Hilfsgüter aus Köln in die Ukraine„Ob ich wieder rauskomme, weiß ich nicht“

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Alexander Nasaruk fährt von Köln nach Riwne

  • Am Tag der russischen Invasion in die Ukraine setzte sich Alexander Nasaruk ins Auto, um seine geflohenen Schwiegereltern an der polnischen Grenze zu empfangen und nach Deutschland zu holen.
  • Am elften Tag von Putins Angriffskrieg auf das Heimatland seiner Eltern fährt der Vater von vier Kindern wieder los.
  • Am Dienstagabend will er in der 250 000-Einwohner-Stadt Riwne in der Ukraine sein – 1800 Kilometer entfernt von Köln, 330 von Kiew.

Am Montagmittag steht der 38-jährige Alexander Nasaruk aus Swisttal vor der Lagerhalle des Kölner Hilfsvereins Blau-Gelbes Kreuz in Raderberg, um die Familienkutsche vollzuladen mit Schlafsäcken, Windeln, Babynahrung, Medizin und ein paar Benzinkanistern – „für den Fall, dass mir dort der Sprit ausgeht“.

Nasaruk will in den kommenden Wochen in Riwne bleiben, sofern der Krieg es zulässt. Für das Blau-Gelbe Kreuz soll er als Bindeglied dienen, damit die Spenden ankommen, wo sie gebraucht werden. „Noch fahren Hilfstransporte in einige der umkämpften Städte“, sagt er. „In einige Städte wie Kiew kommen Transporte aber meinen Informationen nach nicht mehr rein. Die Lkw werden beschossen und müssen umkehren.“

120 Tonnen Spendengüter pro Tag

120 Tonnen mit Sachspenden werden derzeit täglich in Raderberg angeliefert. In der Halle sortieren Ehrenamtler Hygieneartikel, Campinguntensilien, Nahrungsmittel, Schlafsäcke und Kleider, bevor sie in Lkw geladen und an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren werden. Nasaruk weiß durch sein Netzwerk in der Ukraine, welche Krankenhäuser, Waisenheime und Wohnviertel besonders schlecht versorgt sind – und wird versuchen, die Transporte dorthin zu lotsen.

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„Solange es die Möglichkeit gibt, mich zu engagieren, möchte ich es tun.“ - Alexander Nasaruk hat schon vergangenen Sommer bei der Fluthilfe gearbeitet.

„Was möglich ist, muss man vor Ort sehen, es ist wie alles gerade schwer vorherzusehen“, sagt er. Bislang sei es möglich, in die Ukraine einzureisen. Da er nur einen deutschen und keinen ukrainischen Pass besitze, müsse er auch nicht fürchten, sofort zum Kriegsdienst beordert zu werden. Ob er sich sicher sei, wieder aus dem Land zu kommen? „Nein, das weiß ich nicht.“

Alexander Nasaruk wirkt zwischen mehreren Interviews ein paar Minuten vor der Fahrt so entspannt, als fahre er gleich in den Urlaub. Dabei liegt Riwne 100 Kilometer entfernt von der belarussischen Grenze. Viele Experten rechnen damit, dass Truppen bald auch aus Belarus in die Ukraine einfallen könnten. „Riwne könnte dann von einem auf den anderen Tag auch Kriegsgebiet sein.“

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Obwohl er vier Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren hat, habe er nicht lange überlegen müssen, ob er fahre, sagt Nasaruk. „Ich kann die Sprache, habe im Sommer in der Fluthilfe gearbeitet und weiß, wie Hilfe koordiniert werden kann“, sagt er. „Solange es die Möglichkeit gibt, mich zu engagieren, möchte ich es tun.“

Vertrauen auf Gott

Nasaruk ist gläubiger Christ. Er lebe nach dem Prinzip „du sollst nicht töten, du sollst deine Feinde lieben und jedem Menschen Frieden wünschen“, sagt er. Er könne nicht verstehen, dass sich in der Ukraine Menschen töten, die die gleiche Sprache sprechen und an den gleichen Gott glauben. Er vertraue trotz des Kriegs weiter auf Gott. Seine Frau sei trotzdem nicht begeistert gewesen, dass er in die Ukraine fährt, sagt Nasaruk.

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