Kölns erstes GenossenschaftsbüdchenWie die Sülzer ihren Veedelskiosk retten

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Das „Casablanca“ an der Sülzburgstraße 164

Das „Casablanca“ an der Sülzburgstraße 164

Sülz – Warum so viele Menschen davon träumen, ein eigenes Büdchen zu betreiben? Barbara Krings hat eine einfache Antwort auf diese Frage: „Das sind die ganzen Leute, die früher gerne Kaufladen gespielt haben.“ Die Sülzerin liebt es auch heute noch, hinter der Theke zu stehen und Waren zu verkaufen. „Ein Snickers? Das macht einen Euro. Dankeschön. Bitteschön. Beide sind glücklich. Das hat so etwas Befriedigendes“, erzählt sie. Vor einigen Jahren hat sie ihren Traum wahr gemacht und einen Kiosk an der Sülzburgstraße 164 gemietet.

Nun sucht Barbara Krings Verstärkung, andere Büdchen-Fans, mit denen sie eine Genossenschaft gründen möchte, die künftig den Kiosk betreibt. „Soweit ich weiß, ist es Kölns erstes Genossenschaftsbüdchen“, sagt sie stolz.

Die Idee ist aus der Not heraus geboren. Eigentlich sollte der Kiosk eine berufliche Alternative sein, für die Zeit nach ihrem Vollzeitjob als Producerin für einen Fernsehsender. Bis dahin wollte sie sich im Hintergrund halten. Ihr Lebensgefährte sollte den kleinen Laden managen. Nach dessen Heimat hat das Büchen „Casablanca“ seinen Namen. Das Angebot soll etwas Besonderes sein: Neben den obligatorischen Zeitschriften, Zigaretten, und Getränken und Süßkram, gab es vegane Süßigkeiten, mallorquinische Keramik, marokkanische Dekoartikel und edle Weine.

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Zudem sollte Kultur eine stete Daseinsberechtigung in dem kleinen Lädchen haben: Büdchenausstellungen und Büdchenkonzerte lockten viele Menschen an, die ihr Feierabendbier beispielsweise bei einem kölschen Mitsingkonzert genossen. Doch die Erkrankung von Krings’ Lebensgefährten, die einen längeren Krankenhausaufenthalt mit sich bringt, machten das Konzept des Paars zunichte. „Ich habe versucht, selbst einzuspringen und Aushilfen engagiert“, schildert sie. „Das war aber finanziell schwer zu stemmen.“

Krings geriet an ihre Grenzen, zog die Reißleine, schloss das Büdchen und wollte es verkaufen – zum großen Bedauern der Nachbarschaft. Die hatte schließlich einen Gegenvorschlag: „Warum gründest Du nicht einfach eine Genossenschaft, die den Kiosk betreibt?“, schlug ein junger Nachbar, Witali Butschkow, vor. Die Idee der gemeinschaftlichen Organisation gefiel Barbara Krings auf Anhieb. Sie traf sich mit dem jungen Mann und fand weitere Interessenten, die sich gerne beteiligen wollen. Gerade hat ein erstes größeres Treffen stattgefunden. Ein zweites soll in dieser Woche folgen. Der Plan, wie das Genossenschaftsbüdchen funktionieren soll, steht: Jeder Genosse zahlt einen gewissen Betrag als finanzielle Grundlage ein. Verschiedene AGs, die aus Genossen bestehen, übernehmen unterschiedlich Aufgaben, etwa Angebot und Einkauf, Buchhaltung, Kultur, Gestaltung. „Es soll auf jeden Fall das gleiche Angebot sein wie bisher“, betont Krings. Neben Keramik, Dekoartikeln, Weinen und veganen Süßigkeiten soll es weiter kulturelle Veranstaltungen geben. Künftig werden zudem auch feine Gewürze im Büdchen zu haben sein.

Barbara Krings in ihrem Büdchen

Barbara Krings in ihrem Büdchen

Gleichzeitig soll ein Arbeitskreis aus Genossen überlegen, wie das Angebot noch ausgebaut werden kann. Wer im Kiosk Casablanca arbeitet, kann sich pro Stunde einen Zehn-Euro-Gutschein für Ware ausstellen lassen oder ehrenamtlich tätig sein. Es werden aber auch Mitarbeiter für den Verkauf eingestellt.

Anderthalb Stellen möchte Krings in ihrem Büdchen schaffen. Der Gewinn des Kiosks soll die Kosten seines Betriebs decken. Falls ein darüber hinaus gehender Betrag erwirtschaftet wird, soll er – wie bei Genossenschaften üblich – als Dividende ausgezahlt werden. Das ist aber nicht der Sinn der Sache. Es soll ein Hobby sein, von Menschen, die ihre Krämerseele dort ausleben möchten – und ein Treffpunkt sein, für die vielen Fans aus der Nachbarschaft.

Weitere Informationen zum Büdchen gibt es online bei Facebook unter der Adresse:

@buedchencasablanca

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