Kölnerin im Iran in HaftKein Kontakt zu Nahid Taghavi

Lesezeit 3 Minuten
Mama2

Nahid Taghavi

Köln/Teheran – Seit sechs Wochen befindet sich die Kölnerin Nahid Taghavi in iranischer Haft. „Seit mehr als einem Monat gibt es keine neuen Informationen und kein Lebenszeichen von ihr“, sagt ihre Tochter Mariam Claren. „Wir wissen nicht, was ihr vorgeworfen wird, es gibt keinen anwaltlichen Zugang und keinen Kontakt. Ich habe unbeschreibliche Sorge um sie.“

Telefonat bricht nach wenigen Sekunden ab

Zwölf Tage nach der Inhaftierung habe ihre Mutter, die normalerweise im Sommer in Köln und im Winter in Teheran lebt, kurz einen ihrer Brüder angerufen und gesagt: „Ich bin im Gefängnis in Evin.“ In der Haftanstalt werden Regimegegner festgehalten – sie ist bekannt für Folter und menschenunwürdige Unterbringungen. Der Anruf sei nach ein paar Sätzen abgebrochen, später habe das Gefängnis den Brüdern bestätigt, dass ihre Schwester inhaftiert sei. Wegen „Gefährdung der Sicherheit“ habe man ihren Onkeln mitgeteilt, sagt Mariam Claren. „Das ist die Standardantwort, reine Willkür. Meine Mutter war in keiner politischen Gruppe aktiv, als Architektin ist sie 15 Jahre ohne Probleme zwischen Deutschland und Iran gependelt. Aber im Iran kann schon ein falsches Wort reichen, dass an die Behörden weitergegeben wird, um im Knast zu landen.“

Engagiert für Frauenrechte

Politisch organisiert war die 66-jährige Taghavi nicht, sie setzte sich allerdings im Iran seit Jahren für Frauenrechte und Meinungsfreiheit ein und gilt laut Martin Lessenthin, Sprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, als Sympathisantin der bekannten Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotudeh.

Ihre Mutter sei kurz vor der Verhaftung operiert worden, sie leide unter Bluthochdruck und habe zunächst keine Medikamente bekommen, sagt Tochter Mariam Claren. „Ihr gesundheitlicher Zustand ist nicht gut. Und wir kennen die vielen Fälle aus dem Gefängnis, wo mit brutaler Folter Geständnisse zu Taten erzwungen wurden, die es nie gab.“

Mariam2

Mariam Claren kämpft für die Freilassung ihrer Mutter.

Das Auswärtige Amt teilt auf Anfrage mit, dass es sich für Nahid Taghavi einsetze und sich um konsularischen Zugang bemühe. Dieser wird Inhaftierten mit deutscher Staatsbürgerschaft in der Türkei in der Regel gewährt – so geschehen bei dem zwischenzeitlich in Istanbul inhaftierten Kölner Adil Demirci. Im Iran ist das nicht so, wenn Menschen wie Taghavi über eine doppelte Staatsbürgerschaft verfügen. Weil iranische Behörden Menschen, die neben dem deutschen auch einen iranischen Pass besitzen, allein nach iranischem Recht behandeln, warnt das Auswärtige Amt Doppelstaatsbürger eindringlich vor Reisen in das Land.

Appell an Heiko Maas

Mariam Claren kämpft dafür, dass Außenminister Heiko Maas die Inhaftierung ihrer Mutter öffentlich verurteilt. „Ich verstehe die Diplomatie, aber wir haben es hier mit einer Art von Staatsterror zu tun, die Deutschland nicht hinnehmen darf. Ich würde mir wünschen, dass das Außenministerium klarere Worte findet.“ „Wir sehen Anzeichen dafür, dass das Auswärtige Amt seine Möglichkeiten, Kontakt mit Frau Taghavi herzustellen und seinen Einfluss geltend zu machen, nicht komplett ausschöpft“, sagt Martin Lessenthin.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wegen der Corona-Pandemie wollte Nahid Taghavi eigentlich im November nach Köln zurückkehren und den Winter in Deutschland verbringen. Ihre Tochter kämpft einstweilen dafür, dass der Fall zumindest öffentliche Beachtung findet. Neben deutschen Medien haben englische wie der Guardian und die BBC und US-amerikanische wie CNN und die Washington Post über die Inhaftierung ihrer Mutter berichtet. Auch Amnesty International fordert die Freilassung Taghavis.

Mahnwache am 3. Dezember

Für Köln hat der Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte (CDU) die politische Patenschaft für Taghavi übernommen. Gemeinsam mit Mariam Claren und Martin Lessenthin wird er am Donnerstag, 3. Dezember, 11.30 Uhr, bei einer Mahnwache im Park für Menschenrechte (neben dem Hiroshima-Nagasaki-Park) für die Freilassung der 66 Jahre alten Kölnerin demonstrieren.

KStA abonnieren