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Kritik an InformationspolitikAus für Rheinische Musikschule in Sülz

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Olaf Wittrock, Antonia Albrecht und Andrea Gutenberg (v. l.) fordern von der Stadtverwaltung und der Politik mehr Klarheit über die Zukunft der Rheinischen Musikschule.

Olaf Wittrock, Antonia Albrecht und Andrea Gutenberg (v. l.) fordern von der Stadtverwaltung und der Politik mehr Klarheit über die Zukunft der Rheinischen Musikschule in Sülz.

Zum Jahresende endet das Angebot der Rheinischen Musikschule in Sülz. Eltern, Schüler und Lehrer bangen um die Zukunft der Bildungsformate.

„Besorgt“, „viel zu kurzfristig“, „nicht nachvollziehbar“ lauten nur einige Reaktionen auf die Schließung der Rheinischen Musikschule/ Regionalschule Sülz in der Lotharstraße zum Ende des Jahres. Eltern und Nutzer der Einrichtung zeigen sich verärgert über die Informationspolitik der Stadtverwaltung in Bezug auf die viel besuchten Angebote am Standort, der bereits seit mehr als 50 Jahren eine generationenübergreifende Begegnungs- und Lernstätte für die Bevölkerung darstellt.

„Gerüchte über die Schließung gab es nach der Kündigung der Räume bisher nur von den Lehrern. Offizielle Informationen blieben aus. Wir wissen nicht, wie es hier weitergehen soll und sorgen uns um den Bestand dieser wichtigen Bildungsangebote“, erklärt Antonia Albrecht, die sowohl als Elternteil als auch als Schülerin von den Maßnahmen betroffen ist. Die Cellistin befürchtet mit der Schließung das Aus der familiären musikalischen Aktivitäten. Zu weite Wege an eine andere Adresse seien für sie und ihre Kinder kaum möglich. Alternative Räumlichkeiten wären in Sülz nicht vorhanden, glaubt Albrecht. Betroffen sind nicht nur die Instrumentalisten, sondern auch Mitglieder der Chor-Ensembles im Haus.

Die Schließung der Musikschule in Sülz wäre der Zusammenbruch eines Kulturortes.
Olaf Wittrock

Viele Dozenten hätten über die Kündigung der Räumlichkeiten kurz vor den Sommerferien überrascht reagiert. Konkrete Informationen seien ausgeblieben, berichtet Olaf Wittrock. Der Vater eines Musikschülers spricht von einem „Rauswurf“ und dem „Zusammenbruch eines Kulturortes“, dessen Sanierungsbedürftigkeit schon lange bekannt sei.

Bereits seit 14 Jahren besucht Andrea Gutenberg die Kurse der Schule. Die Kommunikation rund um die Schließung empfindet sie als unzureichend.  „Ich wünsche mir eine offizielle Stellungnahme mit einer Begründung für die Aufgabe der Räumlichkeiten. Sollten es Baumängel sein, möchte ich das durch ein Fachgutachten bestätigt wissen. Natürlich frage ich mich auch, was die Stadt mit dem Gebäude langfristig eigentlich vorhat“, so Gutenberg.

Kursangebote an neuem Ort

Das Presseamt der Stadt Köln bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung die Kündigung des Mietvertrages mit der Rheinischen Musikschule am Standort Sülz zum 31. Dezember 2025. Demnach wurde der denkmalgeschützte Gebäudekomplex aus dem Jahr 1910 bereits zum Ende des Schuljahres 2024/2025 für den Schulbetrieb aufgegeben. Er sei in weiten Teilen stark sanierungsbedürftig und somit nicht für eine dauerhafte schulische Nutzung geeignet, erklärte Stadtsprecherin Eva Fiedler.

Teilflächen der als Wohn- und Verwaltungsgebäude klassifizierten Liegenschaft seien ab dem Jahr 2015 als reine Übergangslösung bis zur Fertigstellung der Erweiterungsbauten am Schiller-Gymnasium und dem Hildegard-von-Bingen Gymnasium genutzt worden. Mit der Fertigstellung der Bauprojekte endete die befristete Zwischennutzung, erklärte Fiedler. Unabhängig davon sollen die Unterrichts- und Kursangebote fortgeführt werden. Dafür würden derzeit geeignete Ausweichmöglichkeiten für die Rheinische Musikschule geprüft.

Auch die Dozenten bleiben demnach im Rahmen ihrer bestehenden Beschäftigungsverhältnisse in die Abläufe eingebunden. Über eine zukünftige Nutzung des Baus sei noch nicht entschieden. Umfassende Informationen zu den Hintergründen sowie Ausblicke konnten aufgrund interner Abstimmungen erst später erfolgen, so die Stadtsprecherin. Musikschul-Direktor Tilmann Fischer zeigte sich in einem Schreiben an die Besucher der Institution zuversichtlich, den Unterricht so nahtlos und standortnah wie möglich fortzuführen.

Tilmann nannte neben den baulichen auch brandschutzrechtliche Vorgaben für die Aufgabe des Ortes. Letzteres Argument sorgt bei Antonia Albrecht für Irritation, sei es doch in der jüngeren Vergangenheit zu Arbeiten in der Sache, etwa dem Einbau einer Brandmeldeanlage, gekommen.