Energydrinks und Klischees?So läuft ein Gaming-Tag mit Kölner Streamer „Rewinside“

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Der Kölner Sebastian Meyer ist als „Rewinside“ einer der erfolgreichsten Gamer Deutschlands.

Köln – Es riecht nach flüssigen Gummibärchen im Kölner Xperion. Männer Anfang 20 betreten der Reihe nach die Gaming- und E-Sport-Arena des Saturn am Hansaring. Vorzugsweise trägt man Jogginghose und Baseball-Cap. Bequem muss es sein. Denn in den kommenden Stunden wird viel gesessen. Ein großer Energy-Drink-Hersteller – der mit dem markanten Geruch – veranstaltet im Xperion ein großes Gaming-Event.

Kölner Streamer Rewinside hat drei Millionen Follower

„Red Bull Superiocity“ strahlt einem von den zahllosen Bildschirmen der 3000 Quadratmeter großen E-Sport-Arena entgegen. Als comichafte Zeichnung ist darauf auch der Star des Tages zu sehen: der Kölner Livestreamer „Rewinside“. 3,3 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten auf Youtube, zwei Millionen Follower auf Instagram.

Rewinside heißt eigentlich Sebastian Meyer, ist 28 Jahre alt und verdient sein Geld als Musik- und Videoproduzent. Durch sogenannte „Let’s Plays“, bei denen sich Gamer beim Zocken selbst filmen, ist er bekannt geworden. Warum ausgerechnet er es zu so einer großen Fangemeinde gebracht hat? „Ich weiß es gar nicht so genau“, sagt Meyer am Rande des Events. „Ich habe vor acht Jahren damit aus Langeweile angefangen. Das war ein Hobby, das sich dann so entwickelt hat.“

„Die Kölner Ehre verteidigen“

Ein Hobby, das viele Menschen teilen. Bei „Superiocity“ tritt ein Kölner Team aus Gamern gegen eines aus Berlin im Shooter-Spiel „PUBG: Battlegrounds“ an. In halbstündigen Runden spielen je 30 Personen gegeneinander, im „Battle Royale“-Modus. „Das kann man sich vorstellen wie bei ‚Die Tribute von Panem‘“, so Rewinside. „Es wird so lange gespielt, bis nur noch einer überlebt hat. Eine sehr friedliche Angelegenheit also“, sagt er und lacht.

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Konzentrierte Stimmung im XPerion am Hansaring: Die Gamer beim Turnier.

Dafür, dass sich das Spiel hauptsächlich um die Wahl der richtigen Waffe und der Zahl der getöteten Gegner dreht, ist die Stimmung im Xperion ziemlich entspannt. Statt Geschrei und Faustschlägen auf den Tisch ist das geschäftsmäßige Klicken der Tastaturen zu hören. Selbst die Kühlschranktür quietscht lauter als die Teilnehmer miteinander sprechen, wenn neue Energy-Dosen hinein gestapelt werden.

Das Turnier ist zwar ein Spiel – aber das Gaming nehmen hier alle ziemlich ernst. Auf die Frage, ob er im Laufe des Tages auch mich als Laie mal ans Steuer lassen würde, antwortet Meyer prompt: „Auf gar keinen Fall!“ Im Städte-Duell müsse man schließlich „die Kölner Ehre verteidigen“, sagt Meyer, halbironisch.

Frauen gibt es wenige in der Gaming-Szene

Dazu beitragen wollen vor allem die jungen Männer in Jogginghosen. In den diversen Runden, die ich mitverfolge, sitzt unter 29 Männern je eine Frau. Von Gamer-Klischees hält Rewinside trotzdem nicht viel. „Ich glaube, den typischen Gamer gibt es nicht mehr. Jeder Mensch hat einen Spieltrieb, das ist in uns verankert.“

„Es macht einfach unglaublich viel Spaß, gemeinsam zu spielen“, sagt dazu eine junge Frau in der Lobby. Vor ihr keine flüssigen Gummibärchen, sondern ein Kamillentee. Neben ihr ein Teamkamerad. Als ihre Namen nennen sie wie selbstverständlich zuerst ihre Gaming-Alias: „Fiiinix“ und „Steinbauer“. Auf Nachfrage geben sie zumindest ein paar bürgerliche Details raus: „Fiiinix“ ist Sarah, 31 Jahre alt, aus Attendorn. „Steinbauer“ ist Niclas, 20 Jahre alt, aus Köln.

Dass sie eine der wenigen Frauen vor Ort ist, mache ihr nichts aus, sagt Sarah. „Ich habe mit meinem Team ein super freundschaftliches Verhältnis. Ich bin froh, dass wir uns gefunden haben.“ Aber wie lernt man sich als Gamer überhaupt kennen? Bei Events wie diesen? „Nein, wir haben uns hier heute das erste Mal ‚live‘ gesehen“, sagt Niclas. „Wir kennen uns über Teamspeak.“ Google-Suche: „TeamSpeak ist die erste Wahl für die Kommunikation während des Online-Gaming“, schreibt der Anbieter.

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„Winner, Winner, Chicken Dinner!“

Im Xperion ist dieses Mal kein Teamspeak nötig. Man sieht sich ja ausnahmsweise vor Ort. Lauter wird es dabei immer am Ende jeder Runde. Für Köln läuft es gut. Jubelrufe und Applaus kommen auf, als auf den 30 Bildschirmen im dunklen Gaming-Raum in gelber Schrift folgende Worte aufleuchten: „Winner, Winner, Chicken Dinner!“ Eine Phrase im Gaming, mit der sich die Gewinner feiern.

Nach acht Runden, vier Stunden gespielter Zeit und neun Stunden in der Gaming-Halle hat das Kölner Team genügend „Chicken Dinner“ für die gesamte Belegschaft erspielt. Mit 39 zu 4 Punkten hat man die Konkurrenz aus Berlin geschlagen. Oder, wie man im Gaming-Sprech analysiert: „Wir haben die richtig auseinander genommen!“ 

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