Satirischer WochenrückblickWie das Verschmelzen von Allerweltsnamen das kölsche Brauchtum in Gefahr bringt

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23.03.2023, Köln: Die Eheleute Meyoll haben ihre Nachnamen fusioniert .Foto: Uwe Weiser

Die Eheleute Meyoll haben ihre Nachnamen vermischt Foto: Uwe Weiser

„Et Schmeier's Kättche“. Klingt das für Sie plausibel? Wohl eher nicht.

Wissen Sie, was ein Schmölzje ist? Wörtlich übersetzt so etwas wie ein Verein, eine Gruppe, ein Haufen, eine Menge oder eine Rotte. Leider trifft es das nicht ganz. Weil all diese Begriffe nicht die Emotionen ausdrücken, die der Kölsche verspürt, wenn er etwas liebevoll als Schmölzje bezeichnet.

Ähnlich verhält es sich mit dem Jemölsch, das auf Hochdeutsch schlicht Gemisch bedeutet. Ein ganz besonderes Jemölsch wollen im Zuge der Gleichberechtigung ausgerechnet die Grünen im fernen Berlin legalisieren.

Paare sollen neue Namen kreieren dürfen

Menschen, die sich lieben, sollen künftig auf dem Standesamt ihre Nachnamen vermischen dürfen. Das geht bei Allerweltsnamen wie Meyer, Müller oder Schmitz schon heute, wie wir seit dieser Woche wissen.

Auf dem Standesamt in Köln haben nämlich schon 2005 eine Frau Meyer und ein Herr Holl sich auf die Namenskreation Meyoll verständigt und leben glücklich damit.

Bis heute ein krasser Einzelfall. Zum Glück. Stellen Sie sich mal vor, was mit dem Brauchtum passiert, wenn all die Meiers, Müllers und Schmitzens auf einmal Schmüller oder Schmeyers oder gar Meimüll heißen.

Willi Ostermann hält wohl nichts davon

Allein das Liedgut. Wie klingt das denn? „Et Schmeier’s Kättche fuhr dann met om Rädche?“ Oder „Däm Schmüller sing Frau ess durchgebrannt“? Willi Ostermann würde sich im Grabe rumdrehen.

Mehr als 1700 Kölnerinnen und Kölner tragen den Namen Schmitz und nehmen in jedem Telefonbuch, sollte es das noch geben, gleich fünf Seiten ein. Der Familienname ist echter kölscher Adel, an den bis heute die Schmitz-Säule im Martinsviertel erinnert, weil sich dort vor mehr als tausend Jahren auf der Martinsinsel, umflossen vom Rhein, römische Legionäre mit blonden Ubiermädchen getroffen haben sollen. Zum Fisternöllche. So sollen die Urahnen der Familie Schmitz entstanden sein.

Deren Nachfahren legen bis heute Wert darauf, alle im Severinsklösterchen zur Welt gekommen zu sein. Zumindest seit 1874, als der Grundstein gelegt wird. Sie urahnen schon, dass da ziemlich viele Legenden zusammenkommen.

Und warum? Wegen des Brauchtums!

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