„Offener Ort für alle“Die Kirche St. Karl in Köln-Sülz bietet Lebensmittel, Meditation und Porzellan-Workshops

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Ein Mann steht an einer Tür.

Diakon Hanno Sprissler in der Kirche St. Karl

Die Kirche St. Karl macht immer mehr moderne Angebote. Außer Lebensmitteln gibt es Workshops, Kleider und Meditation. 

Die Kirche St. Karl ist frisch aufgeräumt. Große Regale auf Rädern stehen an den Wänden. Mit dem Rücken zum Kirchenraum gedreht wirken sie wie moderne Schränke, hell und dezent. In ihrem Inneren sind faltbare Kisten und andere Utensilien für die Lebensmittelausgabe verstaut. Auch mobile Tische stehen am Rand, einsatzbereit, wenn am Mittwochnachmittag Transporter der Tafel, von Foodsharing und anderen Initiativen anrücken, um die wartenden Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen.

Das Team der Kirche St. Karl Borromäus an der Zülpicher Straße 275 hat aufgerüstet, sein karitatives Angebot in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut – und nun auch das nötige Equipment dafür. Bald wird es auf 21 große und acht kleine Regalschränke komplettiert, in denen Zubehör für unterschiedlichen Aktivitäten in der Kirche verstaut werden kann, wenn es gerade nicht gebraucht wird. Insgesamt 20 mobile Tische werden zur Verfügung stehen. 242.000 Euro hat die neue Einrichtung gekostet. Die Großanschaffung wurde durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW in Höhe von 125.000 Euro, einem Stiftungszuschuss in Höhe von 70.000 Euro von dem „Renate, Hans und Maria Hofmann Trust“, aus Eigenmitteln der Gemeinde und von verschiedenen anderen Stellen ermöglicht.

20 mobile Tische für die Lebensmittelausgabe in Köln-Sülz

Im November wurde der Förderverein St. Karl gegründet, der nun selbständig Gelder akquirieren kann und das Angebot in der kleineren Filialkirche der Kirchengemeinde St. Nikolaus und Karl Borromäus weiter ausbauen möchte. Diakon Hanno Sprissler, Kopf des Teams vor Ort, hat große Pläne: „Die Kirche soll ein karitatives Zentrum werden und ein Bürgerzentrum.“ Sie soll sich zu einem Treffpunkt im Viertel mausern. Angefangen hat St. Karls Wandel im November 2020. Damals richtete die katholische Kirchengemeinde in Kooperation mit der FC Stiftung in der Kirche die erste Lebensmittelausgabe ein.

Mittlerweile erhalten dort 500 Menschen wöchentlich Lebensmittel. Jeden zweiten Samstag, in den geraden Kalenderwochen, werden weitere 200 Gäste unterstützt, die an den übervollen Ausgabestellen in ihren Stadtteilen abgelehnt wurden. Zusätzlich gibt es eine warme Speise, die eine Gruppe von Engagierten namens „Sülz und Pfeffer“ zubereitet. Die ebenfalls im Gebäudekomplex ansässige Caritas unterstützt Hilfesuchende an den Ausgabetagen zudem mit einem Beratungsangebot.

Ein Mann mit einem Korb voll Kleidung in der Hand.

Diakon Hanno Sprissler mit gespendeten Kleidern in der Kirche St. Karl Borromäus an der Zülpicher Straße. (Archivbild)

In an die Kirche St. Karl angrenzenden Räumen an der Gustavstraße steht den Menschen auch eine Kleiderkammer offen. Auch gebrauchte Haushaltswaren sowie -geräte stehen in St. Karl abholbereit. Der Ausbau der karitativen Tätigkeit ist aber nur eine Säule des modernen Angebots in der katholischen Filialkirche. Ein weiterer Schwerpunkt ist das spirituelle Programm: Immer noch findet zweimal in der Woche ein Gottesdienst statt. Am letzten Sonntag im Monat, ein Taizé-Gebet.

Künftig sollen Meditationsangebote, auch über-religiöse, hinzukommen. Lesungen und Konzerte stehen auf dem Programm, sowie ein Kintugi-Workshop, bei dem zerbrochene Keramik oder zerbrochenes Porzellan wieder zusammengefügt wird. Für Sprissler sind die neuen Aktivitäten auch ein Neusortieren, eine Überarbeitung des alten Programms, der Nächstenliebe: „Die moderne Kirche muss ein offener Ort für alle sein“, sagt er. „Wenn sie sich weiter nur um sich selbst dreht, geht sie den Bach herunter.“

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