Kölner ZahnmedizinstudentMehr Energie und eine gute Verdauung durchs Zähneputzen

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Zahnmedizinstudent Christos Amiantitis

Zahnmedizinstudent Christos Amiantitis

  • Seit 15 Jahren lädt KStA-Redakteurin Susanne Hengesbach wildfremde Menschen auf einen Kaffee ein und fragt sie nach ihrer Geschichte.
  • Es sind kuriose, interessante, zum Teil aber auch hochgradig bewegende Schicksale über Leben und Tod, die sie bei einer Länge Kaffee erfährt.
  • Heute: Nach einer Ernährungsumstellung sind die Zähne dieses Medizinstudenten viel besser geworden.

Köln – Heute bin ich wieder auf der Breite Straße unterwegs und freue mich, dass sich ein junger Mann auf meine Einladung einlässt. Die Tasse ist allerdings nur ein Fotomodell. Christos Amiantitis hält Kaffee – und nicht nur Kaffee für ungesund.

Der 27-Jährige stammt aus Zypern, ist in der Hauptstadt Nikosia aufgewachsen und mit 20 von Zuhause weggegangen, weil er Zahnmedizin studieren wollte. Inzwischen sei er im fünften Semester.

Mich interessiert, was einen jungen Menschen daran reizt, sich mit nicht immer ansehnlichen Kauwerkzeugen fremder Menschen zu beschäftigen. „Ich finde Mundhygiene ist ein interessantes Thema. Wenn die Menschen ihre Mundhygiene mit größerer Sorgfalt betreiben würden, hätten sie viel mehr Energie.“ Beim Zähneputzen, sagt Amiantiti, produzieren wir mehr Speichel, mehr Speichelflüssigkeit komme dem Verdauungsprozess zugute, eine gute Verdauung beschere dem Körper mehr Energie.

Eine gute Verdauung hängt ebenso von der Ernährung ab

Natürlich hänge die Verdauung nicht nur davon ab, ob unsere Speicheldrüsen ordentlich produzieren, sondern auch von unserer Ernährung. Er zum Beispiel sei Veganer. „Nicht, weil das Mode ist“, sondern weil er überzeugt sei, dass diese Art von Ernährung ein Zugewinn für unsere Gesundheit sei. „Zwei, drei Generationen nach uns wird man sagen: »Wie dumm sind die gewesen, dass die Fleisch verzehrt haben«“.

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Seine Zähne seien seitdem viel besser geworden. „Aber Zähne werden doch nicht besser, wenn sie einmal kaputt sind“, widerspreche ich. Mein Gegenüber schüttelt den Kopf. „Jedes Organ hat die Fähigkeit, sich selber zu heilen“, insistiert er, was sich mit meiner Erfahrung leider nicht ganz deckt.

Immer mehr Menschen verzichten auf tierische Produkte

Immer mehr Menschen verzichten ja nicht nur auf tierische Produkte, sondern auch auf Zucker, stelle ich fest. „Ich auch“, sagt der 27-Jährige. Nach dem Verzehr von Zucker sei in seinem Kopf „nur Chaos“. Auf meinen fragenden Blick erklärt Amiantitis, dass bei ihm ADHS diagnostiziert worden sei, was keine Auswirkung auf sein Studium habe. „Wenn ich etwas interessant finde, kann ich mich zu 1000 Prozent konzentrieren.“ Bei Dingen, die ihn weniger interessierten, müsse er hingegen ungleich mehr Konzentration aufwenden, „und das kann ich mit Zucker vergessen“. Ich nehme einen Schluck von meinem gezuckerten Kaffee und höre ihn sagen: „Kaffee ist auch schlecht. Mit Zucker noch schlechter!“

Um nicht Gefahr zu laufen, auch mein Abendessen mit schlechtem Gewissen zu verzehren, wechsele ich das Thema und frage, ob abgesehen von der interessanten Materie bei einem Zahnmedizinstudium nicht auch die Aussicht auf ein besseres Einkommen reizvoll sei? „In meinem Leben gab es immer die Leidenschaft nach Wissenschaft“, sagt er. „Wenn man macht, was man liebt, kommt das Feld automatisch.“ Er brauche keinen Titel, um sein Ego zu befriedigen. „Wir brauchen mehr Menschen, die helfen, aber nicht zwangsläufig berühmt werden wollen.“

Unsere Serie „Zwei Kaffee, bitte!“: Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?

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