Dank FördervereinEltern krebskranker Kinder bekommen in Köln seit 25 Jahren ein Zuhause auf Zeit

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Andrea Tepe. Leiterin des Elternhauses krebskranker Kinder, Karina, Stephan und Richard Tschirner, Monika Burger-Schmidt, Geschäftsführerin des Fördervereins, Marlene Merhar, Vorsitzende des Fördervereins.

Andrea Tepe, Leiterin des Elternhauses krebskranker Kinder, Karina, Stephan und Richard Tschirner, Monika Burger-Schmidt, Geschäftsführerin, Marlene Merhar, Vorsitzende des Fördervereins.

Das Wort Zuhause trifft es gut. Denn das Elternhaus in Lindenthal ist weit mehr als ein Ort zum Übernachten.

Das Haus liegt etwas zurückgebaut auf der Gleueler Straße. Helle Fassade, Balkons, ein kleiner Vorgarten hinter einer mannshohen Mauer. Ein typisches und zugleich besonderes Mehrfamilienhaus. Es ist das Elternhaus des Fördervereins für krebskranke Kinder.

Hier finden Eltern und Geschwister der kranken Kinder und Jugendlichen ein Zuhause auf Zeit. Das Haus auf dem Gelände der Uniklinik Köln verfügt über 15 Appartements, eine große Küche, Gemeinschaftsraum, Spiel- und Bastelzimmer, einen Garten mit Spielplatz hinter dem Haus. Vor 25 Jahren zogen die ersten Familien ein. Seit Mitte 2020 gibt es zusätzlich die „Villa Fledermaus“, in der weitere fünf Familien Platz finden.

Es gehe um Nähe und Geborgenheit

Der Förderverein ist eine Initiative von Eltern, deren Kind an Krebs erkrankt war oder ist. Ziel des 1990 gegründeten Vereins ist es, die Lebensbedingungen der Familien, deren Kind an Krebs erkrankt ist, nachhaltig zu verbessern. Das betrifft in erster Linie die Zeit, in der die Mädchen und Jungen an der Uniklinik Köln behandelt werden. Die Kinderkrebsstation liegt etwa fünf Gehminuten vom Elternhaus und der „Villa Fledermaus“ entfernt.

„Die ständige und intensive Betreuung des kranken Kindes durch die Eltern ist ein fester Bestandteil der Kinderkrebstherapie. Die Nähe zur Familie ist insbesondere während der anstrengenden Therapiezeiten wichtig. Es geht um Nähe und Geborgenheit“, sagt Marlene Merhar, Vorsitzende des Fördervereins. „Wir möchten den Eltern und Geschwistern ein Zuhause auf Zeit bieten. Für Stunden, Tage, Wochen oder Monate. Das hilft vor allem Familien von auswärts, aber auch Gäste aus Köln und näherer Umgebung sind willkommen“, ergänzt Andrea Tepe, Leiterin des Elternhauses.

Mehr als ein Ort zum Übernachten

Das Wort Zuhause trifft es gut. Denn das Elternhaus ist weit mehr als ein Ort zum Übernachten. Es ist eine Herberge, in der Familien - wenn sie es möchten - Unterstützung, Betreuung und Beratung zum Beispiel von den Mitarbeitenden des psychosozialen Teams bekommen. „Wer reden möchte, findet stets ein offenes Ohr. Es ist immer jemand da, der zuhört“, sagt Marlene Merhar. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn das nicht so ist. Ihr Sohn Frederik wurde 1989 auf der onkologischen Station der Uniklinik Köln behandelt.

Um nah bei ihrem Kind sein zu können, waren die Fahrten ins heimatliche Mönchengladbach zu beschwerlich und zu zeitintensiv. Übernachtungen im Hotel waren auf Dauer nicht praktikabel. „Die Unterstützung auf der Station war großartig, aber jenseits davon war die Situation trostlos. Die einzige Alternative, um rasch und intensiv in Frederiks Nähe zu sein, war die Übernachtung in einem abgewrackten Schwesterheim auf dem Klinikgelände. Das war furchtbar.“

Projekt größtenteils durch Spenden finanziert

Genau dies wollten die Gründungsmitglieder des Fördervereins ändern. Sie fanden ein knapp 600 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe der Kinderonkologie. 1997 wurde Richtfest, 1998 die Einweihung des Elternhauses gefeiert. Die Baukosten betrugen 4,2 Millionen Mark. Finanziert wurde das Projekt größtenteils aus Spenden.

Auf diese wichtige Säule stützt sich der Verein noch immer. „Der Förderverein finanziert alle Angebote rund um das Elternhaus und die Villa Fledermaus ausschließlich aus Spenden. Wir bekommen keine Subventionen oder sonstige Unterstützung“, sagt Vereinsgeschäftsführerin Monika Burger-Schmidt. Der Verein engagiert sich in etlichen Bereichen. So werden seit vielen Jahren mehrere Arbeitsplätze, sogenannte Drittmittelstellen, auf der Kinderonkologie finanziert. Derzeit sind das sieben Stellen.

„Krebs ist doof. Spenden nicht“

Außerdem setzt sich der Verein für die kinderonkologische Forschung ein. Zwischen 2016 und 2021 unterstützte er die Neuroblastom-Forschung mit der Stiftungsprofessur „Experimentielle Kinderonkologie“ an der Uniklinik Köln mit 500 000 Euro. „Wir möchten dazu beitragen, das Leben von krebskranken Kindern, ihren Geschwistern und Eltern leichter, bunter und hoffnungsvoller zu machen. Das gelingt nur der Hilfe von Unterstützern. Wir benötigen pro Jahr etwa eine Million Euro. Krebs ist doof. Spenden nicht“, erklärt Monika Burger-Schmidt. Wer helfen möchte, findet alles Wissenwerte über den Verein und seine Arbeit auf dessen Homepage. Auch einen Spendenbutton.

Oft reißt die Verbindung der betroffenen Familien zum Förderverein auch Jahre nach dem Krankenhausaufenthalt nicht ab. Der 27-jährige Richard Tschirner aus Mainz wurde im Alter von zwei Jahren wegen eines Neuroblastoms in der Uniklinik Köln behandelt. Seine Familie zählte zu den ersten, die im neuen Elternhaus wohnten. „Es war ein Segen für uns, dass wir als Familie zusammenbleiben konnten und Richrads drei Jahre älterer Bruder Elmar und seine erst vier Wochen alte Schwester Josephine bei uns waren“, erzählt Richards Vater Stephan. „Wir haben uns gut aufgehoben gefühlt und waren immer in der Nähe unseres kranken Kindes“, erinnert sich Mutter Karina Tschirner. 25 Jahre später sind sie wieder im Elternhaus. Diesmal als Gäste beim Sommerfest.

www.krebskrankekinder-koeln.de

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