Sanierung des Bahnhofs BelvedereDas steckt hinter dem mysteriösen Kölner Betonklotz

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Der Neubau neben dem Bahnhof Belvedere

  • Der Kölner Bahnhof Belvedere ist das älteste noch erhaltene Bahnhofsgebäude im deutschsprachigen Raum.
  • Lange war er dem Verfall preisgegeben.

Müngersdorf – Wie ein elegantes Herrenhaus wirkt das Bahnhofsgebäude an der Belvederestraße von vorne betrachtet. Seine ganze Anmut entfaltet das klassizistische Bauwerk jedoch auf seiner Rückseite in Richtung Park: Dort wölbt sich das Treppenhaus aus der Gebäudemitte hervor.

Davor erstreckt sich ein vieleckiger Pavillon mit Zeltdach. Er verleiht dem Gebäude Leichtigkeit - und zeugt von dem Zweck, den das Bahnhofsgebäude zumindest auch erfüllte: Es war ein Ausflugslokal und ermöglichte seinen Besuchern das, was der Begriff „Belvedere“ bereits verspricht: eine Aussicht, bis zum Kölner Dom und zum Siebengebirge.

Kölner Bahnhof Belvedere: bedeutendes Denkmal

Der 1839 fertiggestellte Bahnhof lag einst am Endpunkt des ersten Teils der ersten internationalen Eisenbahnstrecke Köln-Antwerpen der Rheinischen Eisenbahngesellschaft. Heute ist der Bahnhof Belvedere vor allem eines: das älteste noch erhaltene Bahnhofsgebäude im deutschsprachigen Raum und somit ein bedeutendes Denkmal – das lange dem Verfall preisgegeben war.

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Ein altes Foto zeigt den Bahnhof Belvedere mit Latrinenhaus

Doch nun hat die Sanierung begonnen. Derzeit wundert sich mancher Müngersdorfer über den „Klotz“, der direkt neben dem Gebäude errichtet wurde. Es handelt sich dabei um den Rohbau des künftigen Erschließungsturms, der zwingend errichtet werden muss, um die Barrierefreiheit des Gebäudes zu gewährleisten und Brandschutz-Rettungswege zu eröffnen. In dem Turm wird sich ein Aufzug befinden, der auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden kann, zudem ein Treppenhaus.

Kölner Bahnhof Belvedere soll wieder zugänglich werden 

Der Förderkreis Belvedere möchte den Bahnhof für die Öffentlichkeit zugänglich machen und dort ein Kultur- und Begegnungszentrum entstehen lassen. Sebastian Engelhardt, Vorsitzender des Förderkreises Bahnhof Belvedere, erläutert die Funktion des Erschließungsturms: „Der Baukörper wird durch eine verglaste Brücke im Obergeschoss und einen Übergang im Kellergeschoss mit dem Bestandsbau verbunden. Er steht bewusst abgesetzt vom Baudenkmal, um nicht in dessen klassische Symmetrie einzugreifen und wird noch durch eine Fassade verkleidet, die sich besonders gut an das Denkmal anpasst, aber nicht so scheint, als ob er dazu gehört.“

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Elisabeth Maria Spiegel und Sebastian Engelhardt vor dem Bahnhof.

Wie die Fassade genau aussehen wird, wird noch mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Bald wird auch das Originaltor zum Bahnhofsareal wieder aufgestellt und eine Mauer gebaut, wie sie ehemals vorhanden war. Dahinter wird der Turm zu einem großen Teil verschwinden und nicht mehr so wuchtig wirken. Er ist nicht das erste Nebengebäude, das der Bahnhof erhält. Bis zu den 1960er-Jahren stand dort ein Latrinenhaus.

Kölner Förderverein engagiert sich für das Denkmal

Der Bahnhof wurde lange privat genutzt, bis er unbewohnbar wurde. Danach stand das Areal zwei Jahre zum Verkauf. Elisabeth Maria Spiegel, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, erinnert sich daran: „Es stand jahrelang gegen ein Gebot zum Verkauf. Doch niemand gab eines ab.“

2012 nahm sich schließlich der frisch gegründete Förderkreis des Bahnhofs Belvedere an. Er veranlasste die dringlichsten Arbeiten, um zu verhindern, dass das Gebäude weiter Schaden nimmt, organisierte die nötigen Mittel für die Sanierung, übernahm die Bauträgerschaft und bekam von der Stadt Köln zu diesem Zweck das Erbbaurecht an dem Gebäude übertragen.

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Eine alte Zeichnung zeigt den Bahnhof Belvedere

Für sein Engagement wurde der Förderkreis zuletzt vom Deutschen Nationalkomitee mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz geehrt. Die Sanierung scheiterte lange vor allem an einem Dilemma: Die ursprünglich als Beiwerk gedachten Platanen waren – jahrzehntelang unbeschnitten – dem kleinen Bahnhof über den Kopf gewachsen und hatten das Gebäude unterwurzelt.

150 Jahre alte Bäume auf dem Gelände des Bahnhofs

Die 150 Jahre alten Bäume sind allerdings mittlerweile selbst als Naturdenkmäler eingestuft. Zumindest eine Platane lief Gefahr, bei der Sanierung beschädigt zu werden. Und so stritt der Denkmal- mit dem Naturschutz.

Die Verwaltung erteilte dem Förderverein eine weitere Baugenehmigung mit dem Passus, dass sie erlischt, wenn die Platane Schaden nimmt. Die Bürger des Förderkreises wandten sich daher an den Petitionsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags Der urteilte, dass diese Klausel rechtswidrig sei.

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Mittlerweile bahnt sich ein Kompromiss an, der ermöglicht den Baum trotz Sanierung zu erhalten – und so schreitet sie nun voran. Der Pavillon wird bald wieder ein geschlossener Wintergarten sein. Fenster und drei bodentiefe Glaswände mit Tür zum Park werden Licht in den Gebäudeteil lassen. Es weist einen frisch sanieren Ziegel-Gewölbekeller auf, in dem die sanitären Anlagen und Garderobe untergebracht werden. Der schönste Teil bleibt aber das Obergeschoss, wo die Veranstaltungssäle liegen, durch deren hohen Fenster bald wieder Gäste den Ausblick auf die Umgebung genießen können.

Kölns ältester Bahnhof

Am 2. August 1839 wurde Kölns ältester Bahnhof  mit dem ersten Teil  der Bahnstrecke Köln-Antwerpen eröffnet. Das Gebäude  war schon  damals eine Attraktion, im Stil  des  preußischen  Klassizismus  ganz anders  als die kargen  Bahnhöfe der Zeit. Vormittags fuhren zwei Züge, nachmittags sogar drei nach Müngersdorf. Für die Kölner  eine Landpartie.   Seit 1892 ist  Belvedere kein  Haltepunkt mehr. Inhaber  ist seitdem die Stadt, Mieter waren unter anderem die Armenverwaltung und  Künstler. 2009 zog der letzte Mieter aus. (cd) 

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