Kunstrasen erfreut 500 FußballerVorwärts Spoho hat nun beste Trainingsbedingungen

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Der Kunstrasen erfreut die Kicker. 

Müngersdorf – Auf dem Feld des Fußballvereins Vorwärts Spoho kämpfen 20 junge Spieler um den Ball, ohne durch Pfützen und Schlamm laufen zu müssen, wie sonst im Herbst üblich. Seit wenigen Wochen ist der neue Kunstrasen auf dem „Nordfeld“ am Walter-Binder-Weg ausgerollt – sehr zur Freude der fußballbegeisterten Jungs und Mädchen: „Früher war hier nur Asche. Wir sind immer ausgerutscht“, sagt der zehnjährig Timo. „Jetzt kann man viel besser spielen und hat mit den Stollenschuhen viel mehr Halt.“ „De Bruyne“ steht auf Timos Rücken: Ob er Fan des belgischen Nationalspielers ist? „Ja, schon“, gibt er zu. „Eigentlich habe ich mir ein Shirt von Manchester City gewünscht, aber mein Vater wollte das nicht. Er sagte, weil der Verein von einem Ölscheich finanziert wird.“

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Training fiel im Winter aus

Das würde zu Vorwärts Spoho auch nicht passen. Denn statt auf einen millionenschweren Sponsor zurückzugreifen, hat der Verein sich den neuen Kunstrasen selbst erarbeitet. Volker Zirkel, erster Vorsitzender des Vereins, erinnert sich genau an den harten Kampf für den neuen Platz: „Der Ascheplatz stand ständig unter Wasser und war nicht bespielbar“, schildert er. In den Wintermonaten fiel das Training dauernd aus. Dabei trainieren immerhin über 500 Kinder, 27 Jugend- und fünf Senioren-, davon drei Damenmannschaften, auf dem Nordfeld. Ein Kunstrasen und eine funktionierende Drainage sollten die Trainingsmöglichkeiten verbessen. Von einer solchen Anlage träumten zeitgleich allerdings viele Kölner Fußballvereine.

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Noch im Sommer 2019 kickten die Spoho-Spiele im Schlamm. 

Aufgrund der starken Nachfrage nach Kunstrasenplätzen hatte der Sportausschuss der Stadt im Juni 2013 erstmalig eine „Prioritätenliste“ verabschiedet, die eine Reihenfolge festlegte, nach der die Breitensportvereine mit den neuen Platzbelägen ausgestattet werden sollten. Erst sein eigenes Engagement sicherte Vorwärts Spoho einen Top-Platz auf der Liste: Er erklärte sich bereit, den Platz in Eigenregie zu bauen. In einem solchen Fall trägt die Stadt 87,5 Prozent, 12,5 Prozent muss der Verein aufbringen. Der Zuschuss der Stadt ist allerdings auf 600.000 Euro gedeckelt – der Bau am Nordfeld aber besonders teuer. Die Damenmannschaft, die in der Regionalliga spielt und dort ihre Heimspiele austragen muss, benötigte ein größeres Feld. Zudem befanden sich Altlasten im Boden.

Quarzsand als Platzauflage

Am Ende fehlten dem Verein 150.000 Euro, den er durch ein Crowdfunding und einen Spendenlauf zusammentrug. Im Dezember 2019 konnte er schließlich die Baugenehmigung beantragen. Nach einem aufwändigen Genehmigungsverfahren wurde der Kunstrasenplatz dann dieses Jahr endlich gebaut. Zirkel freut sich sehr darüber: „Wir sind glücklich über die Zusammenarbeit mit dem Sportamt der Stadt Köln. Gemeinsam haben wir es geschafft, alle Unwägbarkeiten aus dem Weg zu räumen.“ Die Zeit verhalf dem Bauherrn auch dazu, die neuen Erkenntnisse über die Umweltverträglichkeit von Kunstrasenanlagen bei der Umsetzung des Projekts einfließen zu lassen. „Wir haben kein Kunststoffgranulat als Füllmaterial verwendet“, sagt Zirkel.

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Die Spoho-Kicker genießen den Kunstrasen. 

Auch gegen Korkgranulat, das zwischenzeitlich verwendet wurde, hat der Verein sich entschieden, weil es aufgrund seines geringen Gewichts weggeschwemmt wird und anfällig für Pilze ist. Auf der Kunstrasenfläche liegt jetzt Quarzsand. Um die Mikroplastikpartikel, die durch den Abrieb trotzdem freigesetzt werden, nicht in die Umwelt gelangen zu lassen, wurde ein Filter eingebaut.

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Die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit inspirierte die Sportler: Mittlerweile hat Vorwärts Spoho eine AG für nachhaltige Entwicklung gegründet, die ein Auge auf das Vereinsleben hat: In dem – dank der Unterstützung des Stadtsportbundes und mit Hilfe des Förderprogramms Moderne Sportstätten 2022 – ebenfalls frisch sanierten Vereinsheim haben nun nur noch nachhaltig produzierte Getränke eine Daseinsberechtigung. Die Erfolge außerhalb des Spielfeldes feiert der Verein nun mit einem großen Fest. Die Mannschaft, die beim Spendenlauf das meiste Geld erlaufen hat, darf das Eröffnungsspiel bestreiten. Stolz sind die jungen Kicker aber vor allem auf eines: „Wir haben jetzt Tornetze in den Vereinsfarben“, sagt der zehnjährige Leander. Auch eine Profitrainerbank steht nun am Spielfeldrand. Die neue Anlage lockte inzwischen auch schon weitere Spieler an. Ein Kunstrasenplatz ist eben auch ein Anziehungspunkt für potenzielle Neumitglieder. 

Vorwärts Spoho feiert am 23. Oktober, von 11 bis 23 Uhr, auf dem Nordfeld am Walter-Binder-Weg die offizielle Eröffnung des neuen Platzes.

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