Das Aktionsbündnis „Schülerstreik gegen Wehrpflicht“ rief bundesweit zu Demonstrationen gegen das neue Wehrdienstgesetz auf.
Bildung statt SchützengrabenKölner Schülerinnen und Schüler protestieren gegen Wehrdienst
„Demokratie heißt Selbstbestimmung“ steht auf einem der Protestschilder, die am Freitagmittag auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs zu sehen sind. Um ihre Ablehnung gegen das neue Wehrpflichtgesetz zu zeigen, haben sich viele Schülerinnen und Schüler, junge Erwachsene, aber auch Seniorinnen und Senioren auf die Straße begeben - laut Polizei waren es mehrere Hundert.
Hintergrund ist, dass der Bundestag mit Stimmen von Union und SPD ein Gesetz für einen neuen Wehrdienst beschlossen hat. Demnach sollen 18-jährige Männer ab dem Jahrgang 2008 zur Musterung verpflichtet werden, der Wehrdienst bleibt dabei vorerst freiwillig. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte im Oktober in der ARD daran gezweifelt, ob es bei der Freiwilligkeit bleiben werde.
Köln: Junge Menschen demonstrieren gegen den Wehrdienst
Im neuen Gesetz sehen viele junge Menschen ihr Mitspracherecht verletzt. „Ich finde, wir sollten entscheiden, ob wir das möchten oder nicht“, sagt Luisa (15), die unter den Demonstrierenden in Köln war. „Es ist ja unser Leben, unser Körper.“
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Laut Polizei waren mehrere Hundert Menschen am Bahnhofsvorplatz
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Dem stimmte auch Yarik Löffler (16) zu: „Ich finde es moralisch falsch, die Menschen zu einem Wehrdienst zu zwingen.“ Die Bundesregierung mache Politik gegen Lohnabhängige. „Dann wollen sie uns mit 2700 Euro brutto und einem kostenlosen Führerschein den Dienst für das Vaterland schmackhaft machen.“
Schülerinnen und Schüler wünschen sich Bildung statt Militärdienst
Das Bündnis „Schülerstreik gegen Wehrpflicht“ hatte zu Demonstrationen aufgerufen. „Die Schüler haben das zum größten Teil selbst organisiert“, erzählt Sophie Landsiedel, die ebenfalls demonstriert hat. In einer Rede wandte sie sich an Verteidigungsminister Boris Pistorius: „Hier stehen die Leute, die Sie in den Schützengraben schicken wollen.“ Das werde man nicht mitmachen. „Gehen Sie selbst!“

Mit Protestschildern bekundeten die Demonstranten ihre Ablehnung von Krieg.
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Nicht nur das Wehrdienst-Gesetz sorgt bei den Demonstranten für Frust, sondern auch das Gefühl, dass Jugendliche generell nicht von der Politik gesehen werden. „In unserem SV-Raum ist eine Leitung kaputt“, erzählt Florian Manweiler (17). Die werde schon seit Ewigkeiten „repariert“, aber der Abfluss funktioniere nicht richtig. „Das ist echt blöd, dass unsere Schulen so vernachlässigt werden, während so viel Geld ins Militär gesteckt wird.“ Sein Appell an die Politik: „Ich fände es schon schön, wenn die Interessen der Jugend mehr berücksichtigt werden, weil wir auch die Zukunft des Landes sind.“
Es sind auch nicht nur Jugendliche vor Ort, sondern auch Senioren und Eltern, die für ihre Kinder demonstrieren. So wie Christian Noll. „Ich demonstriere hier für meine drei Kinder, die nicht zur Wehrpflicht sollen, keinen Krieg miterleben sollen“, sagt der 43-Jährige. Er sei sehr enttäuscht von der Politik weltweit. „Man muss doch endlich sagen: Die Menschen, die hier leben, die in jedem Land leben, die wollen keinen Krieg. Die wollen in Frieden, in Ruhe leben.“

