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Möbel-Boss-GrundstückDie Nachbarschaft ist nicht begeistert

Lesezeit 3 Minuten

Die Häuser des Paulihöfe-Viertels liegen bald im Schatten der fünfgeschossigen Neubauten.

Braunsfeld – Zu hohe Häuser und zu viele Wohnungen – an den Plänen der Projektentwicklungsgesellschaft Corpus Sireo Wohnen GmbH für das ehemalige Möbel-Boss-Grundstück an der Ecke Scheidtweiler Straße/Maarweg haben die Bürger viel auszusetzen. „Das ist zu sehr verdichtet und zu hoch, was man uns da vor die Nase setzen will“, fasst Hans Nakielski den Unmut der Nachbarschaft zusammen.

Rund 130 Bürger waren der Einladung zur Bürgerversammlung ins Lindenthaler Bezirksrathaus gefolgt. Die meisten Besucher, die sich zu Wort meldeten, lehnten das Vorhaben ab. „Man muss den Kritikern in einigen Punkten Recht geben“, findet der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler. Vor einem Jahr, als die Bezirksvertretung erstmals den Bebauungsplan für das Grundstück diskutierte, sahen die Entwürfe für das Projekt nämlich noch anders aus. Wo damals von maximal vier Geschossen die Rede war, sollen nun bis zu sechs Geschosse genehmigt werden.

Corpus Sireo will auf dem fast 10 000 Quadratmeter großen Grundstück 130 Eigentumswohnungen bauen. Insgesamt sollen 11 400 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Im Durchschnitt wären die Wohnungen also rund 88 Quadratmeter groß.

Entlang der Straßen plant die Corpus dafür jeweils fünfgeschossige Gebäuderiegel. Das Eckhaus Scheidtweiler Straße/Maarweg soll sogar sechs Geschosse haben. Hinter den Gebäuderiegeln sehen die Planungen vier weitere Einzelgebäude vor. Sie haben jeweils in der Mitte fünf Etagen und zu den Seiten hin nochmals drei. Das neue Viertel soll als autofreie Zone an das schon vor einigen Jahren ebenfalls von der Corpus realisierte Wohngebiet Paulihöfe angrenzen.

„Besonders das hat uns entsetzt. Wir blicken nur noch auf Mauern“, meinte Nakielski, der direkt gegenüber im im Viertel Paulihöfe wohnt, in dem kein Gebäude mehr als drei Stockwerke hoch ist. Viele sind mit ihm der Ansicht, dass hier dem Wunsch des Investors zu bereitwillig nachgegeben werde.

Die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Anne-Luise Müller, hingegen betont: „Köln braucht mehr neue Wohnungen. Das Gebiet verträgt eine Bebauung in diesem Umfang.“ Dieser Sichtweise kann die Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker folgen, wenn auch mit Einschränkungen: „Angesichts des großen Bedarfs an Wohnraum müssen wir in gesamtstädtischem Interesse unseren Beitrag leisten“, so die Politikerin. Allerdings beklagt sie, dass kein öffentlich geförderter Wohnungsbau vorgesehen ist. „Die Bezirksvertretung hatte 25 Prozent gewünscht“, so Blömer-Frerker.

Nur Eigentumswohnungen

Auch Harald Schäfer von der Interessengemeinschaft Braunsfelder Bürger (IGBB) meint: „Wohnungen werden gebraucht, aber bezahlbare Mietwohnungen. Hier aber entstehen nur teure Eigentumswohnungen.“

Auch die Tatsache, dass das Neubaugebiet über einen Fuß- und Radweg mit dem Wohngebiet Baesweiler Hof verbunden werden soll (es besteht aus 118 Wohneinheiten, hinter der Blockrandbebauung entlang des Maarweg gelegen), stieß auf Ablehnung, in erster Linie bei dessen Bewohnern: „Wir sind ein Dorf für uns inmitten der Stadt. Die Kinder können unbeaufsichtigt draußen spielen. Das soll so bleiben“, meinte Nakielski. Das aber sehen die IGBB und die Politiker anders, sie stellen sich hinter Heinrich Funk, der den Fußweg bei der Bürgeranhörung verteidigte: „Die Wegeverbindung abseits der Hauptstraße durch die Wohngebietes erhöht die Lebensqualität aller Braunsfelder.

Gebaut werden soll in zwei Abschnitten, wobei mit dem ersten an der Ecke Maarweg/Scheidtweilerstraße schon im Herbst dieses Jahres begonnen werden könnte. Möglich macht das der Paragraf 33, Absatz 3 Baugesetzbuch. „Danach kann schon vor Beendigung eines Bebauungsplanverfahrens begonnen werden, wenn mit großer Sicherheit feststeht, dass das Vorhaben den zukünftigen Festsetzungen des Bebauungsplanes entspricht und die Offenlage abgeschlossen ist“, so Müller, die optimistisch davon ausgeht, dass es schon im April so weit ist. Die Fertigstellung des gesamten Projekts ist für Ende 2016 vorgesehen.

Schriftliche Stellungnahmen zu dem Bebauungsplanentwurf können die Bürger bis Montag, 27. Januar, per Post oder per E-Mail an die Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker, Aachener Straße 220, 50931 Köln schicken.

helga.bloemer-frerker@stadt-koeln.de