Reaktionen aus Kölner SchulenMaskenpflicht-Ende: „Freue mich, wieder Mimik zu sehen“

Lesezeit 4 Minuten
Gesamtschule Holweide RAKO

Gesamtschule Holweide 

Köln – In den Kölner Schulen ist die Entscheidung der Aufhebung der Maskenpflicht auf ein geteiltes Echo gestoßen. Auf der einen Seite besteht die große Sorge, dass ohne Masken die Infektionszahlen bei den ungeimpften Schülern in die Höhe schnellen und damit der Präsenzunterricht im Winter wieder gefährdet sein könnte. Auf der anderen Seite herrscht Freude über ein ersehntes Stück Normalität.

Der Leiter der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler, Rolf Grisard, hält die Entscheidung für richtig und vertretbar, da ja weiter drei Mal in der Woche getestet werde. „Es ist für mich eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Zumal es kaum schwere Erkrankungsfälle gibt und die Leute im Kino auch ohne Maske sitzen.“ Er selbst freut sich darauf, endlich wieder Kindern ohne Maske gegenüber zu sitzen. „Die Maske hat den Unterricht gerade bei den Fremdsprachen erheblich eingeschränkt.“ Das Kollegium sei geimpft und jeder könne ja für sich entscheiden, weiter die Maske zu tragen.

„Freue mich, wieder Mimik zu sehen“

Auch der Leiter des Georg-Büchner-Gymnasiums, Ulf Ußner, begrüßte die Entscheidung: Privat würden sich die Schüler ja ohnehin in Gruppen ohne Maske treffen, so dass der Schutzraum wie in der Schule ohnehin nicht den ganzen Tag aufrechterhalten werde. „Ich freue mich jedenfalls sehr, ab nächste Woche endlich wieder die Mimik meiner Schülerinnen und Schüler zu sehen.“ Er habe eine Klasse übernommen, die er noch nie ohne Maske gesehen hat. „Wenn ich die Schüler draußen treffe, erkenne ich die ohne Maske gar nicht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Andernorts herrscht mehr Sorge: In der Gesamtschule Holweide und im Dreikönigsgymnasium Bilderstöckchen wird die Abschaffung kritisch gesehen. „Wir gehen damit das Risiko ein, im Dezember wieder in den Distanzunterricht gehen zu müssen“, hatte der stellvertretende Schulleiter des DKG, Tim Höttermann gesagt. Die Maske spiele eine große Rolle im aktiven Schutz für alle SchülerInnen und MitarbeiterInnen der Schule, hieß es aus der Schule. Und auch am Deutzer Gymnasium Thusneldastraße hätte man gerne weiter auf Masken gesetzt, um eine ungehemmte Verbreitung und potenzielle Cluster zu vermeiden. Die Besorgnis speist sich auch aus dem Blick nach Bayern, wo die Inzidenzen bei den Fünf- bis Elfjährigen drei Wochen nach dem Ende der Maskenpflicht bei 415 liegen und über die Wiedereinführung diskutiert wird.

Elternschaft ist gespalten

In der Kölner Elternschaft ist die Haltung zur Maskenpflicht sehr gespalten, wie Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Köln, erläutert. Außerdem müsse man zwischen Eltern von Kindern über zwölf Jahren und den Eltern jüngerer Kinder unterscheiden. Die Eltern von Kindern ab zwölf Jahren seien entspannter, weil sie ja für ihre Kinder ein Impfangebot bekommen hätten. „Sie konnten sich entscheiden, wie sie damit umgehen. Wenn alle die Gelegenheit hatten, ein solches Angebot anzunehmen, ist der Schutz von Seiten des Staates auch nicht mehr zu rechtfertigen.“

Bei den unter 12-Jährigen sieht Binz jedoch bei den Kölner Eltern eine deutliche Lagerbildung. Da seien diejenigen, die auf keinen Fall möchten, dass ihre Grundschulkinder Maske tragen müssen. Und da seien auf der anderen Seite diejenigen, die Sorge haben vor einem massiven Anstieg der Infektionen und viel mehr Quarantänefällen an den Grundschulen. Viele überlegten, ob sie ihre Kinder nicht weiter freiwillig die Maske tragen lassen. Die Stadtschulpflegschaft vertritt 150.000 Eltern.

„Für mich persönlich als Mutter von drei Grundschulkindern muss ich sagen: Auch wenn Long Covid selten ist, wenn eines meiner Kinder das hat, hilft mir das nicht.“ Sie und ihr Vorstandsteam sehen die Entscheidung der Abschaffung der Maskenpflicht gerade zu Beginn des Winters „als eine Entscheidung für eine Durchseuchung der Schulen“. „Die Kinder tragen jetzt schon so lange Masken. Warum konnten wir nicht noch die paar Wochen warten, bis der Impfstoff für die 5- bis 11-Jährigen, der ja jetzt in Sicht ist, zur Verfügung steht.“

Die Kölner Mit-Initiatorin der Petition "Abschaffung der Maskenpflicht am Platz an Grundschulen in NRW", Nina Hoppe, äußerte sich dagegen erleichtert, "dass die Kinder nun endlich wieder ohne einschränkende Maske am Unterricht teilnehmen dürfen". Sie hoffe, dass die Vorgaben der Landesregierung nun nicht durch moralischen Druck der Lehrkräfte und Schulleitungen umgangen würden "und die Kinder wirklich frei entscheiden können". Die Petition wurde von 33.503 Menschen unterzeichnet.

KStA abonnieren