Der 75-Jährige sollte nicht mehr für die Kölner Grünen bei der Kommunalwahl antreten. Jetzt gründete er ein Wählerbündnis.
Kampfansage von HupkeBezirksbürgermeister stellt nach Austritt bei den Grünen neues Aktionsbündnis vor

Die neue Wählergruppe Aktionsbündnis Innenstadt/Deutz von Andreas Hupke stellt sich vor.
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Andreas Hupke, seit 20 Jahren Bürgermeister für den Stadtbezirk Innenstadt und Deutz, tritt aus den Grünen aus. Das bestätigte der 75-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, nachdem sich seine Wählergruppe „Aktionsbündnis Innenstadt/Deutz (ABI)/Team Hupke“ am Samstagabend im Veedelszimmer am Eigelstein gegründet hatte. „Sobald das Wahlamt uns offiziell zur Kommunalwahl zugelassen hat, werde ich aus der Partei austreten“, sagte Hupke.
Anfang April hatte der 75-Jährige bekannt gegeben, dass die Grünen eine weitere Kandidatur von ihm für die Bezirksvertretung Innenstadt nicht unterstützen würden. „Sie haben mir ins Gesicht gesagt, dass sie mich nicht mehr wollen“, erinnert sich Hupke. Das habe er als Altersdiskriminierung empfunden, manchen in der Partei sei er wohl „auch einfach zu frech gewesen“. Die Grünen nun nach mehr als 40 Jahren zu verlassen, falle ihm nicht leicht: „Die Partei war meine politische Heimat und über die Jahrzehnte auch so etwas wie eine Ersatzgroßfamilie.“
Neues Bündnis will „Finger in die Wunden legen“
Am Abend nach der Gründung seines Aktionsbündnisses sei er „neu motiviert und auch erleichtert, nochmal zu neuen Ufern aufbrechen zu dürfen. Das ist ein großes Geschenk.“ Er empfinde es als Vorteil, dass seine Wählergruppe unabhängig von Partei- und Fraktionszwängen sei: „Es gibt bei uns nicht die Dogmen und Hierarchien von Parteien. So können wir den Leuten noch besser den Spiegel vorhalten und den Finger in die Wunden legen, ohne dass uns jemand das Maul verbieten kann.“

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke erklärte im April, dass die Grünen ihn nicht mehr als Kandidaten für die Bezirksvertretung aufstellen möchten.
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Auf einen Elf-Punkte-Plan hat sich das Aktionsbündnis verständigt: von der Stärkung der Rechte von Anwohnenden und mehr politische Selbstbestimmung im Viertel bis zum Stopp von Verelendung und Verwahrlosung des Stadtbilds, mehr bezahlbarem Wohnraum und Initiativen gegen die „Ballermannisierung der Innenstadt“. Fragt man Hupke nach einem Schwerpunktthema, sagt er wie aus der Pistole geschossen: „Bäume, Bäume, nochmals Bäume – Zehntausende.“
Ziele: Mehr Grün – und Bezirksbürgermeister bleiben
In der Innenstadt sei es im Sommer schon heute fünf bis sechs Grad wärmer als in Rodenkirchen. „Alles, was die Wissenschaftler zur Klimaerwärmung gesagt haben, tritt ein. Wir müssen mehr Grün schaffen und Flächen entsiegeln, aber auch Brunnen beleben und neue bauen.“ Sonst könne man in der Innenstadt im Sommer bald nicht mehr gut leben.
Mit zwölf Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Alter von 35 bis 75 Jahren hat Hupke sein Aktionsbündnis gegründet – federführend haben ihm Ruth Wennemar und Hans Anton Meurers bei den Formalitäten geholfen. Journalistin Wennemar ist im Vorstand des Bürgervereins Kölner Eigestein aktiv, Anwalt Meurers in der Kölner Seniorenvertretung. Die meisten Mitglieder sind parteilos und im Veedel engagiert, Bezirksvertreter Stefan Fischer von den Grünen hatte sich früh mit Hupke solidarisiert.
Wir haben jedes Thema unseres Elf-Punkte-Plans und alle Formalitäten bis ins letzte Details ausdiskutiert
Bei der Kommunalwahl tritt das Bündnis an, um zu gewinnen. „Mein Ziel ist es natürlich, Bezirksbürgermeister zu bleiben“, sagt Hupke. „Ich denke, als fraktionsloses Bündnis sind wir eine echte Alternative.“
Mit der Gründung von neuen Bündnissen hat Andreas Hupke Erfahrung: 1979 zählte er als Student zu den Gründern der basisdemokratischen Bunten Liste, der sich auch die Comedians Dirk Bach und Hella von Sinnen angeschlossen hatten. Sie tat sich zusammen mit der Kölner Alternative – dem Vorläufer der Grünen, den Hupke ebenfalls unterstützte.
Basisdemokratisch geht es beim Team Hupke 46 Jahre später weiterhin zu. „Wir haben jedes Thema unseres Elf-Punkte-Plans und alle Formalitäten bis ins letzte Details ausdiskutiert“, sagt Hupke. Die Gründungsversammlung habe fünf Stunden gedauert. „Das hat großen Spaß gemacht.“