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Verwunschener Ort mit langer GeschichteWas passiert mit dem Petershof in Köln?

Lesezeit 4 Minuten
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Die einst schmucke Anlage des Petershofs soll wieder glänzen, wünschen sich Bürger und Politiker.

  • Zuletzt war eine Kindertagesstätte im schmucken Gebäude des Müngersdorfer Petershofs untergebracht. Seitdem wartet es auf eine Sanierung.
  • Bereits 2018 gab es mehrere Bürgerwerkstätten mit Bürgern und Mitarbeitern der Gebäudewirtschaft.
  • Doch die Ergebnisse des gemeinsam erarbeiteten Nutzungskonzepts sind bis heute nicht dem Kölner Stadtrat vorgelegt worden.

Köln-Müngersdorf – Hinter dem romantisch umwucherten Eingangstor im alten Ortskern von Müngersdorf schläft keine verwunschene Prinzessin ihren Dornröschenschlaf. Dennoch scheint der attraktive Vierkanthof aus dem Jahr 1896 ein verwunschener Ort zu sein. Eigentlich hatte die Stadt versprochen, den Petershof wieder zum Leben zu erwecken. Zuletzt war bis zum Jahr 2015 noch eine Kindertagesstätte in dem Gebäude untergebracht. Sie musste ausziehen, weil es marode war. Seitdem ist geisterhafte Ruhe eingekehrt. Eine Sanierung ist dringend nötig.

Bürgerwerkstatt mit der Kölner Gebäudewirtschaft

Anfang 2018 fanden endlich mehrere Bürgerwerkstätten statt, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Planungsbüro und Mitarbeitern der Gebäudewirtschaft ein Nutzungskonzept erarbeiten: Es sah vor, dass auf jeden Fall wieder eine Kita im Petershof beheimatet sein soll. Zusätzlich soll Wohnen und Arbeiten dort möglich sein, Gewerbe angesiedelt werden und ein Raum für öffentliche Nutzungen entstehen. Seitdem warten die Müngersdorfer darauf, dass die erarbeiteten Ergebnisse endlich Gestalt annehmen – so wie die Bezirkspolitiker auch.

Geschichte des Petershofs

Die Anlage hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Der Petershof wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und an einen Landwirt verpachtet. Das Herrenhaus diente dem Kölner Regierungspräsidenten Graf Siegmund Maria Adelmann von Adelmannsfelden als Wohnsitz. Im zweiten Weltkrieg waren im Petershof französische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter untergebracht. Seit dem Krieg wurde das Haus für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen genutzt. Es handelt sich  um einen der letzten Vierkanthöfe der Stadt, also einer aus vier Gebäuden mit Innenhof bestehenden Anlage.

Ergebnisse bis heute dem Stadtrat vorenthalten

Ihre Geduld wird immer wieder auf die Probe gestellt. 2019 forderte die Bezirksvertretung die Verwaltung auf, die Werkstattergebnisse vorzustellen. Über acht Monate vergingen. Niemand erschien. Die Lindenthaler Bezirkspolitiker ärgern sich darüber: „In der Regel ist es so, dass das Ergebnis einer Bürgerwerkstatt der Bezirksvertretung und dem Rat vorgestellt wird“, betont der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler. „Wir haben aber nie wieder etwas davon gehört.“

Claudia Pinl, Fraktionsvorsitzende der Grünen, fügt hinzu: „Wir möchten gerne entscheiden, in welche Richtung es weitergehen soll.“ Sie habe Bedenken, dass die Verwaltung ihre eigenen Vorstellungen verwirklicht und der Bezirksvertretung dann einen Beschluss über eine fertige Planung vorlegt. „Das läuft dann nach dem Motto Friss oder stirb“, so Pinl. Immerhin teilte die Verwaltung den Bezirkspolitikern schriftlich mit auf welche Art und Weise die Ergebnisse umgesetzt werden sollten: Es kämen zwei Modelle in Betracht, hieß es in der Mitteilung, zunächst ein Investorenmodell, in dessen Rahmen ein konzeptgebundener

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Investorenwettbewerb veranstaltet würde. Dabei erhalte das beste Konzept den Zuschlag und nicht derjenige, der das lukrativste Angebot macht.

Ein neues Bürgerzentrum für Lindenthal

Der Petershof würde im Eigentum der Stadt Köln bleiben. Mit dem Investor oder den Investoren würde ein Erbpachtvertrag abgeschlossen. Als Alternative nannte die Stadtverwaltung ein Bürgerzentrumsmodell, wobei der Petershof in Zusammenarbeit mit dem Bahnhof Belvedere die Funktion eines Bürgerzentrums für den Stadtbezirk Lindenthal übernehmen könne. Daneben soll dort Wohnen und Arbeiten möglich sein sowie die Kindertagesstätte entstehen. Um das Vorhaben umzusetzen, müsste der Petershof an das Liegenschaftsamt übertragen werden und der Umbau in städtischer Trägerschaft stattfinden.

Aufgrund der anvisierten unterschiedlichen Nutzungen als Wohngebäude, Büros und Kindergarten, müsste das Ganze die Rechtsform einer Genossenschaft erhalten, die sowohl den Wohnbereich als auch den Gewerbebereich verwaltet und zudem den Raum, der an externe Mieter vergeben wird. Die Bewohner des Petershofs würden dann Genossenschaftsmitglieder.  Diese Variante sei die Lieblingslösung der Gebäudewirtschaft, teilte die Stadt damals mit. Nachdem das Anwesen mittlerweile an das Liegenschaftsamt übertragen wurde, steht sie allerdings nicht mehr zur Debatte.

Aufgebrachte Bürgerinnen und Bürger

Jürgen Müllenberg, Sprecher der Stadt, gab auf erneute Nachfrage zum aktuellen Stand Auskunft: „Um eine möglichst zeitnahe Realisierung des Projektes gewährleisten zu können, ist es vorgesehen, das sogenannte Investorenmodell durchzuführen“, sagte er. Den geplanten Erbbaurechtsvertrag könne aber natürlich auch eine Genossenschaft abschließen. Derzeit würden geeignete Kriterien für die Konzeptvergabe entwickelt. Nach Abschluss des Vergabeverfahrens und notarieller Beurkundung für den Erbbaurechtsvertrag würde mit der Sanierung begonnen. Ein genauer Zeitpunkt dafür könne noch nicht benannt werden. Ratsfrau Teresa De Bellis, Mitglied des Liegenschaftsausschusses, verspricht: „Bei der Konzeptvergabe werden die Ergebnisse der Bürgerwerkstätten zugrunde gelegt.“ Bis alles unter Dach und Fach sei, würde es aber bestimmt bis kommenden Sommer dauern.

Marliese Berthmann, Müngersdorferin und Vorsitzende der CDU-Fraktion, hält jede weitere Verzögerung für problematisch. „Es dauert so lange, bis die Stadt in die Pötte kommt“, kritisiert sie. „Es kann nicht sein, dass nach den Werkstätten so viel Zeit vergeht, bis es Ergebnisse gibt. Das bringt die Bürger auf.“

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