„Merhaba und Mahlzeit“Kritik an Kölner Wohnungslosenhilfe – Nähe zu „Grauen Wölfen“?

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Eine Hand zeigt den „Wolfsgruß“ der Grauen Wölfe.

Der „Wolfsgruß“ der Grauen Wölfe. Eine Trägerin des Kölner Ehrenamtspreises soll mit den türkischen Rechtsextremisten sympathisieren. Unter anderem habe sie das Handzeichen auf einem Foto gezeigt.

Die „Welt“ wirft einer Preisträgerin des Kölner Ehrenamtspreises vor, eine „Graue Wölfin“ zu sein.

Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die in einer Recherche der „Welt“ gegen den Kölner Verein „Merhaba und Mahlzeit“ erhoben werden. Mitglieder sollen Verbindungen zu den rechtsextremistischen „Grauen Wölfen“ und der AKP haben. 

Der gemeinnützige Verein „Merhaba und Mahlzeit“ hilft wohnungslosen Menschen, verteilt Essen, unter anderem am Breslauer Platz und am Wiener Platz in Köln-Mülheim. Ähnliche Aktionen wurden auch schon in anderen Städten organisiert, etwa in Stuttgart, Bielefeld oder in Basel. Außerdem sammelt „Merhaba und Mahlzeit“ regelmäßig Spenden, aktuell für die Erdbebenopfer in Syrien. Verschiedene prominente Personen unterstützen der Verein – auf dem Instagram-Profil von „Merhaba und Mahlzeit“ ist etwa der Kölner Rapper Eko Fresh zu sehen. 

Engagement, das sehr geschätzt wird. Canan Durna, eine 49-jährige Kölnerin und Ehrenamtlerin bei „Merhaba und Mahlzeit“, ist im Sommer 2022 von der Stadt Köln mit dem „Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt“ ausgezeichnet worden, dem Ehrenamtspreis der Stadt.

Preisträgerin soll mit türkischen Rechtsextremisten sympathisieren

Sie soll laut „Welt“ eine bekennende türkische Rechtsextremistin sein: In ihrem Facebook-Profil habe es mehrere Posts mit Bezug zur Ülkücü-Bewegung gegeben, den sogenannten „Grauen Wölfen“. Sie werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Auf einem Foto habe Durna etwa den typischen „Wolfsgruß“ gezeigt. Inzwischen scheinen die Beiträge gelöscht worden zu sein – offenbar, nachdem die Recherche der „Welt“ veröffentlicht wurde.

Auch der Vorsitzende von „Merhaba und Mahlzeit“, Tolga Özgül, soll im Internet problematische Inhalte verbreitet haben, schreibt die „Welt“. Er habe etwa in einem Video auf Youtube Falschinformationen über den Genozid an Armeniern verbreitet. Zudem engagiere Özgül sich für die Kleinstpartei „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“ (BIG), die als deutscher Ableger der türkischen, rechtskonservativen Regierungspartei AKP gilt. 

Gegenüber der „Welt“ hat „Merhaba und Mahlzeit“ die Kritik zurückgewiesen. Man sei „gegen Rassismus und jede Form der Diskriminierung“, heißt es. Canan Durna sei „alles andere als rechtsextrem oder antidemokratisch“. Es seien zudem „keine Äußerungen zu einer Genozid-Leugnung“ von Tolga Özgül bekannt. Laut „Welt“ sind nach der Veröffentlichung der Recherche auf seinem Youtube-Kanal mehrere Videos gelöscht worden.

Oberbürgermeisterin Reker hat den Verein geehrt

Die Stadt Köln hat nicht nur Canan Durna für ihr Engagement geehrt, sondern auch den ganzen Verein „Merhaba und Mahlzeit“. Auf den sozialen Netzwerken des Kölner Vereins und dessen Vorsitzenden Özgül wurden Bilder einer Urkunde vom 1. August 2022 geteilt, signiert von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Den Ehrenamtlern von „Merhaba und Mahlzeit“ werde demnach „Dank und Anerkennung“ für ihr bürgerschaftliches Engagement ausgesprochen.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt die Pressestelle der Stadt Köln mit, dass man alle Bewerberinnen und Bewerber des Ehrenamtspreises überprüfe – allerdings gehöre eine Abfrage beim Verfassungsschutz nicht dazu. Auch im Fall von Canan Durna. „Extremistische Aktivitäten der Preisträgerin waren der Stadt Köln nicht bekannt“, so die Stadt.

„Wir nutzen die erhaltenen Hinweise für weitergehende eigene Recherchen“, heißt es weiter von der Pressestelle zu dem Artikel der „Welt“. Es soll überprüft werden, ob die Würdigung von Durna noch berechtigt sei, ebenso würden die Ausschreibungsrichtlinien des Ehrenamtspreises geprüft.

Zukünftig beabsichtigt die Stadt Köln, dass sich die Teilnehmenden zum Grundgesetz und der demokratischen Grundordnung bekennen sollen. Zu der Zusammenarbeit mit „Merhaba und Mahlzeit“, dem die Stadt Räumlichkeiten in Köln-Kalk zur Verfügung stellt, könne man erst nach Abschluss der Recherchen eine Aussage machen.

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