„Mein bisher persönlichster Thriller“Kölner schreibt über sein Leben mit Lymphdrüsenkrebs

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Ein Mann ist im Halbporträt zu sehen, im Hintergrund ist das Gebäude der Kölner Uniklinik sichtbar.

Jan Bergrath vor seinem Stammlokal, von dem aus er auch auf die Uniklinik schauen kann.

Der Kölner Krimi-Autor Jan Bergrath schreibt in seinem neusten Buch über die eigene Krebsdiagnose, sein bisher persönlichster Thriller.

Der Sülzer Jan Bergrath hat schon einige Krimis geschrieben, über die Frauengestalten bei Shakespeare oder die Atomlobby in Brüssel. Die spannendste Geschichte stammt aber aus seinem eigenen Leben. Sein neuer „autofiktionaler Roman“ namens „Die Gefahr im Kopf“ schildert Bergraths Kampf ums Überleben, verwoben in eine fiktive Geschichte: 2016 stellte sein Hausarzt bei ihm Lymphdrüsenkrebs fest. Zunächst reichte eine ärztliche Überwachung, doch im Oktober 2021 ging es ihm schlechter.

Es folgte eine ambulante Chemotherapie. Kurz danach konnte er plötzlich seinen rechten Arm nicht mehr heben. Die Ärzte stellten fest, dass er einen Rückfall hatte. Unbehandelt wäre das tödlich gewesen. Bergrath machte die Bekanntschaft mit Marietta, einem Medikament, das seine Blut-Hirnschranke durchdrang. Wochenlang pendelte er zwischen der Onkologie und seiner Wohnung, zwischen Stationsaufenthalten und häuslichem Abwarten auf den chemotherapie-bedingten Zusammenbruch des Immunsystems, was wieder Krankenhausaufenthalte nötig machte. 

Hochdosis-Therapie mit Stammzelltransplantation

Danach stand eine Hochdosis-Therapie mit Stammzellentransplantation an. Bergrath, der vor allem als freier Journalist für Transport und Logistik arbeitet, bekam parallel ständig Anfragen — und beschloss, im Internet zu veröffentlichen, dass er an Krebs erkrankt ist. Dafür schoss er ein Foto, nachts aus seinem Zimmer der Uniklinik, mit Blick auf seine Stammkneipe und Wohnung. Es ist mittlerweile auf dem Buchcover zu sehen. „Ich bin auf eine Welle der Sympathie und Anteilnahme gestoßen“, erzählt der 65-Jährige. „Da habe ich beschlossen, ich schreibe ein Buch, auch um den Irrsinn so einer Behandlung zu beschreiben, die ja völlig unberechenbar ist.“

Es stellte sich nämlich heraus, dass die Stammzellen nicht brauchbar waren. Eine weitere Therapie folgte. Zellen wurden aus seinem eigenen Blut herausgefiltert, gentechnisch behandelt und ihm wieder zugeführt. Sie sollten die Krebszellen bekämpfen. Doch die Zellen machten ihren Job nicht. Bergrath ging es schlechter. Dann kam der romantaugliche Wendepunkt: Bergrath war der vierte Teilnehmer einer neuen Antikörper-Studie. Die Therapie schlug an: Innerhalb von kürzester Zeit schwollen seine Lymphdrüsen ab.

Er bekommt aber weiterhin Infusionen. „Damit das Ganze nicht so langweilig ist, habe ich eine Nebenhandlung eingebaut, über die tragische Sinnlosigkeit sich widersprechender europäischer Schutzvorschriften für Lkw-Fahrer.“ Im Buch ist er zwischen den Krankenhausaufenthalten als investigativer Journalist einem Korruptionsskandal auf der Spur. Auch die Nebenhandlung beruht auf Fakten: „Ich habe im Vergleich zu meinen vorherigen kritischen Berichten noch einmal eine deutliche Schippe draufgelegt. Todgeweihte schreiben anders“, so Bergrath. So lautet auch der Untertitel. „Mein persönlicher Thriller ist ja auch noch nicht beendet.“


Jan Bergrath, Die Gefahr im Kopf - Todgeweihte schreiben anders, Kontrast Verlag, 235 Seiten, 14,90 Euro

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