Die Wichtel-Tradition kommt aus Skandinavien und wird hierzulande immer beliebter. Das bedeutet auch Stress für Eltern.
„Der Trend explodiert“Kölnerin erfindet Wichtel-Sets, um Eltern zu entlasten

Eines der Sets von Sabine Jürges mit Wichteltür, Briefkasten, Leiter und vielen anderen Kleinigkeiten.
Copyright: 24 Tage Wichtelzauber
Es begann alles mit einem immer größer werdenden Druck. Ein neuer Trend in der Vorweihnachtszeit entstand: Statt mit Adventskalendern werden die 24 Tage vor Weihnachten mit dem Wichtel und seinen Streichen gefüllt. Die Tradition kommt aus Skandinavien und schwappte vor einiger Zeit nach Deutschland über. In der Nacht zum 1. Dezember zieht ein Wichtel im Wohnzimmer ein – zu erkennen an der kleinen Tür über der Fußleiste. Er ist Vorbote und Helfer des Christkinds. In den folgenden 24 Tagen kommen viele Accessoires dazu und außerdem so manche Zauberei des Wichtels. Der ist stets nur nachts aktiv und natürlich niemals zu sehen. Und die Kinder dürfen nicht sehen, dass das alles von den Eltern gemacht wird.
Kölnerin liefert die wichtige Wichteltür für das Wohnzimmer
„Ich habe dann selbst miterlebt und viele Freundinnen haben es erzählt, wie anstrengend es ist, sich jeden Tag etwas Neues zu überlegen“, sagt Sabine Jürges (42), Mutter von zwei Söhnen von fünf und eineinhalb Jahren. Deshalb beschloss die Kölnerin 2022, sich mit einer Idee selbstständig zu machen: Sie stellt Sets mit Wichtel-Zubehör zusammen und bietet sie auf ihrer Internetseite „24 Tage Wichtelzauber“ an. Im Starter-Karton für Kinder von drei bis fünf Jahren sind zum Beispiel die Tür, ein Briefkasten, ein Tisch und eine Bank, eine Leiter und ein Schlitten enthalten. Und dazu gibt es ein ziemlich dickes Handbuch mit Bastelanleitungen und vorgedruckten Briefen vom Wichtel.

Sabine Jürges baute eine eigene Internetseite auf.
Copyright: Christiane Vielhaber
Einige der Tipps: aus Mehl einen zarten Engel vor die Wichteltür zeichnen, mit blauer Lebensmittelfarbe die Milch für das Frühstück einfärben. Aus Haarspülung und Speisestärke „Schnee“ herstellen, der in der Nacht vor der Wichteltür gefallen ist und der sich formen lässt und knirscht. Um eine nächtliche Schlittenfahrt des Wichtels darzustellen, wird Toilettenpapier quer durch das Wohnzimmer ausgelegt und die Kuscheltiere als Zuschauer des Rennens an den Rand gesetzt. Oder die Kinder finden morgens die Nachricht des Wichtels auf einer Tafel: „Wie stellt ihr euch vor, wie ich aussehe?“ Und die Kinder hinterlassen abends Zeichnungen, die morgens verschwunden sind.
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Inzwischen hat Sabine Jürges schon drei Sets im Angebot, in denen dann auch Ski, Besen, Staffelei, Küchenutensilien, ein Zaun und winzige Kleidungsstücke zu finden sich. Das letzte Set ist für Kinder von fünf bis acht Jahren gedacht und dort werden schon kleine Experimente gemacht. Die Handbücher dazu sind 125 Seiten stark. Sabine Jürges beruhigt aber: „Das ist alles sehr schnell umsetzbar. Ich selbst kann überhaupt nicht basteln, aber das klappt alles.“
Inzwischen hat Kölnerin 35.000 Wichtelsets verkauft
Begeistert ist sie immer wieder von den Reaktionen der Kinder, von denen ihr auch viele ihrer Kunden berichten. „Ich finde es faszinierend, dass Kinder das wirklich glauben, was die Eltern ihnen erzählen. Dass sie glauben, da klettert nachts ein kleiner Wichtel aus der Wand und zaubert.“ Für sie ist das aber auch eine Mahnung: „Eltern müssen vorsichtig sein, was sie ihren Kindern erzählen, vor allem, wenn es etwas Negatives ist.“
Als Sabine Jürges anfing, war sie die Einzige auf Amazon, die Wichtelsets anbot, jetzt ist sie eine von vielen. Im ersten Jahr wurden nur 3500 Exemplare bestellt. Inzwischen hat sie 35.000 verkauft. Den Versand hat sie am Anfang noch selbst gemacht, die Kisten aus dem Keller geholt und zur Post gefahren. Den Vertrieb hat sie aber längst an einen Dienstleister übergeben. „Das Thema ist explodiert. Auf Instagram, auf Pinterest, überall findet man die Bilder von Wichteldekorationen.“ Mit dem Wichtel-Business schreibe sie schwarze Zahlen, aber eine Familie könnte sie damit noch nicht ernähren.
Es habe sich inzwischen eine regelrechte Wichtelszene entwickelt, in der sich die Wettbewerber beobachten. Sabine Jürges findet, viele würden da übers Ziel hinausschießen. „Einer bietet jetzt sogar eine Waschmaschine an. Was soll denn ein Wichtel mit einer Waschmaschine?“ Irgendwann müsse auch mal Schluss sein. „Mein Motto ist nicht höher, schneller, weiter.“
Es gebe ganz einfache Dinge, mit denen man der ganzen Familie Freude bereiten kann. Einer ihrer Tipps aus dem Handbuch: Gemeinsam mit den Kindern bei einem Spaziergang Stöckchen sammeln. Die werden abends vor die Wichteltür gelegt – morgens liegen Salzstangen an der Stelle. Zauberei des Wichtels.

