Seit der Eröffnung der „Boulangerie Èpi“ an der Sülzburgstraße beklagen Anwohnende Lärm durch Kühlanlagen – eine Lösung zeichnet sich ab.
LärmbelästigungKühlanlagen einer Sülzer Bäckerei rauben der Nachbarschaft den Schlaf

Die Boulangerie Èpi an der Sülzburgstraße
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Die Fenster der Schlafzimmer in der Wohnanlage zwischen Berrenrather und Wichterichstraße liegen über dem begrünten Innenhof, wo jahrzehntelang friedliche Ruhe herrschte.
Doch nun brummt und vibriert es dort dauerhaft, seitdem vor einigen Monaten die Bäckerei „Boulangerie Épi“ eine Filiale an der Sülzburgstraße eröffnet hat. Das Geschäft benötigt große Kühlanlagen. Die dazugehörenden „Wärmetauscher“ sind außen an den Mauern der Kühlräume angebracht, auf der Rückseite eines Gebäuderiegels, der in den Innenhof ragt. Sie verursachen Geräusche, die zwischen den Gebäudewänden hallen und nun die Bewohner und Bewohnerinnen dauerhaft belästigen und ihnen nachts den Schlaf rauben.

Anwohnerin Lydia Kieven bei einer Inspektion der störenden Anlage an der Mauer gegenüber ihrer Wohnung.
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Erste Verbesserungsversuche und Gutachten
So hagelte es schnell Beschwerden. Die Bäckerei Èpi reagierte. Die Anlagen wurden auch „eingehaust“, das heißt mit einem großen Kasten umhüllt. Doch das brachte nicht die gewünschte Verbesserung. Die Eigentümerin des Ladenlokals, in dem die Bäckerei zu Hause ist, gab ein Lärmgutachten in Auftrag, das ein Sachverständiger der IHK erstellt. Er maß die Lärmbelastung in der besonders betroffenen Wohnung des Anwohners Thomas Schmeckpepers. Das Ergebnis: Sie überschritt den zulässigen Grenzwert knapp. Schmeckpeper und seine Nachbarin Lydia Kieven sind aber der Ansicht, dass der Lärm an diesem Tag vergleichsweise gering war: „Die Außentemperatur betrug ein Grad“, sagt Kieven. „Die Anlage lief nicht auf Hochtouren.“
Dennoch war der Wert zu hoch, aber für den Gutachter offensichtlich kein ausreichender Beweis. „Es hieß, es wären auch Nebengeräusche hörbar gewesen“, erinnert sich Schmeckpeper. Deswegen habe man im März noch einmal gemessen, aber an anderer Stelle, irgendwo „in der Nähe“ der Anlage. Dort lag der Dezibelwert dann unter dem Grenzwert. Es geschah also nichts – und die Situation blieb unverändert.
Hausverwalter bestätigt das Problem
Michael Höpcke, Geschäftsführer der Hausverwaltung Sander + Höpcke, die den betroffenen zum Hinterhof gelegenen Gebäudekomplex verwaltet, ist mit dem Problem vertraut: „Diverse Bewohner leiden sehr darunter“, sagt er. „Ich habe mir selbst ein Bild von der Situation vor Ort gemacht und die Geräusche des Geräts in den betroffenen Wohnungen wahrgenommen.“ Es sei zu erwarten, dass sie mit steigenden Temperaturen zunehmen.

Die Wohnanlage zwischen Berrenrather und Wichterichstraße.
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Anwohner flüchten, das Umweltamt ermittelt
Mittlerweile ergreifen die ersten Anwohnenden die Flucht: „Manche Nachbarn sind bereits ausgezogen“, sagt Schmeckpeper, „andere planen dies aktiv.“ Kieven übernachtet nun häufig bei Freunden, um einmal eine Nacht zur Ruhe zu kommen. „Ich richte mittlerweile mein ganzes Leben nach der Belastung aus“, schildert sie. Die Nachbarschaft hat nun das Umweltamt eingeschaltet. Das ermittelt noch. „Grundsätzlich sind Betreiber und Betreiberinnen verpflichtet, den ordnungsgemäßen Zustand ihrer Anlagen sicherzustellen“, erläutert eine Sprecherin der Stadt. Sie würden selbst entscheiden, welche Lösungen sie finden.
Die Anwohner und Anwohnerinnen schreiben derweil im Wochentakt der Geschäftsleitung der Bäckerei Èpi. Die Inhaber würden aber nicht mehr reagieren, erzählt Schmeckpeper
Inhaber der Bäckerei möchte das Problem lösen
Heinz-Peter Otten, Geschäftsführer der Boulangerie Èpi, begründet das: „Wenn man mich unter Druck setzt, bin ich raus“, sagt er. „Wir haben die Beschwerden der Anwohner und Anwohnerinnen ernst genommen und bereits mehrere tausend Euro investiert.“ Er sei aber grundsätzlich an einer Lösung des Problems interessiert, selbst wenn sich die Grenzwerte nach erneuter Messung des Umweltamtes weiter unterhalb des zulässigen Wertes bewegen würden. Es gäbe auch bereits eine Idee: „Man könnte ein Riesenloch graben, die Anlage dort zukoffern und einen Deckel daraufsetzen“, so Otten.
Das würde allerdings einiges kosten. Er würde sich beteiligen, den erneuten Umbau aber nicht allein bezahlen. Schmeckpeper findet, dass eine Lösung nicht nur den Anwohnenden zugutekommen wird: „Es gibt zahlreiche solcher Hinterhöfe in Köln“, sagt er. „Wenn künftig immer mehr Wärmepumpen installiert werden, wird es zu ähnlichen Lärmbelastungen kommen, die beseitigt werden müssen. Am Ende handelt es sich um ein technisches Problem, das sich technisch lösen lässt.“ Außerdem, betont Schmeckpeper, sei die Bäckerei Èpi mit Café eigentlich ein tolles Angebot für das Veedel.