„Gleicht einer Verrichtungsbox“Provisorische Trauerhalle auf dem Melatenfriedhof führt zu Ärger bei Trauernden

Lesezeit 3 Minuten
Weil die alte Trauerhalle auf dem Melatenfriedhof seit neun Monaten saniert werden soll, finden die den Trauerfeiern in einer grauen Leichtbauhalle statt, die an eine Verrichtunsgbox erinnert.

Die provisorische Leichtbauhalle auf dem Kölner Melatendfriedhof sorgt für Unmut nicht nur unter Trauernden.

Seit neun Monaten soll das alte Gebäude auf dem Kölner Melatenfriedhof saniert werden, die Notlösung sorgt für Unmut unter Trauernden.  

Eine Beerdigung ist traurig – derzeit besonders auf dem Melatenfriedhof. So jedenfalls empfand es Katharina Röser, als sie unlängst dort bei einer Trauerfeier zu Gast war: „Ich wollte mich von der Verstorbenen verabschieden, die ich sehr gemocht habe und war wirklich entsetzt“, sagt sie.

„Statt in die Trauerhalle wurden wir über Schilder in eine Leichtbauhalle umgeleitet, die an eine Verrichtungsbox erinnert. Die Atmosphäre dort war überhaupt nicht angemessen.“ Der Raum sei rein funktional, nicht passend dekoriert. Die Fenster seien klein und unten abgeklebt, so dass die Besucherinnen und Besucher nicht einmal nach draußen ins Grüne schauen könnten. „Man kann also nicht einmal durch einen Blick auf die Bäume und fallende oder sprießende Blätter Trost finden“, schildert Röser. Die provisorische Halle empfand sie als hochgradig lieblos.

Die provisorische Leichtbauhalle erinnert an eine Verrichtungsbox. Die Atmosphäre dort ist überhaupt nicht angemessen
Katharina Röser, Architektin

Die eigentliche Trauerhalle auf dem Melatenfriedhof ist derzeit nicht nutzbar. Sie wird saniert. Holzzäune schirmen sie von dem Besucherverkehr ab. Bereits seit neun Monaten finden die Trauerfeiern in der provisorischen Leichtbauhalle statt. Bürgerinnen, Bürger und Bezirkspolitiker bemängeln, dass die Sanierungsarbeiten immer noch nicht begonnen haben und fragen sich, wie lange die Beerdigungsgesellschaften mit dem Provisorium klarkommen müssen.

Alles zum Thema Melaten

Start der Gesamtsanierung auf Kölner Melatenfriedhof steht in den Sternen

Laut Auskunft der Stadtverwaltung wird es noch eine ganze Weile so sein. Die anstehenden Arbeiten und ihre Planung seien komplex: „Die städtische Gebäudewirtschaft plant eine umfassende Betonsanierung der denkmalgeschützten Trauerhalle auf dem Friedhof Melaten“, schreibt Katja Reuter, Sprecherin der Stadt. „Darüber hinaus sollen auch die Klinkerfassade und die Trogdächer saniert werden.“

Aktuell würde eine denkmalgerechte Schadenskartierung erstellt. Dazu seinen Vorarbeiten notwendig gewesen, die inzwischen abgeschlossen seien. In Kürze würde der Beton untersucht. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten und nachdem alle Ergebnisse vorlägen, könne ein Terminplan für die Gesamtsanierung aufgestellt werden. Wann sie startet, steht also derzeit in den Sternen.

Angesichts des Todes eines Angehörigen, wäre mehr Fingerspitzengefühl und Kreativität bei der Gestaltung eines passenden Abschiedsortes wünschenswert
Katharina Röser, Trauergast

Kölner Stadtverwaltung: Provisorium ist hochwertige Ausweichmöglichkeit

Die Stadtverwaltung hält den vorläufigen Umzug der Trauergäste in die Leichtbauhalle für zumutbar: „Die Friedhofsverwaltung konnte nicht feststellen, dass es im Hinblick auf die Ausstattung oder Gestaltung der Interimstrauerhalle vermehrt kritische Nachfragen oder Hinweise an die Friedhofsverwaltung gab“, so Reuter. „Im Gegenteil wurde die Bereitstellung dieser hochwertigen Ausweichmöglichkeit für die Dauer der Sanierung der Trauerhalle anerkennend erwähnt.“

Kölner Friedhofsverwaltung nimmt hilfreiche Anregungen auf

Gestalterische Aspekte seien berücksichtigt worden, beispielsweise sei ein Wandbehang an der Stirnseite des Raumes angebracht und für eine ansprechende Beleuchtung gesorgt worden. Die Besucherinnen und Besucher könnten dort also würde- und pietätvoll Abschied nehmen. „Nichtsdestotrotz nimmt die Friedhofsverwaltung hilfreiche Anregungen aber gerne auf“, so Reuter.

Röser, selbst Architektin, hätte sich eine andere Herangehensweise gewünscht: „Man hätte auch einen kleinen Wettbewerb für die Gestaltung ins Leben rufen können, etwa mit einer Hochschule“, sagt sie, „oder eine Jurte aufstellen können, etwas, das ein bisschen Atmosphäre hat.“ Angesichts eines so wichtigen Ereignisses, wie dem Tod eines Angehörigen, sei mehr Fingerspitzengefühl und Kreativität bei der Gestaltung eines passenden Abschiedsortes wünschenswert gewesen.

KStA abonnieren