Vor sieben Jahren rettete der Kölner Oktay Kasap das Leben von Wolfgang Koring. Mittlerweile sind sie enge Freunde.
„Mit wenig viel bewirken“Kölner rettete Krebspatienten mit Stammzellenspende

Bei Wolfgang Koring (links) und Oktay Kasap stimmt es nicht nur genetisch, sondern auch menschlich.
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Es ist das dritte Treffen von Oktay Kasap (27) und Wolfgang Koring (65). Dieses Mal hat Koring den Kölner Kasap zu sich und seiner Familie nach Dettenhausen (Kreis Tübingen) eingeladen, um ihm seine Heimat zu zeigen. Dass die beiden lachend nebeneinander stehen können, ist nicht selbstverständlich. Vor sieben Jahren, im August 2018, schenkte Kasap dem fast 30 Jahre älteren Koring mit seiner Stammzellspende eine zweite Lebenschance.
Zuvor erhielt der 65-Jährige eine schlimme Diagnose. Der Wirtschaftsingenieur, der als Bereichsleiter für sein Unternehmen viel unterwegs und auch in seiner Freizeit immer sportlich aktiv war, wurde im Urlaub am Gardasee im wahrsten Sinne des Wortes ausgebremst. Er fühlte sich kraftlos, hatte Schmerzen in den Beinen. Zurück in Deutschland ergaben Untersuchungen beim Arzt die traurige Gewissheit: Koring hatte eine akute myeloische Leukämie – eine aggressive Form von Blutkrebs, die unbehandelt meistens in kurzer Zeit zum Tod führt.
Urlaub verschoben – Leben gerettet
Die eingeleitete Chemotherapie brachte nicht den erhofften medizinischen Erfolg. Koring benötigte Stammzellen für sein Immunsystem – Stammzellen von Oktay Kasap, wie sich herausstellte. Der Kölner erinnert sich noch gut an den Moment, als klar war, dass er spenden würde: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich helfen kann. Auch wenn ich Angst vor Nadeln habe und vor der Spende sehr nervös war. Die Möglichkeit, damit jemandem das Leben zu retten, hat überwogen“, sagt Kasap, der für die Spende zudem seinen geplanten Türkeiurlaub verschob.
Schon mit 17 Jahren, so Kasap, habe er sich bei einer Schulaktion in Köln in die DKMS aufnehmen lassen. Eine Entscheidung, die für Koring ein großes Glück war: Rund zwei Jahre später erhielt er die lebensrettende Spende.
DKMS: „Jeder Mensch sollte sich registrieren“
Mittlerweile ist der ehemalige Leukämie-Patient wieder fit. Bei ihm und seinem Spender hat es nicht nur genetisch, sondern auch menschlich gepasst. Sie verbindet eine tiefe Freundschaft. Zufälligerweise haben beide Wirtschaftsingenieurwesen studiert. „Ohne Oktay würde ich hier heute nicht mehr sitzen. Ich fühle mich wieder super gut und habe keine Nebenwirkungen mehr“, sagt Wolfgang. Auch dem Kölner bedeutet die Freundschaft zu Koring und seiner Familie viel: „Es fühlt sich einfach schön an. Wolfgang ist eine Bereicherung für mein Leben.“
Beiden ist es wichtig, auf das Thema Stammzellspende aufmerksam zu machen. „Man kann mit wenig viel bewirken. Die Spende hat mein Leben bereichert. Jeder Mensch sollte sich registrieren“, appelliert Kasap. Der Gerettete ergänzt: „Die Leute haben die Chance, etwas Gutes zu tun, wirklich zu helfen und eine Familie wieder glücklich zu machen.“
Je früher man sich als Spender registriert, desto länger steht man für suchende Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Bei der DKMS ist die Registrierung bereits mit 17 Jahren möglich. Deshalb gibt es unter anderem das DKMS Schulprojekt, ein Programm, das darauf abzielt, Schülerinnen und Schüler für die Stammzellspende zu sensibilisieren und zur Registrierung als potenzielle Spenderinnen und Spender zu motivieren, so wie den Kölner Oktay Kasap. Darüber hinaus ist eine Registrierung jederzeit online möglich.