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Tapsi IslandStreit um Parkplätze in Kölner Südstadt-Oase

4 min

Pächter Thomas Händgen fürchtet um seinen Garten „Tapsi Island“. Der Eigentümer der darunter liegenden Tiefgarage plant weitere Stellplätze auf dem Dach.

Innenstadt – Schwer tragende Weinreben, die sich um eine Pergola ranken, seltene Farngewächse, Feigen- und Zitronenbäume – Thomas Händgens „Tapsi Island“ ist eine Oase mitten in der Kölner Südstadt. Denn wer vermutet hinter der Zufahrt zu einer Tiefgarage in der Elsaßstraße einen tropischen Garten. „Im vergangenen Jahr konnten wir mehr als 100 Kilogramm Kiwifrüchte ernten“, sagt der 50-Jährige stolz. Ihren Namen verdankt die Grünfläche der Papageiendame Tapsi, deren Rufe regelmäßig über das Areal schallen. Der 35 Jahre alte Vogel gehörte einst dem Wirt eines benachbarten Lokals. Als der vor gut zehn Jahren seine Kneipe schließen musste, gab Händgen dem Tier Asyl.

Streit im Idyll

Überschattet wird die Idylle von einem Streit zwischen dem Pächter und dem neuen Eigentümer der Tiefgarage, auf deren Dach sich der Garten befindet. Der in Bergheim geborene Unternehmer Amir Afshin Foroutan plant ein Parkdeck mit 35 Stellplätzen, das über eine Rampe mit der bestehenden Tiefgarage verbunden werden soll. Ein entsprechender Bauantrag datiert auf den 30. Juni 2015. Der Haken an der Sache: Händgen beruft sich auf einen gültigen Pachtvertrag, der ihm die Nutzung des Gartens, bei gleichbleibendem Pachtzins, noch bis ins Jahr 2032 zusichert. Die Dokumente hatte er 2007 mit dem alten Eigentümer aufgesetzt, der im Gegenzug einen ökologischen Anbau gefordert hatte.

„Am 2. Juli bekam ich dann einen Besuch von Herrn Foroutan, bei dem er aufzuzählen begann, was in meinem Garten alles nicht ordentlich laufen würde. Er hat verschiedene Sachen angesprochen, und wenn ich die nicht binnen zwei Wochen beheben würde, würde er kündigen“, berichtet der 50-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Bauvorhaben ahnte. Davon erfuhr er erst, als Vermessungstechniker in den Garten wollten. Mittlerweile hat Händgen eine außerordentliche Kündigung erhalten und einen Anwalt eingeschaltet: „Ich lass mich nicht wegen eines lächerlichen Briefs und ein paar vorgeschobenen Gründen verscheuchen. Wenn es sein muss, gehen wir vor Gericht.“

Eigentümer Foroutan bewertet die Situation auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ anders: „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie unordentlich es dort aussah, ein richtiger Schmutzfleck“, so Foroutan. Er geht zudem davon aus, dass Händgens seit Jahren unerlaubt Strom und Wasser genutzt hat. Der bestreitet das. Um Beweise zu sichern, hat Foroutan daher Anfang des Jahres eine Fremdfirma mit der Installation eines Zählers beauftragt. Die Abnahme von mehreren Kubikmetern Wasser sei seitdem zuverzeichnen gewesen, sagt der Verpächter. „So etwas kann ich nicht unterstützen, deshalb habe ich ihm gekündigt. Und nur ihm, die anderen beiden Mieter in den angrenzenden Parzellen können bis zum Ablauf ihres Mietvertrages selbstredend weiter ihre Gärten nutzen.“

Kölns erste Solartankstelle in einer Grünanlage

Die Grünfläche im Innenhof des Karrees Elsaßstraße/Merowingerstraße wurde im Jahr 1989 vom damaligen Eigentümer, der Frankfurter Investmentgesellschaft (Westend), angelegt. Mit der Begrünung beauftragt war unter anderem der Landschaftsarchitekt Peter Sparla.

Aus einem Bebauungsplan der Stadt Köln aus den 1990er Jahren geht hervor, dass 80 Prozent des Garagendaches begrünt werden müssen. Es entstanden vier Parzellen. Pächter Händgen teilt sich mit 20 Bekannten die Arbeit und Anbauflächen auf dem mehr als 1000 Quadratmeter großen Areal. (mbo)

Erst dann wolle er mit der Umgestaltung beginnen: „Wir wollen, hoffentlich mit der Stadt und der Rhein-Energie als Partner, Kölns erste Solartankstelle in einer Grünanlage bauen“, stellt der Unternehmer seine Vision vor. Um die Begrünung zu erhalten, soll ein Wabensystem zum Einsatz kommen, mit dem Elektroautos die Flächen befahren können, ohne sie zu beschädigen. Amir Foroutan will so einen Beitrag zu weniger Kohlendioxid und Autolärm in der Innenstadt leisten. „Die großen Bäume auf dem Gelände werden natürlich nicht gefällt.“

Mit Argwohn beobachtet wird dass Vorhaben von Stadtwinzer Thomas Eichert, der die Rebstöcke auf dem Dach gepflanzt hat: „Es wäre eine Schande, wenn diese Grünfläche verschwinden würde. Damit würde Köln ein wichtiges Lungenbläschen verlieren.“ Nun muss ein Gericht entscheiden. Bis dahin ist Thomas Händgen erst einmal auf Hilfe Dritter angewiesen: Weil ein Hohlraum zwischen Tiefgarage und angrenzendem Wohnhaus eingestürzt ist, hat die Stadt Köln den einzigen direkten Zugang gesperrt. „Nun muss ich Nachbarn bitten, dass sie mich über die Seite in den Garten lassen“, so Händgen. Die alternative Route über die Notausgänge der Tiefgarage habe ihm der Eigentümer in Form eines Hausverbotes untersagt.