Kölner StadtgeschichtenKunst im Carrée präsentiert Malerei und Fotografien

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Bettina Ballendats Wachswesen eroberten den ersten Platz bei der 20. Kunst im Carrée.

Köln-Sülz/Klettenberg – Kunst erlebbar machen: Mit der Erinnerung an seinen Leitgedanken zur Verwirklichung einer Ausstellungsmeile entlang der Einkaufsstraßen eröffnete Sebastian Berges die Jubiläumsveranstaltung des Events. Das hat sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Doppelstadtteil etabliert – die „Kunst im Carrée“.

Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Sülz und Klettenberg (ISK) spannte im Cartias-Zentrum einen Bogen von der Premiere im Casamax Theater im Jahr 2002 mit rund 35 Ausstellungsorten bis in die 60 Adressen umfassende Gegenwart. Neben steter Überzeugungsarbeit, der Kunst Raum in Schaufenstern und Geschäften zur Verfügung zu stellen, den Krisen des Einzelhandels und den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, habe man den Glauben an eine Symbiose von Kommerz und Kreativität nie verloren.

Kölner Bürgermeister betonen Rolle der Kunst für den Frieden

So begeisterten sich auch in diesem Jahr zahlreiche Ausstellerinnen und Aussteller für das Motto „Stadtgesichter – Stadtgeschichten“ mit Beiträgen aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Skulptur und Mischtechniken. Anlässlich der Vernissage begrüßten die Organisatoren Repräsentanten aus Politik und Stadtgesellschaft.

Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp (Bündnis 90/Die Grünen), Bürgermeister Ralph Elster (CDU) sowie Caritas-Hausherr Juan Vera Rodriguez betonten in ihren Reden die Aufgabe der Kunst als Ausdrucksmöglichkeit gegen Krieg und für ein friedliches Miteinander.

Mit Virtuosität spielte zwischen den Wortbeiträgen das Yuval Trio um Dimitry Gladkov (Klavier), Gudrun Pagel (Violine) sowie Andreas Müller (Violoncello) Werke von Fanny Hensel-Mendelssohn.

Emotional und zugleich entschieden zeigte sich Kuratorin Brigitte Hellwig im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung inklusive eines verkaufsoffenen Sonntags. „Damals habe ich gedacht, wir machen das zwei bis drei Jahre. Unglaublich, dass wir immer noch da sind“, so die Kunsthistorikerin.

Maßgeblich sei im Zuge der Ausstellungen immer die Konzentration auf das Wesentliche geblieben: „Wir haben uns bewusst gegen ein Veedels- und für ein Kunst- und Kulturfest entschieden“, unterstrich Hellwig das Credo der Reihe.

Preisverleihung mit Überraschung

Als Novum in der zwei Dekaden währenden Historie zeichnete die Jury in diesem Jahr erstmals zwei Künstlerinnen mit dem ersten Platz aus. Den Preis teilten sich Bettina Ballendat mit ihren schillernden Wachsfiguren (zu sehen bei „Die Haarschneider“, Zülpicher Straße 252) und Fotografin Nicole Compère, die in den vergangenen 30 Jahren lokale Geschäftsinhaberinnen und -inhaber porträtierte.

Die dokumentarischen Arbeiten sind bei Silber- und Goldschmiedin Natascha Overzier auf der Berrenrather Straße 330 ausgestellt.

Parallel zeigt die Kunsthalle Lindenthal (Aachener Straße 220) eine Werkschau der Fotografin. „Es hat mich umgehauen, als ich die Nachricht von der Auszeichnung gestern Nacht um halb Zwölf bekam. Das hat mich vollkommen kalt und unvorbereitet erwischt“, zeigte sich Compère während der Siegerehrung fassungslos.

Für die Gestaltung des Plakats wurden Gerda Laufenberg sowie Heike Peppler gewürdigt. Individuelle Ausdruckskraft, Virtuosität und Fantasie bieten darüber hinaus die zahlreichen Exponate von Künstlerinnen und Künstler in den Straßen des Carrées.

So erinnert Henning Brück mit bedrückenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen an Grundstückslehrstände in Zeiten von Wohnungsnot (Concept Homage, Berrenrather Straße 250). Dass Bild und Wort sich anziehen, um Ängste und Hoffnungen einer oftmals anonymen Stadtgesellschaft sicht- wie hörbar zu machen, beweist Elke Grober mit Gedichten und Malereien im Eco Fashion Store (Berrenrather Straße 274). Unverzichtbarer Humor im Gleichklang mit poetischen Darstellungen erwartet die Besucher in Form von Objekten und Papierarbeiten bei Shalima (Luxemburger Straße 263).

Ladeninhaberin und Künstlerin Ursula Traschütz blickt auf unkonventionelle Art in die Köpfe ihrer Mitbürgerinnen. Abstrakte zwischenmenschliche Begegnungen lässt dagegen Zeichnerin Kamù bei Optik Dorn (Sülzburgstraße 76) aufleben. Mit dünner, rastloser Feder wird die Großstadt-Hektik mitunter fühlbar.

Fest verankert im Programm, folgten am Eröffnungstag der Ausstellung zahlreiche Interessenten den Kunst-Veedelsspaziergängen mit Erläuterungen von Expertin Brigitte Hellwig. Als weitere Bereicherungen erwiesen sich Lesungen sowie Musikperformances auf den Open-Air-Minibühnen an der Berrenrather sowie der Luxemburger Straße, unter anderem mit der Lyrikerin Alicia Herold und dem Chor-Ensemble „Ostermann mit allen Sinnen“.

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Mit dem „Marché de l' art deluxe“ schaffen die Initiatoren im Laufe des zweiwöchigen Programms ferner Platz für das Sujet „Design“. Im Gemeindesaal von St. Nikolaus und bei Shalima sind unter anderem Linolschnitte, Illustrationen und Textilien zu finden. Einen Rückblick auf sämtliche Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen 20 Jahre visualisiert die Apotheke am Questerhof an der Berrenrather Straße 296.

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