Bankiers-VillaWarum das Kölner Oppenheim-Anwesen wohl noch länger brachliegt

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Die Oppenheim-Villa in Müngersdorf steht seit zehn Jahren leer. 

Köln-Müngersdorf – Seit mehr als zwölf Jahren rollen keine Autos mehr über die repräsentative Vorfahrt am Brauweilerweg im Stadtteil Müngersdorf, seit mehr als zwölf Jahren steht die Villa, die einst der Bankiersfamilie Oppenheim gehörte, leer.

Ab und zu sieht der Hausmeister nach dem Rechten, ansonsten passiert nichts mehr auf dem fast 12000 Quadratmeter großen Grundstück, das mit seinem so dichten wie hohen Baumbestand einem kleinen Wald gleicht.

Bis 2009 lebte Baronin Karin von Ullmann, Ehefrau des 1972 verstorbenen Oppenheim-Bankteilhabers Georg von Ullmann, in der 50er-Jahre-Villa. Das Haus ist standesgemäß ausgestattet mit großem Pool, eigenen Zimmern fürs Personal samt Rufanlage – und einem Panoramafenster im Wohnzimmer, das sich in voller Größe in den Keller absenken ließ. Tochter Ilona, verheiratet mit Oppenheim-Banker Matthias Graf von Krockow, bewohnte bis 2018 ein kleineres Wohnhaus auf dem östlichen Teil des Anwesens.

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Swimmingpool ohne Wasser

Dort soll nun eine Fläche von rund 2700 Quadratmetern – also etwa ein Viertel des Gesamtgrundstücks – abgetrennt werden. Hier entstehen demnächst zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils fünf Wohnungen und einer Gesamtwohnfläche von 1200 Quadratmetern. Architekt Holger Kirsch hat nach einem positiven Bauvorbescheid im vergangenen Jahr den Bauantrag eingereicht. Der Zugang zu den Neubauten soll von der Kirchnerstraße im Süden des Grundstücks erfolgen.

Noch keine Pläne für die Villa

Für die Oppenheim-Villa selbst gibt es indes noch keine Pläne. Das liegt nicht daran, dass die Villa einen besonderen architektonischen Wert hätte, der Zustand des Hauses ist auch durch den langen Leerstand inzwischen eher schlecht. Auch der Denkmalschutz hätte keine Einwände gegen einen Abriss des vom Kölner Architekten Hans Koerfer vor allem mit Blick auf das Repräsentationsbedürfnis wohlhabender Bauherren der 50er Jahre entworfenen Hauses. Doch bisher scheiterten alle Neubaupläne für das Grundstück in erster Linie an dem alten Baumbestand.

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Die Rufanlage für das Personal

Schon vor zehn Jahren gab es konkrete Planungen für einen Abriss der Oppenheim-Villa und eine Bebauung des Areals mit neuen Wohnhäusern. Das Bauaufsichtsamt stellte das Vorhaben damals den Politikern in der Bezirksvertretung Lindenthal vor: Geplant waren seinerzeit vier Stadtvillen mit jeweils zwei Geschossen sowie einem Staffelgeschoss und insgesamt zwölf Wohnungen.

Die Eigentümer hätten eine Bauvoranfrage gestellt, sagte damals die Mitarbeiterin der Behörde und signalisierte, dass diese wohl positiv beschieden werde. Als Grund nannte sie: Der Bauherr würde ausgesprochen respektvoll mit dem umgehen, was er vor Ort vorgefunden habe, insbesondere würde er den Baumbestand schonen und so bauen, dass Schäden im Wurzelbereich der alten Bäume vermieden würden.

Baumbestand muss erhalten bleiben

Damals wurde das Projekt nicht umgesetzt, inzwischen sind die Bäume nochmals gewachsen. Einige von ihnen mussten allerdings wegen Krankheit gefällt werden, dies geschah laut Architekt Kirsch in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung. Eine mögliche Neubebauung des Villengrundstücks durch den jetzigen Eigentümer, der das Areal 2019 erworben hatte, könnte nur erfolgen, wenn der Baumbestand erhalten bliebe.

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Das würde im Zweifel eine sehr aufwendige Bauweise mit Pfahlfundamenten erfordern. Das Waldgrundstück mit Geschichte und Geisterhaus dürfte also noch etwas länger erhalten bleiben.

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