Kommentar zum 2. NovemberDas Ende der Schul-Maskenpflicht birgt große Gefahr

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Gebauer

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer

Düsseldorf – Das muss man Yvonne Genauer lassen: Was das Ende der Maskenpflicht an Nordrhein-Westfalens Schulen betrifft, ist die Bildungsministerin bemerkenswert konsequent. Von der kommenden Woche an werden die Schülerinnen und Schüler wie vor den Herbstferien angekündigt wieder ohne lästigen Mund- und Nasenschutz im Unterricht sitzen.

Der eingeschränkte soziale Kontakt, den die Maske mit sich bringt, auch er ist wiederhergestellt – vor allem für die Grundschüler ist wichtig, nicht bloß zu hören, was gesagt wird, sondern auch zu erleben, wie es gesagt wird. Aber, und hier stößt Gebauers Konsequenz im Sinne einer wiederhergestellten Schulnormalität auf die harte Wirklichkeit der Pandemie: Mit diesem Entschluss gehen sie und mit ihr die gesamte Landesregierung ein hohes Risiko ein.

Steigende Corona-Inzidenzen in Bayern 

Man muss nicht ins Spekulieren verfallen, um die Gefahren zu benennen: Bayern, das die Maskenpflicht bereits vor den Ferien verworfen hat, verzeichnet mittlerweile eine Richtung des 500er-Werts anwachsende Inzidenz unter den Sechs- bis Elfjährigen; und auch in NRW steigen die Zahlen trotz noch bestehender Maskenpflicht an, was der Jahreszeit geschuldet ist und den Ferien, durch die das Virus reimportiert wird. Angesichts dieser Entwicklung müsste jedes Mittel recht sein, um eine Infektionswelle wie im vergangenen Winter zu verhindern, angefangen von den noch immer fehlenden Luftfiltern bis eben hin zur ungeliebten Maske.

Gebauers Hinweis auf die zahlreichen Opfer, die gerade junge Menschen in den vergangenen Monaten gebracht haben, ist ohne Zweifel angebracht: Kinder und Jugendliche haben sich in Verzicht geübt, um Ältere zu schützen – nun sind sie an der Reihe, wieder ein Leben zu führen, das nicht permanent durch das Virus eingeschränkt wird.

NRW-Schüler haben Recht auf Präsenzunterricht

Dazu gehört, Freunde zu treffen und zu feiern, dazu zählt aber auch das Recht auf einen guten, also auf einen in Präsenz erteilten Schulunterricht, doch es ist just dieser Anspruch, den Yvonne Gebauer selbst immer wieder als oberstes Ziel ihrer Corona-Politik formuliert, den sie nun ihrerseits bedroht: Masken stören die Normalität, gar keine Frage, aber sie mindern eben auch das Infektionsrisiko. Reicht es da wirklich aus, auf die steigende Impfquote auszuweichen? Fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahre sei bereits vollständig geimpft, sagt die Ministerin. Was umgekehrt bedeutet, dass dies auf mehr als die Hälfte nicht zutrifft.

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Die Entscheidung, die Maskenpflicht aufzuheben, fällt zur Unzeit. Nicht nur die Jahreszeit bietet sich so gar nicht für diesen Schritt an – auch das Impfen kann noch einen kräftigen Schub vertragen. Warum also geht Gebauer, geht die Landesregierung das Risiko ein? Düsseldorf spürt den gewachsenen Unmut unter Schülerinnen und Schülern und auch den Eltern im Land, und dieser Groll ist groß nicht allein wegen der Maskenpflicht: Mangelnde Digitalisierung, bürokratische Hürden bei der Beschaffung von Luftfiltern, Heimunterricht, der Kinder wie Eltern die eigenen vier Wände vielfach verfluchen ließ – all das hat sich aufgestaut.

Nun sucht die Politik ein Ventil. Bloß könnte es sein, dass sie damit wieder einen Kurs einschlägt, den sie eigentlich vermeiden will.

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