Tierische UnterstützungDer Star der Party-Meile an der Kölner Friesenstraße ist eine Dogge

Großer Hund, großer Mann: Junior und Kaveh Mohadjer
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Innenstadt – Wären wir nicht in Köln sondern in Hamburg, dann trüge der Hund wahrscheinlich einen Namen wie: „der weiße Riese vom Kiez“. In seinem Kölner Revier ist er als „Sir Junior vom Fensterkiosk“ bekannt und regelrecht zu Berühmtheit gelangt. Durch die Touristen, die durch die Friesenstraße kommen und beim Anblick des Hundes die Kamera zücken, hat das 75 Kilo schwere Tier inzwischen längst sogar eine Fangemeinde außerhalb von Köln.
Junior als Kiosk-Vertretung
Junior ist am 31. Mai zwar gerade erst zwei Jahre alt geworden, verhält sich inzwischen jedoch wie ein Profi. Sobald sein Herrchen im hinteren Teil des Kiosk beschäftigt ist, springt er mit den Vorderpfoten auf die Theke und lehnt sich aus dem Fenster. In dieser Position verharrt er Ewigkeiten und bewegt dabei lediglich seinen massigen Kopf hin und her, als würde gegenüber – wo sich die Sartory-Säle befinden – ein Tennisspiel ausgetragen. Und manchmal reckt er die Nase so weit vor, als wollte er auf der gegenüberliegenden Straßenseite jemanden küssen.
Der Anblick führt immer wieder dazu, dass Menschen auch bei Dunkelheit stehenbleiben und mit ihren Handykameras ein Blitzlichtgewitter vor Junior entfachen, was den Besitzer Kaveh Mohadjer veranlasste, Juniors Facebook-Seite zu löschen, um den Grad der Berühmtheit nicht noch weiter zu steigern.
Kein „Agressionsverhalten“ bei Junior
Junior ist ein Dogo Argentino und zählt somit zu den so genannten Listenhunden, die sich einem Wesenstest unterziehen müssen. In seiner Heimat Argentinien wurde und wird diese Rasse als Jagdhund für Großwildjagd eingesetzt, insbesondere auf Wildschwein oder Puma. Das weiße Fell wurde den Hunden bewusst angezüchtet, um zu verhindern, dass sie versehentlich von Jägern getroffen werden.
Da die argentinische Dogge mit anderen Rüden zur Jagd eingesetzt wird, ist es wichtig, dass sie kein übersteigertes Aggressionsverhalten an den Tag legt. Betrachtet man Juniors Verhalten, der sich auch unaufgefordert auf den Rücken legt, damit Herrchen ihn an den bevorzugten Stellen am Bauch und an der Brust kraulen kann, erscheint der Begriff „Aggressionsverhalten“ ohnehin befremdlich. Allerdings trägt Kaveh Mohadjer nicht zuletzt durch die täglichen, stundenlangen Spaziergänge „oft auch mitten in der Nacht“ dazu bei, dass Junior so ausgeglichen und zufrieden ist. „Ich habe keinen Führerschein. Wir sind immer zu Fuß unterwegs.“
Entspannter Hund
Allerdings habe er am Anfang „schon einiges machen müssen, um den Hund halten zu dürfen“, sagt der 33-Jährige. Nachdem er sich vor knapp zwei Jahren Hals über Kopf in den seinerzeit schon als Welpen stattlichen Hund verliebt hatte, war er jedoch auch bereit, alles für eine harmonische Koexistenz zu tun. Heute, sagt der Kioskbesitzer, werde er teilweise sogar von erfahrenen Hundetrainern gefragt, wie er es hingekriegt habe, dass sein Hund derart entspannt sei. Seine Antwort darauf ist stets: „Ich bin einfach authentisch.“
Dass Junior derart zum Star auf der Friesenstraße werden würde, sei natürlich nicht geplant gewesen. „Die Leute sind einfach immer wieder stehengeblieben und sagten: Och, ist der süß!“ Zwischenzeitlich habe er sich „wie der Manager oder der Bodyguard“ seines Vierbeiners gefühlt, erklärt Herrchen, selbst 1,93 Meter groß und 103 Kilo schwer.
Lieblingsessen: Persisch
Mohadjers Wurzeln liegen in Persien. Sein Vater, ein Ingenieur, und seine Mutter seien seinerzeit als politische Flüchtlinge nach Köln gekommen. Es ist also kein Zufall, dass Junior vor allem ein „Faible für persische Küche“ habe.
Hat er noch nie Bedenken gehabt, dahingehend, dass Kunden am Kiosk durch Junior abgeschreckt fühlen könnten? „Nö, im Gegenteil“, erklärt der 33-Jährige, den man hier auch als Musiker unter dem Künstlernamen „Hannibal Cologne“ kennen könnte. „Ich habe viele Kunden, die extra wegen Junior kommen. Vor allem die Frauen lieben ihn.“