Köln-Müngersdorf„Vertrauen in Willen der Behörden verloren“ – NRW-Ausschuss kritisiert Stadt

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Das historische Bahnhofsgebäude Belvedere in Müngersdorf.

Das historische Bahnhofsgebäude Belvedere in Müngersdorf.

Die Sanierung des ältesten erhaltenen Bahnhofsgebäudes „Belvedere“  stockt – es gab Streit um zwei Bäume. Der Förderverein sollte sie bald fällen dürfen.

Eigentlich waren die Platanen nur Beiwerk des Bahnhofs Belvedere, als er 1839 gebaut wurde. Doch nachdem sie jahrzehntelang nicht beschnitten worden waren, wuchsen sie dem Bahnhofsgebäude an der Belvederestraße 147 über den Kopf. Ein Baum unterwurzelte und beschädigte es.

Als sich im Jahr 2010 der Förderkreis Bahnhof Belvedere gründete, um die Sanierung anzustoßen und ihn in eine Kultur- und Begegnungsstätte umzuwandeln, war der denkmalgeschützte Bahnhof in einem desolaten Zustand. Die Bürgerinnen und Bürger forderten, dass zwei der dicht am Gebäude stehenden Platanen entfernt werden.

Doch über die zwei Bäume entbrannte ein jahrelanger Streit, der schließlich beim Petitionsausschuss des Landtages NRW landete. Er hat nun darüber entschieden – nach einer jahrelangen Zitterpartie – für den Förderkreis.

Dieser hatte Fördergelder in Millionenhöhe akquiriert und die Erbpacht von der Eigentümerin, der Stadt Köln, übernommen. Das Liegenschaftsamt beantragte die Fällung der schädigenden Platane. Doch sie wurde von einer anderen Stelle der Stadtverwaltung behindert: Der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde verweigerte seine Zustimmung und erklärte die Bäume zu „Naturdenkmälern“. Die Sanierung geriet ins Stocken. Die Fördergelder drohten zu verfallen.

Der Umweltausschuss des Rates versuchte, das Veto der Landschaftsbehörde zu überstimmen. Der Beiratsvorsitzende der Unteren Landschaftsbehörde verhinderte dies, indem er die Höhere Landschaftsbehörde und das Umweltministerium anrief. In ihrer Verzweiflung wandten sich zahlreiche bekannte Denkmalschützer und Bezirkspolitiker mit einer Petition an den Petitionsausschuss. Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp verlas in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal dessen Entscheidung.

Bäume um Bahnhof Belvedere dürfen gefällt werden

Kurz gefasst lautet sie: Zwei Bäume müssen weg. Zumindest die Platane, die direkt an das Gebäude angrenze, müsse unverzüglich gefällt werden, um den Erhalt des Denkmals sowie die zukünftig dringend erforderlichen Fördergelder sicherzustellen, entschied der Ausschuss. Darüber hinaus halte er es für wahrscheinlich, dass auch eine zweite Platane entnommen werden müsse. Die gefällten Bäume seien durch Neupflanzungen zu ersetzen.

Das eingerüstete Bahnhofsgebäude

Das eingerüstete Bahnhofsgebäude

Der Ausschuss verbindet seine Entscheidung mit einer deutlichen Ansage an die Stadtverwaltung: „Der Petitionsausschuss empfiehlt der Stadt Köln, sie zügig umzusetzen und bittet die Landesregierung, sie dabei zu unterstützen und – sollte dies nötig werden – die dazu erforderlichen Weisungen zu erteilen.“ Der Fall sei dringend: „Der Bahnhof Belvedere ist das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude Deutschlands an der ersten internationalen Eisenbahnverbindung weltweit, genannt Eiserner Rhein“, so der Ausschuss.

Schaden in Köln-Müngersdorf soll schnellstmöglich abgewendet werden

Das Land Nordrhein-Westfalen habe aufgrund der Bedeutung des Baudenkmals ein außerordentliches Interesse an dessen Erhalt. Dabei verkenne der Petitionsausschuss die Belange des Naturschutzes nicht, es liege aber auf der Hand, dass ein Baum, der ersetzbar sei, dem unersetzbaren Baudenkmal weichen müsse. Er fand kritische Worte für den Umgang der Stadtverwaltung mit dem „herausragenden bürgerschaftlichen Engagement des Fördervereins“. Der Verein habe der öffentlichen Hand durch seine Arbeit und die eingeworbenen Gelder nach jahrelangem Verfall die Sanierung der Anlage abgenommen, genauso die Sorge um eine künftige sinnvolle Nutzung.

Der Ausschuss dringe daher mit Nachdruck darauf, dass die zuständigen Behörden schnellstens zu einem deutlich wohlwollenderen Auftreten gegenüber den Anstrengungen des Fördervereins gelangten. Schließlich entfalte es eine Signalwirkung in alle Bereiche bürgerschaftlichen Engagements. Die privaten Fördergeber hätten das Handeln der Stadt Köln nicht als verlässlich empfunden und dadurch in beträchtlichem Umfang Vertrauen in den Willen der zuständigen Behörden verloren, die Sanierung, den Erhalt und die zukünftige Nutzung des Baudenkmals als öffentliches Interesse anzuerkennen und sicherzustellen.

Das Fazit: „Dem hier entstandenen Eindruck muss durch alle beteiligten Behörden nunmehr durch konsequentes und schnelles Handeln entgegengetreten werden, um weiteren Schaden von diesem, aber auch von weiteren Projekten dieser Art abzuwenden.“

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