Gymnasium KreuzgasseStadt Köln wirft Ausbaupläne nach sechs Jahren über den Haufen

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Der Ursprungsbau steht unter Denkmalschutz: Das Gymnasium Kreuzgasse im inneren Grüngürtel. 

Köln – Es waren gute Nachrichten: Das marode Gebäude des Gymnasiums Kreuzgasse im Inneren Grüngürtel werde nun endlich aufwendig saniert, verkündete Petra Rinnenburger, die Chefin der städtischen Gebäudewirtschaft, bei einer großen Infoveranstaltung für Schüler, Lehrer und Eltern. 

Das war im Mai 2018. Seitdem ist nichts passiert. Abgesehen davon, dass ein großes Fenster in einem Treppenhaus wegen mangelnder Pflege plötzlich aus dem Rahmen fiel. Oder dass die Dreifachturnhalle der Schule samt Umkleiden und Sanitärräumen wegen akuten Schwarzschimmelbefalls gesperrt werden musste.

Elektrik, Sanitäranlagen, Heizung und Lüftung der Gebäude waren schon länger in einem desolaten Zustand. Kein Wunder, die letzte Sanierungsmaßnahme an den Gebäuden fand im Jahr 2014 statt.

Kölner Rat soll Umbauplanung neu beschließen

Im gleichen Jahr hatte der Stadtrat bereits die Umbauplanung beschlossen. Im Januar 2021 aber, mehr als sechs Jahre nach dem ersten Beschluss, müssen die Politiker noch einmal ran. Die bisherigen Pläne des Kölner Architekturbüros Nebel Pössl sollen nämlich weitgehend über Bord geworfen werden zugunsten einer neuen, kompakteren Planung für die Sanierung inklusive Neubau zentraler Teile.

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So soll nun weder die Dreifachsporthalle noch der angrenzende Erweiterungsbau für die Naturwissenschaften und die Oberstufe, beide 1986 fertiggestellt, wie ursprünglich vorgesehen saniert, sondern abgerissen werden. An ihre Stelle würde nach der neuen Planung ein kompakter Baukörper entlang der Inneren Kanalstraße entstehen. Die Planänderung soll vor allem eine Erhöhung der Zügigkeit der Schule ermöglichen. Das Gymnasium Kreuzgasse bietet als einzige Schule in Köln einen bilingualen Zweig deutsch-französisch an, der den Schülern parallel zum deutschen Abitur auch den Erwerb des französischen Baccalauréat ermöglicht.

Neben den Neubauten sollen die denkmalgeschützten Altbauten saniert werden. Die neue Variante sei planungsrechtlich einfacher – und könnte zudem schneller umgesetzt werden als die Ursprungspläne. „Die Zeitersparnis beträgt mindestens ein Jahr“, so die Prognose der städtischen Gebäudewirtschaft. Die Kosten sollen bei der aktuellen Sanierungsvariante dagegen nicht erheblich steigen: Zur Zeit wird mit rund 87 Millionen Euro für die neue Variante gerechnet.

Fertigstellung der Kölner Schule frühestens 2026

Üblicherweise sind die realen Kosten allerdings weit von den Prognosen entfernt. Und auch die Angaben zur Bauzeit sind erfahrungsgemäß mit Vorsicht zu genießen. Danach würden erste Abbrucharbeiten bereits Anfang 2021 beginnen, die Neubauten zwischen 2023 und 2025 entstehen, während die Sanierung der Altbauten bis 2026 dauert. Bei günstigstem Verlauf wären dann seit dem ersten Planungsbeschluss zwölf Jahre vergangen.

Stadt Köln ordnete Abbau der gespendeten Technik an

Die Aula des Gymnasiums Kreuzgasse gehört zu den größeren Schulaulen der Stadt. Vor allem hat sie eine große Bühne, auf der die technischen Voraussetzungen für ambitioniertes Schülertheater, Konzerte oder andere Veranstaltungen geschaffen werden können. Allerdings hat die Stadt seit dem Bau der Aula im Jahr 1958 – rund fünf Jahre nach Fertigstellung des ersten Schulgebäudes im Grüngürtel – kaum noch in die Aulatechnik investiert. Kernstück der Ausstattung ist bis heute ein professioneller Projektor für 35-mm-Lichtton-Kinofilme von 1958 – denkbar ungeeignet also für die aktuellen Bedürfnisse.

Aus diesem Grund bildete sich an der Kreuzgasse wie auch an anderen Kölner Schulen eine Arbeitsgemeinschaft Aulatechnik, die sich intensiv um die Technik kümmerte. Neben dem persönlichen Einsatz von zehn bis 15 Schülern pro Schuljahr investierte der Förderverein der Kreuzgasse allein in den letzten Jahren rund 30 000 Euro in modernste Bühnentechnik, schätzt Physiklehrer Gerrit Kovermann, der Leiter der AG Aulatechnik.

Doch nun kam das Aus für die ehrenamtlichen Bühnentechniker und die über die Jahre angeschaffte Profitechnik inklusive 32-Kanal-Mischpult sowie Licht- und Soundsystem. Nach einer Begehung Anfang Dezember verfügte die Stadt den sofortigen Rückbau der gesamten vom Förderverein installierten Aulatechnik, angeblich aus Sicherheitsgründen. Damit ist die Aula, die von der Stadt immer wieder auch (samt des Einsatzes der AG Bühnentechnik) für außerschulische Veranstaltungen vermietet wurde, kaum noch nutzbar. „Man kann jetzt noch hier sitzen und eine Lampe an- und ausschalten – das ist alles“, sagt Kovermann. Konzerte oder Theater seien indes unmöglich.

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