NachhaltigkeitWachsende Sträuße statt Schnittblumen – Kölnerin will die Floristik-Branche revolutionieren

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Katharina Tesch vor ihrem Laden Florel in Köln-Ehrenfeld mit Blumen in der Hand im Portrait.

Katharina Tesch vor ihrem Laden Florel in Köln-Ehrenfeld.

Nach Events fällt kiloweise Blumenmüll an. Das wollte Katharina Tesch ändern – und gründete Florel. Verblühte Blumen erhalten ein zweites Leben.

Eigentlich wären die leuchtenden Chrysanthemen, die weißen Köcherblümchen und die Erika-Pflanzen in der Mülltonne gelandet. Stattdessen verschönern sie nun den Garten des Fröbel-Kindergartens in Lövenich. Kinder der Kita „Lövenherz“ haben sie eingepflanzt, unterstützt wurden sie von Katharina Tesch. Die Blumen stammen von einem Festival in Frankfurt, für das Tesch die Event-Floristik geliefert hat. Mit ihrem Start-up „Florel“ möchte die Kölnerin die Floristik-Branche nachhaltiger gestalten.

Kölnerin will die Blumenbranche mit eingepflanzten Sträußen verändern

Die 30-Jährige ist zwischen Blumen und deren Duft aufgewachsen: Ihr Vater betreibt zwei Blumenläden in Sülz und Ehrenfeld. In der Corona-Zeit hat Tesch für ihren Vater einen Online-Shop eingerichtet. „Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich meinen eigenen Blumenladen Florel gegründet habe“, berichtet Tesch. Da ihr Herz aber nicht nur für Blumen, sondern auch für Nachhaltigkeit schlage, entschied sie sich dazu, ein neues Konzept zu entwickeln und eine „florale Revolution“ zu starten.

Kinder pflanzen Blumen in ein Beet.

Kinder der Fröbel-Kita in Lövenich pflanzen von Florel gespendete Blumen ein.

„Die Blumenindustrie hat leider mit Nachhaltigkeit wenig am Hut“, sagt die studierte Wirtschaftspsychologin. „Schnittblumen werden oft um die halbe Welt geflogen, um für ein paar Tage die Wohnung zu verschönern oder für ein paar Stunden eine Veranstaltung.“ Allein in Deutschland würden so pro Jahr mehrere Hunderttausend Tonnen Blumenmüll produziert. „Würden die alle eingepflanzt, sähe Deutschland sehr viel schöner und bunter aus“, findet Tesch. „Nach Events von Kunden sind ganze Lkw-Ladungen voll Blumenmüll entstanden. Da habe ich mich gefragt, wie man das ändern kann, und wie die Blumen nachher noch einen Nutzen haben.“

Verblühte Blumen werden sozialen Einrichtungen gespendet und wieder eingepflanzt

Seit Anfang des Jahres verkauft Florel keine Schnittblumen mehr, sondern setzt ausschließlich auf „growing bouquets“, also wachsende Blumensträuße. Das funktioniert so: Die Blumen werden mit ihren Wurzeln eingetopft, wachsen und blühen. „Sie blühen sogar länger als Schnittblumen. Und wenn sie verblüht sind, können sie eingepflanzt werden“, sagt Tesch. Florel verwendet nur Blumen, die in Deutschland wachsen und versucht, möglichst mehrjährige und bienenfreundliche Blumen zu nutzen. Die Florel-Kunden können diese, wenn sie verblüht sind, selbst einpflanzen oder sie spenden sie nach einem Event einer sozialen Einrichtung wie Kitas, Seniorenheimen, Schulen.

Eine Frau und zwei Männer stehen vor einem Transporter. Sie halten Kartons mit Blumen in den Händen.

Katharina Tesch und die Feldling-Gründer Daniel Neumann und Johannes Decker (von links)

Florel kooperiert mit dem regionalen Lieferdienst „Feldling“: Dieser beliefert Schulen, Kitas und Gastrobetriebe in Köln und Umgebung mit regionalem Obst und Gemüse – vom Feld ohne Zwischenlagerung direkt in die Küchen. „Wir bringen gespendete Blumen im Rahmen unserer Obst- und Gemüselieferungen in die Kitas und Schulen. Dort verschönern die Kinder damit das Gelände und schenken den Blumen ein zweites Leben“, erklärt Daniel Neumann von Feldling. Seit dem Sommer habe es bereits rund 25 solcher Einpflanz-Aktionen in Kölner Kitas gegeben.

Die Kinder der Kita Lövenherz sind mit viel Eifer dabei. Mit kleinen Schaufeln graben sie Löcher ins Beet, setzen die Blumen vorsichtig hinein und decken die Wurzeln wieder mit Erde zu. „Da ist ein Regenwurm“, ruft ein Mädchen. „Der macht die Erde locker, das ist gut für die Blumen“, erklärt Katharina Tesch. „Es ist so schön zu sehen, wie viel Spaß die Kinder beim Einpflanzen haben und dass die Idee so gut aufgeht. Das erwärmt mein Herz.“ Kooperationen mit Kitas seien ideal, weil so schon die Kleinsten für das Thema Nachhaltigkeit begeistert werden könnten.

„Wir könnten noch viel mehr Blumen abgeben und sind immer auf der Suche nach Abnehmern“, sagt Tesch. Das könnten neben sozialen Einrichtungen auch Menschen sein, die mit den Blumen ihr Veedel verschönern wollen. Teschs erklärtes Ziel ist es, „die Floristik-Branche zu verändern, Köln bunter und die Bienen glücklich zu machen“. Glücklich sind nach der Pflanzaktion auch die Kita-Kinder in Lövenich. Die Blumen, die nur als Deko für ein Festival gedacht waren, werden nun noch bis November blühen.

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