Landgericht KölnNeffen missbraucht? Mann drohen zwei bis 15 Jahre Haft

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Das Justizzentrum in Köln

Köln – Zwischen zwei und 15 Jahren Haft drohen einem 56-jährigen Mann, dem seit Donnerstag vor dem Kölner Landgericht der Prozess gemacht. Ihm wird zur Last gelegt, einen seiner Neffen sexuell missbraucht sowie kinder- und jugendpornografisches Material besessen zu haben.

Die Staatsanwaltschaft nimmt an, dass der Missbrauch 2008 begann, noch vor der Einschulung des mutmaßlichen Opfers. Damals wohnte der Angeklagte zusammen mit seinen Eltern im Rechtsrheinischen. Die Taten sollen alle in seinem Zimmer geschehen sein, dessen Türe er vorher abgeschlossen habe. In der Anklageschrift ist von „regelmäßigen Übergriffen" die Rede; bis 2011 sollen es 14 gewesen sein. In manchen Fällen habe der Angeklagte dem Jungen am Rechner pornografisches Material gezeigt, bevor er ihn aufgefordert habe, sich aufs Bett zu legen. Dort habe er mit dem Kind ungeschützten Geschlechtsverkehr vollzogen. Im Dezember 2018 durchsuchten die Ermittler seine Wohnung und fanden auf seinem PC, einer externen Festplatte und zwei Mobiltelefonen eine Fülle kinder- und jugendpornografischer Bilddateien.

Geständnis wäre erheblich strafmildernd

Nach Verlesung der Anklage machte die Vorsitzende der 20. Großen Strafkammer dem 56-Jährigen deutlich, dass „gerade in so einem Verfahren“ ein Geständnis „eine erhebliche strafmildernde Wirkung" habe. Denn damit würde er inzwischen 20 Jahre alten Hauptzeugen eine lange Aussage vor Gericht ersparen. Nach Aktenlage seien die Beweise erdrückend. Doch der 56-Jährige mochte sich noch nicht zur Sache äußern und machte nur Angaben zur Person. Einmal sei er verlobt gewesen, sagte er, die Beziehung habe aber nur ein Vierteljahr gehalten: „Es hat nicht geklappt.“

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Im Zeugenstand erzählte ein anderer 33 Jahre alter Neffe des Angeklagten, wie es zur Strafanzeige kam. Eines Tages habe sich ihm sein Cousin anvertraut und gesagt, in der Kindheit sei er „wie eine Frau missbraucht“ worden - vom Onkel und auch vom Vater des Zeugen. „Für mich war es ein enormer Schock, das zu erfahren“, sagte der 33-Jährige. „Ich kann immer noch nicht begreifen, wie so etwas jahrelang geschehen konnte, ohne dass jemand in der Familie etwas gemerkt hat.“ Er finde keinen Grund, warum sein Cousin lügen sollte.

Für den Prozess sind vier Verhandlungstage vorgesehen.

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