Kölner Schildergasse bis Ehrenstraße„Das Shoppen will ich mir nicht nehmen lassen“

Lesezeit 3 Minuten
Shoppen Schildergasse WEISER

Köln – Die Temperaturen sind gesunken. Der Herbst ist da. Für viele ist dies der Anlass, ihre Garderobe aufzufrischen und sich auf den Weg in die Kölner Innenstadt zu machen. Auch an diesem Samstag ist die Einkaufsmeile, die sich von der Hohe Straße über die Schildergasse bis zur Ehrenstraße erstreckt, gut besucht. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden die Menschen trotz steigender Gas- und Strompreise nicht auf ihren samstäglichen Einkaufsbummel verzichten wollen.

Steigende Preise auf Kölner Einkaufsstraßen sind bislang nur teilweise spürbar

„Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass die Leute sparen", sagt eine Verkäuferin, die seit drei Jahren in einem Damenbekleidungsgeschäft auf der Ehrenstraße arbeitet. In dem Landen ist nach wie vor viel los, aber es gäbe auch immer wieder Angebote, um Kunden anzulocken, führt sie aus. Ein anderer Angestellter aus einem Geschäft im mittleren Preissegment stimmt ebenfalls zu, dass zwar viele das Geschäft betreten würden, viel Geld lassen sie dort aber nicht, sagt er.

Tatsächlich macht sich bei den Menschen trotz der wie üblich überfüllten Innenstadt eine gewisse Zurückhaltung bemerkbar: „Meine Stromrechnung hat sich verdoppelt, meine Gasrechnung hat sich verdreifacht. Aber das Shoppen-Gehen will ich mir nicht nehmen lassen“, sagt Lisa, die eine Einkaufstasche in der Hand hält. Sie kaufe nur selten neue Kleidung, und wenn, dann ganz bewusst. „Dem Geldbeutel tut das trotzdem weh.“

Alles zum Thema Schildergasse

Um ihren gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten, hat die Studentin vor Kurzem begonnen, einen zusätzlichen Tag pro Woche zu arbeiten. Aber das ginge nur bis die Vorlesungen wieder beginnen. „Man merkt schon, dass heute ein bestimmtes Klientel unterwegs ist. Die Leute, die sich keine neue Kleidung leisten können, fahren wahrscheinlich erst gar nicht in die Stadt“, merkt sie an.

Shoppen in Köln: „Man guckt schon ganz genau hin"

Auch Sandra versucht, nur das zu kaufen, was sie wirklich braucht. Sie ist mit ihrem Mann aus der Nähe von Münster nach Köln gefahren, um eine neue Winterjacke zu kaufen. Das Ehepaar spürt die Auswirkungen der aktuellen Situation: „Man guckt schon ganz genau hin", sagt sie. Andere hingegen verzichten gänzlich auf neue Kleidung.

Etwa der 33-jährige Steven, der aus Berlin gekommen ist, um seine Mutter zu besuchen. Weil die Lebensmittelpreise und Energiekosten im Moment so hoch sind, schlendern sie am Samstag zwar durch die Innenstadt, kaufen werden sie heute aber nichts.

Probleme im Kölner Einzelhandel durch die Pandemie

Auch wenn die Kunden die Läden etablierter Marken und großer internationaler Bekleidungsketten in der Kölner Innenstadt mit ihren Einkäufen verlassen, lässt sich die Situation der Einzelhändler in der Region damit nicht verallgemeinern: „Viele haben die Pandemie nur überlebt, weil sie Kredite aufgenommen haben, die sie jetzt abbezahlen müssen", sagt der Geschäftsführer des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen, Jörg Hamel.

Das könnte Sie auch interessieren:

Für diese Einzelhändler stelle die Zurückhaltung der Kunden ein großes Problem dar. Viele seien deshalb „fix und fertig", sagt er. Seit dem Anstieg der Gas- und Stromkosten bringen sie in Gesprächen ihre Sorgen zum Ausdruck: „Sie sagen, wir können nicht mehr, wir schaffen es nicht mehr. Es ist wie eine Abwärtsspirale, aus der man nicht mehr herauskommt", so Hamel. 

KStA abonnieren