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Kommunalwahl in KalkUrsula Gärtner ist bereit für die vierte Runde

7 min
collage Gärtner

  1. 45 Wahlbezirke gibt es in der Stadt. Bis zur Wahl am 13. September, bei der auch Oberbürgermeister, Bezirksvertretungen und Integrationsrat neu gewählt werden, berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
  2. Heute: Kalk. Ursula Gärtner kandidiert hier erneut für die CDU und gilt als Favoritin.
  3. Die SPD schickt derweil einen profilierten Sozialpolitiker ins Rennen.

Köln-Kalk – Bei der einst belieben Hörfunksendung „Diskothek im WDR“ mit dem 2009 verstorbenen Kult-Moderator Mal Sondock – die Älteren werden sich noch erinnern – galt die Regel: Ein Hit, der schon dreimal dabei war, konnte nicht wiedergewählt werden. Und daran hat man sich auch stets gehalten. In der Kommunalpolitik gelten solche Regeln jedoch offenbar nicht. So hat die inzwischen zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU im Stadtrat aufgestiegene Ursula Gärtner (67) schon dreimal hintereinander den Wahlkreis mit den Stadtteilen Brück und Rath-Heumar gewonnen. Nun tritt sie ein viertes Mal an. Und auch wenn der Wahlbezirk 39 inzwischen noch um einen Teil von Neubrück vergrößert wurde, gilt sie wieder als Favoritin.

Schließlich hatte die inzwischen pensionierte Diplom-Volkswirtin Gärtner, die sich selbst als „leidenschaftliche Kölnerin“ bezeichnet, in der Vergangenheit mehr als elf Prozentpunkte vor den stets wechselnden SPD-Konkurrenten gelegen, die sich jeweils kein zweites Mal in die Auseinandersetzung mit der erfolgreichen CDU-Frau trauten. Diesmal hat sie wieder einen neuen Gegenspieler. Das ist mit Michael Paetzold (59) zwar ein seit 15 Jahren erfahrener SPD-Stadtverordneter, aber eine Kandidatur in den Veedeln am östlichen Stadtrand ist für ihn noch neu. Er ist der einzige, der eine Direktwahl von Gärtner gefährden könnte. Noch ist ja nicht abzusehen, wie sich der veränderte Zuschnitt des Wahlkreises auswirkt.

Entscheidung zwischen Gärtner und Paetzold

Auch wenn sich Manuela Grube von den Grünen, die bei den vergangenen drei Kommunalwahlen dort zwischen 12 und 15 Prozent pendelten, durch den Zuzug von jungen Familien in Neubaugebiete in Brück und Rath diesmal etwas mehr ausrechnet, wird die Entscheidung zwischen Gärtner und Paetzold fallen. Der SPD-Kandidat war bei den vergangenen Kommunalwahlen in Kalk angetreten und war dort dreimal hintereinander direkt in den Rat gewählt worden. Doch diesmal hatte sich dort der SPD-Ortsverein mit knapper Mehrheit für Marcel Hagedorn, einen deutlich jüngeren Kandidaten, entschieden. Paetzold war „heimatlos“ und seine Partei bei der Suche nach Erklärungen etwas ratlos. Erfolgreicher war die Suche nach einem neuen Wahlbezirk für den profilierten Sozialpolitiker.

„So funktioniert Demokratie“, sagt Paetzold, der dann das Angebot der Genossen für eine Kandidatur im Wahlkreis Rath-Heumar, Brück und Neubrück „gerne angenommen“ hat. „Ich will weiterhin Politik in Köln gestalten, meine Ideen und meinen Sachverstand aus Beruf und Ehrenamt einbringen und weiter dafür sorgen, dass die Schäl Sick im Ratssaal auf der anderen Rheinseite nicht unter den Tisch fällt.“ Die Schäl Sick ist seine Heimat. Er ist in Mülheim geboren, arbeitet als Facharzt für Allgemeinmedizin in einer Gemeinschaftspraxis in Kalk und wohnt mit der Familie (zwei erwachsene Töchter) in Vingst. Dort engagiert Paetzold sich als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Theodor und St. Elisabeth und ist alljährlich drei Wochen ehrenamtlich als „Hövi-Doc“ in der Ferienspielaktion Hövi-Land dabei.

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Ähnlich wie Paetzold, der auch gesundheitspolitische Sprecher seiner Fraktion im Rat ist, sieht sich Gärtner als „Ratsmitglied und sozialpolitische Sprecherin der CDU für die gesamte Stadt Köln verantwortlich“. Auch wenn sie regelmäßig in gesamtstädtischen Angelegenheiten unterwegs ist, gilt sie in ihrem Wahlkreis als unumstritten. Was macht sie richtig? „Ich vertrete natürlich die Anliegen der Menschen in meinem Wahlkreis und bin ständige Ansprechpartnerin für Bürger, Vereine und Geschäftsleute.“

Man kann es nicht allen recht machen

Seit 1962 lebt sie mit ihrem Ehemann Wolfgang Gärtner in Rath-Heumar und kennt die Fragen und Probleme im Veedel. Sie nimmt am Orts- und Vereinsleben teil, macht bei Festen aller Art mit und pflegt viele Kontakte. In Brück und Neubrück hält Gärtner sich oft auf und nutzt die dortigen Einkaufsmöglichkeiten und die Gastronomie. Sie weiß, dass man es bei widerstreitenden Interessen nicht allen Bürgern recht machen kann, aber: „Bei politischen Themen arbeite ich stets mit der Bezirksvertretung zusammen.“ Das stimmt.

Kein anderer Ratspolitiker – egal von welcher Partei – hat so oft an Sitzungen der Kalker Bezirksvertretung teilgenommen wie Gärtner, die sich dort häufig zu Wort meldete. „Ich bin schon der Auffassung, dass vieles erreicht und umgesetzt wurde. Viele Bürgerinnen und Bürger neigen aber dazu, weniger auf das Gelungene zu sehen, als auf das, was noch nicht erreicht wurde.“ Sehr am Herzen liege ihr die Sicherung der Freiflächen zwischen Rath-Heumar, Brück und Neubrück. Ebenfalls die Situation rund um die Rösrather Straße, die an Attraktivität eingebüßt hat, und für die schon seit Jahren Verbesserungen diskutiert und beschlossen wurden.

„Die Politik schließt keine Geschäfte, sie kann auch keine aufmachen. Das entscheiden die Geschäftsleute selbst“, hat Gärtner beobachtet. Aber sie weiß auch, dass „die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen. Das gilt gleichermaßen für Brück und Neubrück. Pläne zu einer attraktiveren Gestaltung gibt es schon lange, aber sie kosten viel Geld. „Die begrenzten Mittel des Bundes, Landes und der Stadt werden vorrangig für sozial schwache Stadtteile aufgewendet. Das ist gut“, hat sie beobachtet, schränkt aber gleich wieder ein. „Stadtteile, die als stark gelten, drohen dabei auf die Dauer zu kurz zu kommen. Es ist eine Zukunftsaufgabe, dem entgegen zu wirken.“ Daher sollte man auch überlegen, ob eine schrittweise Vorgehensweise erfolgreicher sein kann als direkt „eine große Lösung“ anzustreben.“

Dicke Bretter bohren

Das sieht SPD-Kollege Paetzold durchaus ähnlich. „Wenn ich eines in meiner Arbeit im Stadtrat gelernt habe, dann ist es, dass Politik immer das Bohren von dicken Brettern ist“, sagt er und erinnert daran, dass für den Erweiterungsbau des Kaiserin-Theophanu-Gymnasiums in Kalk schon 2009 die ersten Beschlüsse im Rat getroffen wurden, der Bau aber immer noch nicht ganz fertig ist. Auch er kennt die Probleme entlang der Rösrather Straße. „Oft sind die Mieten für die Geschäftsleute einfach nicht mehr zu stemmen, wenn die Laufkundschaft fehlt, weil die Menschen lieber in die Stadt oder in die Einkaufszentren außerhalb fahren“, sagt Paetzold und verweist darauf, dass die SPD ein „Einzelhandels- und Zentrenkonzept“ auf den Weg gebracht habe. „Damit sollen die kleinen Zentren in den Veedeln geschützt werden. Darauf muss viel stärker geachtet werden.“ Dazu setzt er auf die Beteiligung der Bürger. „Aber bis aus deren guten Ideen Realität wird, dauert es oft viel zu lange und das enttäuscht die Menschen. Hier muss die Verwaltung einfach schneller werden.“

Ein großes Anliegen ist ihm natürlich die medizinische Versorgung. Als Arzt ist er ja öfter auf Hausbesuchen in seinem neuen Wahlkreis unterwegs. „Arztpraxen, Notdienstpraxen und Krankenhäuser müssen für alle Menschen gut zu erreichen sein. Auch hier im Rechtsrheinischen, dafür werde ich mich einsetzen“, kündigt er an. Zudem will er dafür sorgen, dass die Kliniken der Stadt Köln weiterhin in städtischer Hand bleiben. „Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Stadt den Zugriff auf unsere Kliniken behalten. Für alle Menschen in Köln muss es die beste medizinische Versorgung geben.“

Die Gesundheitsversorgung hat sich auch CDU-Frau Gärtner auf die Fahne geschrieben. Dort besonders der Ausbau der Pflegeeinrichtungen für behinderte und ältere Menschen. „Dafür wirke ich im Gesundheitsausschuss und in den Aufsichtsräten der Städtischen Kliniken sowie der Reha-Nova mit. Darüber hinaus habe ich den Antrag initiiert, auf Stadtebene einen Runden Tisch Pflege einzurichten. Dessen Aktivitäten möchte ich pushen.“

Der Wahlbezirk 39

Brück und vor allem Rath-Heumar - das sind die rechtsrheinischen Hochburgen der Kölner CDU. Bei der letzten Kommunalwahl 2014 holte die CDU fast 40 Prozent. Die SPD kam auf 28. Hinter den Grünen mit rund 13 Prozent landete die FDP auf dem vierten Platz. Für die Grünen versucht die 43-jährige Lehrerin und Bezirksvertreterin Manuela Grube das Ergebnis zu verbessern. Für die Liberalen gibt es in den bürgerlich geprägten Veedeln noch viel Luft nach oben. Ihre Kandidatin ist die Gestalttherapeutin und ehemalige Rather Buchhändlerin Christine Scheffler.

Im Vergleich zum städtischen Gesamtergebnis konnte hier mit fast fünf Prozent auch die AfD punkten, die mit ihrem Kölner Spitzenkandidaten Stephan Boyens antritt. Insgesamt stehen im neu zugeschnittenen Wahlbezirk 13 Parteien mit ihren Kandidaten zu Wahl. (fra)