Lew-Kopelew-ForumRussisches Ministerium erklärt Kölner Verein zu „unerwünschter Organisation“

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Florian Hassel bei einer Buchvorstellung

Lesung im Lew-Kopelew-Forum am Neumarkt

Auch die Heinrich-Böll-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung hat der Kreml als unerwünscht bezeichnet. 

Das russische Justizministerium hat auf seiner Webseite das Kölner Lew-Kopelew-Forum zur „in Russland unerwünschten Organisation“ erklärt. Das Forum haben Freunde und Weggefährten nach dem Tod des russischen Bürgerrechtlers und ehemaligen Gulag-Häftlings Lew Kopelew vor über 25 Jahren in Köln gegründet. Zu den Gründern gehören Persönlichkeiten wie Marion Gräfin Dönhoff und der ehemalige Intendant des WDR, Fritz Pleitgen. Mit der Ernennung des Forums zur „unerwünschten Organisation“ durch die russischen Behörden schließt sich laut den Verantwortlichen des Forums „leider ein trauriger historischer Kreis“.

Lew Kopelew lebte bis zu seinem Tod 1997 im Kölner Exil

Lew Kopelew trat beim Vorrücken der Sowjetarmee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges für die Schonung der deutschen Zivilbevölkerung ein. Das trug ihm „wegen Mitleid mit dem Feind“ die Verurteilung durch die sowjetische Militärgerichtsbarkeit und zehn Jahre Haft im Gulag ein. Dort lernte er unter anderem den späteren Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn kennen. 1981 wurde Kopelew zusammen mit seiner Frau Raissa Orlowa durch die sowjetischen Behörden zwangsausgebürgert und lebte als enger Freund von Heinrich und Annemarie Böll und vielen anderen bis zu seinem Tod 1997 im Kölner Exil.

In zahlreichen Veranstaltungen bewahrt das Lew-Kopelew-Forum seitdem das demokratische Erbe des russischen Humanisten und Schriftstellers.

Die jetzige Entwicklung hätte Lew Kopelew wohl als eine zweite Ausbürgerung aufgefasst
Aus einem Statement des Kölner Lew-Kopelew-Forums

Bereits seit einiger Zeit hat Moskau eine inzwischen lange Reihe von Stiftungen und Vereinen zu „in Russland unerwünschten“ Organisationen erklärt. Darunter neben anderen die Heinrich-Böll-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO).  Ebenfalls dazu gehört die ehemalige Organisation „Deutsch-Russischer Austausch“, die heute als „Austausch. Für eine europäische Zivilgesellschaft“ geführt wird.

„Russland gehört zu Europa!“ – das war und blieb die Position Lew Kopelews bis zu seinem Tod 1997. Unermüdlich setzte er sich für die deutsch-russische Verständigung, für Menschenrechte und Demokratie in Russland und anderswo ein. Vor diesem Hintergrund darf man davon ausgehen, dass er „die jetzige Entwicklung wohl als eine zweite Ausbürgerung aufgefasst hätte“, schreibt das Kopelew-Forum.

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