verwies auf Anfang nächster Woche.

Das goldene Flügelauto steht auf dem Turm des Zeughauses.
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In dem Schreiben an Schult bedauert Charles „die notwendige Maßnahme zur Sicherung des Treppenturms“, er ist aber überzeugt, dass es „neue Wege geben wird, um das Flügelauto in einem adäquaten Umfeld zu präsentieren“.
Schult erwägt nun, rechtliche Schritte einzuleiten. In einem Schreiben seines Anwalts Rolf Bietmann an die Stadt argumentiert dieser: „Die Ankündigung, dieses Kunstwerk zu entfernen, zumal in einem Schreiben ohne Datum, bedarf mit Sicherheit einer umfänglichen rechtlichen Begründung.“
Bietmann fordert, Gutachten einsehen zu können
Bietmann verweist darin auf die Verbindung von Turm und Flügelauto und das Urheberrecht von HA Schult. Er forderte die Stadt auf, bis Montag (1. September) die Gutachten zu übermitteln. „Sollten wir entsprechende Erklärungen nicht vorliegen haben, müssten wir zum Schutz des Mandanten und seiner Urheberrechte an dem Kunstwerk gerichtliche Schritte in die Wege leiten.“ Eine Option ist laut Bietmann die Sanierung der Mängel, um den Standort zu sichern.

Künstler HA Schult
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Und Schult selbst schreibt in einem Offenen Brief an Charles: „Es ist also an Ihnen, dafür Sorge zu tragen, baldmöglichst mit der Sanierung zu beginnen, damit der ‚Goldene Vogel‘ weiter weltweit für die Freiheit und Offenheit Kölns wirbt.“ Er glaube nicht, dass die Absicht, das Auto zu entfernen, „von den Bürgern Kölns einfach so hingenommen wird“.
Wie berichtet, ist das denkmalgeschützte und leerstehende Zeughaus in einem schlechten Zustand, laut Kulturdezernent Stefan Charles muss es „dringend saniert“ werden. 2017 gab es einen Wassereinbruch, der das Kölnische Stadtmuseum (KSM) zu einem Umzug in das umgebaute frühere Modehaus Sauer in der Innenstadt zwang. Dort stellt es seit 2024 aus.
Wie es mit dem Zeughaus, erbaut zwischen 1594 und 1606, weitergeht, ist unklar. Eine Sanierung samt Erweiterung hatte die Stadt vor Jahren auf 91 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt befindet sich aber in einer massiven Haushaltskrise.