Kölner Live Music Hall in der Pandemie„Die Bühne ist so verlassen und allein“

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Live Music Hall Micki Pick

Live Music Hall-Chef Micki Pick in der leeren Halle

  • Sie mussten als erste ihre Tätigkeit einstellen: Die Betreiber der Kölner Konzert- und Veranstaltungshallen blicken in eine ungewisse Zukunft.
  • Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mit einigen von ihnen gesprochen – bei uns berichten sie über die aktuelle Lage, über ihre Ideen und ihre Hoffnungen für die Zeit nach der Pandemie.

Köln-Ehrenfeld – Am schlimmsten ist die Ohnmacht. Die Ohnmacht gegenüber diesem heimtückischen Virus und den damit verbundenen Auswirkungen. Für jeden Einzelnen, die Veranstaltungsbranche, die Gesellschaft. Gepaart mit der Ungewissheit. „Wir können nichts planen, nur spekulieren“, sagt Micki Pick, Betreiber der Live Music Hall in Ehrenfeld.

„Wir bekommen weiterhin viele Anfragen für Veranstaltungen rein. Die Frage ist nur: Wann kann wieder etwas stattfinden?“ Und so würde optioniert, verlegt und wieder verlegt. Mitunter schon zum dritten Mal und bis ins Jahr 2022 hinein. Das werde Micki Pick zufolge zu einem regelrechten Konzert- und Veranstaltungsstau führen, wenn es irgendwann wieder losgeht. „Eigentlich bräuchten wir dann in der Stadt drei, vier oder fünf zusätzliche Hallen, um alle verlegten Künstler unterzubringen“, sagt der 64-Jährige.

„Das war wie in einem schlechten Film“

Als die Live Music Hall am 12. März zum ersten Mal coronabedingt schließen musste, sei das für Micki Pick ein „Kulturschock“ gewesen. „Dieses neue Virus, diese Pandemie – das war wie in einem schlechten Film. Wir waren sprachlos und erstarrt. Von diesem Zustand mussten wir uns erst einmal erholen.“ Erst danach habe er mit Geschäftsführer Georg Schmitz-Behrenz und dem restlichen Team überhaupt überlegen können, wie es weitergehen kann.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Die Krise habe die Kollegen näher zusammen rücken lassen. „Und aus der Not heraus sind neue kreative Ideen entstanden, auf die man sonst vielleicht nie gekommen wäre“, sagt Micki Pick. Zwischen den Lockdowns konnten in der Live Music Hall mit ausgeklügeltem Hygienekonzept auch wieder Konzerte stattfinden, wenn auch nur mit 400 statt der sonst bis zu 1200 Besuchern.

Unterstützung von der Stadt Köln und der Klubkomm

Lobende Worte findet der Hallenchef für die Klubkomm – ein Interessenverband der Kölner Clubs und Veranstalter – und die Stadt: „Die haben einen super Job gemacht und im Bereich ihrer Möglichkeiten versucht, uns schnell und unkompliziert zu helfen.“ Die Kölner Hallenbetreiber stünden in engem Kontakt miteinander und tauschten sich etwa über Anträge und Fördergelder aus.

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Denn finanziell bedeute die Pandemie eine enorme Herausforderung – ohne Einnahmen aber mit weiterhin laufenden Kosten wie Mieten. Sämtliche acht Mitarbeiter der Live Music Hall befinden sich momentan in Kurzarbeit. Sie alle hofften nun, dass die Besucher eines Tages wieder kommen und das coronakonforme Angebot annehmen.

Auf einen Zeitpunkt festlegen, wann das sein wird, mag Micki Pick sich nicht. Er hofft auf Mai oder Juni: „Ich denke, der Kulturbetrieb wird nach und nach wieder hochgefahren mit langsam steigenden Zuschauerzahlen.“ Bis dahin stellen er und sein Team sich auf eine harte Zeit ein. Der Weg zurück in eine gewohnte Normalität werde noch dauern, die Leute anfangs noch vorsichtig und zurückhaltend sein. „Aber am Ende ist der Mensch eben doch ein Gewohnheitstier und wird sich an Konzerte im Corona-Modus gewöhnen. So wie er sich auch ans Maskentragen gewöhnt hat“, sagt der 64-Jährige. Woran er sich hingegen nicht gewöhnen will, ist das Gefühl, in einer leeren Halle zu stehen: „Die Bühne ist so verlassen und allein.“

„Da war endlich wieder Leben in der Bude“

Auch wenn es manchmal schwerfalle: „Wir versuchen positiv nach vorne zu blicken.“ Alles Andere raube die Energie, um durchzuhalten. Und so erinnert sich Micki Pick gern an seinen persönlichen Corona-Höhepunkt im Januar, als der WDR das kölsche Tauschkonzert in der Live Music Hall aufgezeichnet hat. Bands wie Bläck Fööss, Brings und Cat Ballou hatten nacheinander auf der Bühne gespielt. „In der Halle waren ansonsten nur ein paar Fernsehmitarbeiter und Crewmitglieder. Die haben nach den Songs geklatscht. Für uns war das so schön, mal wieder Applaus zu hören. Da war endlich wieder Leben in der Bude.“

Für die Zukunft wünscht Micki Pick sich, „dass wir wieder miteinander feiern können und alles rauslassen, was momentan in uns drinnen ist. Und dann lächelt man sich an, ohne Maske und erzählt von früher“.

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