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StadtteilbibliothekWoran eine neue Stadteilbibliothek im Kölner Westen scheitert

Lesezeit 3 Minuten
Baustelle der neuen Verbandszentrale des VIKZ.

Die neue Verbandszentrale des VIKZ an der Stolberger Straße 370a ist fast fertig.

Anja Flicker, neue Leiterin der Stadtbibliothek, erklärt, woran Pläne für eine Stadtteilbibliothek im Neubau des VIKZ scheitern.

Die Gelegenheit, sollte man unbedingt nutzen, findet die Lindenthaler Bezirkspolitik: In dem Neubau des Verbands der islamischen Kulturzentren (VIKZ) an der Stolberger Straße 370a steht ausreichend Raum zur Verfügung, um die im Kölner Westen fehlende Stadtteilbibliothek einzurichten.

Der VIKZ würde der Stadt die nötige Fläche von etwa 2000 Quadratmetern auch vermieten und ihr dabei entgegenkommen: Er hatte angeboten, die Einrichtungskosten vorzufinanzieren und auf die Miete, kalkuliert für 20 Jahre, umzulegen. Die Bezirksvertretung hatte daher die Verwaltung per Beschluss gebeten, Verhandlungen aufzunehmen. Doch die Stadtverwaltung hat das abgelehnt – aus Kostengründen. Die neue Leiterin der Stadtbibliothek Anja Flicker sowie ihre Kolleginnen Rita Höft und Sabine Galuschka waren in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung zu Gast und erläuterten die Beweggründe.

Fünf Personalstellen sind erforderlich

„Wir wissen, dass der Westen unterversorgt ist“, betonte Flicker. „Und hätten wir die Ressourcen, würden wir dort natürlich mit fliegenden Fahnen etwas eröffnen.“ Aber ein Gebäude mit Regalen darin genüge. Wichtig sei vor Ort ein passendes Programm zu bieten. Und das hänge an den Mitarbeitenden. Der „Knackpunkt“, so formulierte es Flicker, seien die für die neue Stadtteilbibliothek benötigten fünf zusätzlichen Personalstellen.

Ihre Kollegin Rita Höft konkretisierte: Dabei handele es sich um zwei Bibliothekare und Bibliothekarinnen und drei Fachangestellte für Medien und Informationsdienste. Der Stadtbezirk brauche eine qualitativ hochwertige moderne Bibliothek. Die Finanzexpertin der Stadtbibliothek Sabine Galuschka ergänzte: „Wir haben leider keine Personal- und Finanzressourcen“, sagte sie. „Ich kann aus meiner Erfahrung nach zehn Jahren bei der Stadtbibliothek sagen, dass wir so eine schwierige Situation, wie im Moment, noch nie erlebt haben.“

Visualisierung der neuen Verbandszentrale des VIKZ an der Stolberger Straße 370a.

So soll die neue Verbandszentrale des VIKZ an der Stolberger Straße 370a aussehen, wenn sie fertig ist.

Gerade langfristige Verpflichtungen, beispielsweise für unbefristete Personalstellen und für Mietverträge seien ein Problem. „Wir haben es in zehn Jahren gerade einmal geschafft, eine zusätzliche Stelle in Kalk zu schaffen“, so Galuschka. Man versuche auch die Möblierung sehr flexibel zu gehalten, weil man immer wieder innovative Angebote liefern wolle. „Eine Möblierung für 20 Jahre zu mieten, ist nicht unbedingt in unserem Sinne“, so Galuschka. Das mache es erst einmal billiger, aber die Stadtteilbibliothek sei dann nicht so flexibel, wie gewünscht.

Bezirkspolitik fordert weitere Gespräche

Die Bezirkspolitik reagierte enttäuscht: „Ich verstehe zwar, dass sie keine Abstriche machen möchten“, sagte Ute Ackermann, Fraktionsvorsitzende der Grünen, „aber so gibt es keine realistische Perspektive, dass wir in unserem Stadtbezirk noch einmal eine Bibliothek erhalten.“

Roland Schüler (Grüne) erinnerte daran, wie die letzte verschwand: „Ich habe es noch erlebt, wie unsere Stadtteilbibliothek in Braunsfeld, die ja für den Kölner Westen zuständig war, aus ihrem Gebäude ausziehen und in dieses Bezirksrathaus einziehen sollte“, erzählt er. „Schwupp die wupp, waren die Bücher weg. Das Personal wurde an andere Orte verteilt. Und sie war fort.“

Die Bibliothek zog aber nie ins Rathaus ein. Dort entstand stattdessen die Kunsthalle Lindenthal, die mittlerweile als solche auch nicht mehr wegdenkbar ist. Die Versorgungslücke in dem 140.000 Einwohner großen Stadtbezirk könne die einzig noch bestehende sehr kleine Sülzer Stadtbücherei nicht schließen, so Schüler. Man solle mit dem VIKZ im Gespräch bleiben. Flicker betonte, sie sei gerne bereit sei, gemeinsam zu überlegen wie man die beiden Pole, die bestehenden „Goldstandards“ für die Bibliotheken und die dringend zu schließende Versorgungslücke, aneinander annähern könnte.

Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp freute sich darüber: „Wir vereinbaren dann im VIKZ einen Termin und überlegen dort gemeinsam, ob wir nicht vielleicht doch etwas finden, was wir tun können.“