Statt SüdstadtzugKölner demonstrieren mit „Friedensbonbönchen“ gegen Krieg

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Zugleiter Ralf Rohrmoser von Glasow und Pfarrer Hans Mörtter an der Spitze des Friedenszugs.

Köln – Im ersten Moment fühlt es sich wie früher an, vor der Pandemie, vor dem Krieg: Der Südstadtzug läuft am Dienstag nach Rosenmontag von der Lutherkirche über den Chlodwigplatz bis hin zum Platz An der Eiche. Es sind Pauken- und Trommelschläge zu hören, die Kölnerinnen und Kölner tragen bunte Kostüme und vor allem: Sie alle werfen den zahlreichen Kindern am Straßenrand Kamelle zu.

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Die Kapelle der Comedia Theaters sorgte für gute Stimmung.

Doch es ist nicht der klassische Südstadtzug, denn dieser wurde abgesagt, und die Süßigkeiten sind kein Kamelle sondern „Friedensbonbönchen zum Lutschen“, sagt Zugleiter Ralf Rohrmoser von Glasow. Gemeinsam mit Pfarrer Hans Mörtter hat er den Südstadtzug spontan in einen Friedensdemonstrationszug umgewandelt. „Auch wir, die Südstadt, will Solidarität zeigen“, sagt Mörtter. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger aus der Südstadt folgten seinem Aufruf.

Kölner Kinder demonstrieren gegen Krieg in der Ukraine

Wie auch schon bei der großen Friedensdemonstration am Rosenmontag sind in der Südstadt auch zahlreiche Kinder unter den Demonstranten. Enisa Rose trägt ein Schild um den Hals, auf dem mit bunten Farben geschrieben ist: „Krieg ist doof“. Ihre Mutter Selma Rose hat die Achtjährige ermutigt, das Plakat zu basteln, erzählt Enisa. Dabei fiel ihr spontan noch ein anderer Spruch ein: „Putin + Bu = Butin“.

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Enisa und Selma Rose.

Bei diesem Zug sollen die Kinder aber nicht nur Demonstranten sein, sondern ganz einfach Kinder. „Die Situation für die Kinder war die letzten Jahre nicht gut. Sie konnten einfach keinen Karneval feiern“, sagt Hans Mörtter. Deswegen habe man entschieden, bei dieser Demo auch ein paar Süßigkeiten zu werfen.

Karnevalsverein KG Ponyhof verteilt Süßigkeiten

Die kleinen Indianer, Cowboys oder als Harry Potter verkleideten Jungen und Mädchen zeigen sich sichtlich erfreut und füllten ihre Beutel mit Popcorn, Lutschern und anderem Süßkram. Die elfjährige Flora und ihr siebenjähriger Bruder Vincent laufen sogar den ganzen Weg neben dem Zug mit. „Wir sind wegen des Kriegs dabei“, sagt Flora, auf ihren Wangen trägt sie blau-gelb Herzen. „Aber wir freuen uns natürlich auch, ein paar Süßigkeiten zu bekommen.“

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Für die Kinder wurden Süßigkeiten geworfen.

Diese verteilt unter anderem der Karnevalsverein KG Ponyhof. „Wir wollen den Kindern einfach eine Freude machen und gleichzeitig für Frieden und Freiheit demonstrieren“, sagt der Vorsitzende Daniel Rabe. Und dass sich Karneval und Demo gut vereinen lässt, haben die Kölner ja schon am Montag bewiesen.

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Mit „Viva Colonia“, gespielt von der Kapelle des Comedia Theaters, erreicht der Friedenszug nach rund 45 Minuten sein Ziel. Für die Menschen aus der Südstadt ist die kleine Demo ein großes Zeichen: „Wir alle waren am Montag auf der großen Demonstration. Aber wir wollen nochmal zeigen, dass unser Veedel zusammenhält“, sagt Kapellen-Mitglied Astrid Hage. Der umgewandelte Südstadtzug soll auch Hoffnung machen, Hoffnung auf ein besseres Karnevalsjahr 2023, sagt Pfarrer Mörtter.

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