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Kölns starke WirtschaftWasser gegen Feuer als Erfolgsmodell

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Fogtec-Geschäftsführer Dirk Sprakel in der Fertigungshalle in Mülheim.

Köln – Wenn Dirk Sprakel und sein Team Züge in Brand setzen und das Feuer dann durch die Tunnelanlage fegt, ist das kein Straftatbestand, sondern Arbeit. Der Kölner Unternehmer und seine Ingenieure wollen auf dem Versuchsgelände in der Lüneburger Heide das Feuer in Modellzügen aus Holz besser verstehen, um es effektiver bekämpfen zu können.

Dabei bedient sich das Kölner Unternehmen Fogtec, Entwickler für Brandmelde- und Brandbekämpfungssysteme, einer der ältesten Methoden der Welt, um Feuer zu löschen – mit Wasser. Allerdings in Form winzig kleiner Tropfen, die durch Hochdruck und feinste Düsen entstehen. Wie ein dünner Nebel legt sich die Feuchtigkeit auf den Brand. „Die vielen kleinen Tropfen haben zusammen eine viel breitere Oberfläche als ein großer“, sagt Erfinder und Unternehmenschef Dirk Sprakel. So können die Tröpfchen viel flächendeckender wirken und damit Brände schneller kühlen als etwa Sprinkler-Anlagen. „In knapp einer halben Minute sinkt die Temperatur von 800 Grad auf 50“, erklärt Sprakel. Zudem müsse nur ein Zehntel des Wassers eingesetzt werden. Damit sei auch der Schaden durch das Löschwasser geringer, was etwa für Museen und Archive eine wichtige Rolle spielt. Im Vergleich zu Schaum mit zahlreichen chemischen Substanzen sei die Technologie auch umweltfreundlich.

Zusammen mit einigen Partnern hat Sprakel Fogtec 1997 in der Mülheimer Schanzenstraße gegründet. Die Geschäftsidee wurde im Familienkontext geboren. Das Wittener Unternehmen Kamat, aus dem Sprakel stammt, stellt Hochdruckpumpen her. „So entwickelten wir die Idee, dass sich mit dem Nebel vielleicht auch Brände löschen lassen“, so der Unternehmer. Zusammen mit dem Stuttgarter Unternehmen Lechler, Spezialist für Düsen, entstand schließlich Fogtec. Die Anfangsjahre seien nicht einfach gewesen, räumt Sprakel ein. Zum einen musste die neuen Technologie in zahlreichen Experimenten ausgereift werden, zum anderen sei der Markt für Brandschutz in Deutschland streng reguliert. „Wir konnten anfangs gar nichts verkaufen, weil es für diese neue Technologie noch keine Richtlinien gab“, so Sprakel. „Deshalb mussten wir ins Ausland gehen, um zu überleben.“

70 Prozent Umsatz im Ausland

Heute finden sich Anlagen des Unternehmens, das mehr als 70 Prozent seines Umsatzes von bis zu 30 Millionen Euro im Jahr im Ausland macht, rund um den Globus. Fogtec, das mittlerweile 120 Mitarbeiter beschäftigt, ist Marktführer in seinem Metier und damit ein typischer „Hidden Champion“, also ein versteckter Weltmarktführer. In seiner Branche ein Star, aber in der Öffentlichkeit kaum bekannt.

Einer der prestigeträchtigsten Aufträge der vergangenen Jahre war der Eurotunnel zwischen England und Frankreich, den die Kölner Technologie ebenso gegen Brände schützt wie den Tunnel unter der Themse in London oder das Rathaus von Madrid. Die Züge des Siemens-Konzerns fahren mit Fogtec und auch der Transrapid – wo er denn fährt.

Museen und Bibliotheken in Amsterdam, Istanbul oder in Indien gehören zu den Kunden, aber auch Schlösser, die Hamburger Elbphilharmonie oder eine private Oldtimer-Sammlung soll Fogtec-Nebel schützen. In Köln finden sich Anlagen unter anderem im Hauptbahnhof oder dem Kolumba-Museum. Welches Projekt in der jüngeren Vergangenheit besonders spannend gewesen sei? Dirk Sprakel denkt kurz nach. „Vielleicht das Mecca Royal Clock Tower Hotel in Mekka, Saudi-Arabien“. Das Pilger-Hotel steht direkt neben der Heiligen Moschee. Mit 601 Metern und 120 Etagen ist der dem Big Ben nachempfundene Wolkenkratzer das dritthöchste Gebäude der Welt. „Unsere Mitarbeiter konnten die Anlage nicht wie sonst selber vor Ort installieren, weil sie als Ungläubige die heilige Stätte nicht betreten durften.“ Absprache und Logistik zwischen Köln, dem Fogtec-Büro in Saudi Arabien und den Auftraggebern sei eine echte Herausforderung gewesen, so Sprakel.

Und der nächste Auftrag? „Der geht nach Bangladesch und liegt mir persönlich sehr am Herzen“, sagte der Kölner Unternehmer. Sieben mobile Löschgeräte hat ein Unternehmer für eine Textilfabrik bestellt, nachdem mehrere Brände in den vergangenen Jahren zahlreichen Menschen das Leben kosteten.