Köln-KlettenbergTaxibus soll Lücke im Nahverkehr rund um die Geisbergstraße schließen

Lesezeit 3 Minuten
Ein rot-weißes Haus steht an einer Straße.

Das Caritas-Seniorenzentrum Klettenberg befindet sich im hinteren Teil der Geisbergstraße. Für die Bewohner ist es ein weiter Weg zur Straßenbahn.

Bewohner des südwestlichen Teils von Klettenberg fühlen sich abgehängt – nun soll ein Taxibus die Lücke im Nahverkehr schließen.

Ein netter Nachbar hat an der Geisbergstraße einen alten Gartenstuhl vor die Tür gestellt. Dort können Senioren einen kleinen Stopp einlegen, die sich vom Caritas-Seniorenzentrum Klettenberg auf den langen Weg in Richtung KVB-Haltestelle „Klettenbergpark“ gemacht haben. Knapp einen Kilometer müssen sie vom Seniorenheim dorthin laufen.

Köln-Klettenberg: Haltestelle der Straßenbahn ist weit entfernt

Ernst-Philipp Lentze einer der Bewohner schilderte die Situation in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal: „Meine Frau und ich leben im betreuten Wohnen des Zentrums. Wenn wir in die Stadt fahren wollen und auf die Geisbergstraße laufen, sehen wir die Straßenbahn wie eine Miniaturbahn am Horizont fahren.“

Das würde sie so entmutigen, dass sie dann doch ein Taxi bestellten. Viele andere Anwohner des entlegeneren Teils von Klettenberg würden den weiten Weg zur Bahnhaltestelle ebenfalls beklagen. Lenzen hat sich daher mit einer Einwendung an das politische Gremium gewandt. Sein Wunsch: Der südwestliche Teil von Klettenberg soll endlich besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden, und zwar durch das Angebot der KVB „Busse on Demand“.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Shuttlebusse bereits in Nippes und Porz getestet

Dabei handelt es sich um eine Art Shuttlesystem, das seit Ende 2020 im Rahmen eines Pilotprojektes in zwei Kölner Stadtteilen, Nippes und Porz, getestet wird. Wer mit einem solchen Shuttle-Kleinbus fahren möchte, kann ihn per App oder Telefon anfragen und ihn sich dann mit anderen Fahrgästen teilen. Sie werden dann an einer bestehenden oder „virtuellen“ Haltestelle abgeholt und zu bestehenden oder „virtuellen“ Haltestellen gebracht. Die Kleinbusse verkehren abseits von festen Routen und vorgegebenen Fahrplänen. Die Bezirksvertretung hat sich des Anliegens angenommen und mit einem einstimmigen Beschluss dem Verkehrsausschuss empfohlen, der Verwaltung in Zusammenarbeit mit der KVB einen Auftrag zu erteilen: Sie soll dabei allerdings nicht anvisieren ein Bus-on-Demand-Angebot einzurichten, sondern eine Taxi-Bus-Linie.

In der Vorlage zum Beschluss der Bezirksvertretung hatte die Verwaltung genauer begründet, warum es schwierig ist, das neue Bus-on-Demand-System vor Ort zu installieren: Weil die Geisbergstraße verkehrsberuhigt ist, sei sie für einen gewöhnlichen Busbetrieb zu eng. Dort befinden sich die Autostellplätze abwechselnd auf beiden Straßenseiten. Nur wenn das alternierende Parken aufgehoben und der Straßenraum neu geordnet werde, könnten dort Standard- oder Gelenkbusse verkehren, schreibt die Verwaltung. Dies ginge jedoch zulasten der Verkehrsberuhigung und der Parkraumsituation in dem Gebiet. Es sei somit wohl kein geeignetes Mittel.

Köln: Stadtverwaltung schlägt Sammeltaxi ab Dezember 2023 vor

Die Stadtverwaltung hat daher vorgeschlagen, in Klettenberg ein Anruf-Sammeltaxi oder eine Taxibus-Linie anzubieten. Letztere hätte im Vergleich den Vorteil, dass die Fahrgäste nach einem festen Fahrplan von der Start- zur Zielhaltestelle und zurückbefördert werden und kein Zuschlag zu dem gewöhnlichen Fahrpreis anfällt.

Die Bezirksvertretung hat sich diesem Vorschlag angeschlossen. So soll also eine Taxibus-Linie die Lücke in der Nahverkehrsversorgung in Klettenberg schließen. Die Versorgungslücke ist schon lange bekannt. Seit seiner Existenz setzt sich auch das Seniorennetzwerk Klettenberg bereits dafür ein, dass diese geschlossen wird. Roland Schüler (Grüne) schilderte, wie lange das Thema die Menschen beschäftige: „Die Geisbergstraße und das ganze Viertel sind schon 2015 im Nahverkehrsplan als schlecht erschlossen festgestellt worden, von der KVB, von der Verwaltung und der Politik. Es gab erst einmal null Reaktionen, mit denen man die schlechte Situation verbessert hätte“, kritisierte er. „Erst dank der Initiative, die die Bürger und Bürgerinnen und auch Herr Lenzen gestartet haben, kam jetzt Bewegung hinein.“

Nun soll mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 die Taxibus-Linie auch „Klettenberg-Land“ wie der Bereich genannt wird, endlich an den öffentlichen Nahverkehr anschließen. Vorher muss allerdings der Verkehrsausschuss darüber entscheiden. Das wird er aufgrund der Empfehlung der Stadtverwaltung voraussichtlich auch tun. Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, wagte eine Prognose: „Ich denke, diese Entscheidung wird mit großer Mehrheit getroffen.“

KStA abonnieren