Kölner Pilotprojekt Bike-TowerWarum sich der Baubeginn weiterer Fahrradparkplätze seit Jahren verzögert

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Ein Fahrradturm.

Beispiel für einen Bike-Tower: Der Offenburger Fahrradturm bietet Platz für 120 Räder.

An fünf Orten des Kölner Stadtgebiets sind Bike-Tower geplant, in denen Fahrräder abgestellt werden können, doch das einstige Pilotprojekt verzögert sich weiter.

Viele Bewohner des Kölner Umlands lassen auf ihrem Weg in die Kölner Innenstadt gerne ihren PKW stehen und greifen auf zwei umweltfreundliche Verkehrsmittel zurück: Sie radeln zum Park-and-Ride-Platz Weiden West, stellen dort ihr Fahrrad ab und fahren mit der S- oder Stadtbahn weiter. Doch das ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden: Die 72 überdachten Fahrrad-Stellplätze auf dem Parkplatz sind regelmäßig komplett besetzt. 35 abschließbare Boxen ebenso.

Notdürftig binden die Radler ihre Drahtesel am Zaun des Aufgangs zur S-Bahn an. Doch auch der Platz zum Wildparken ist beschränkt. Das hätte sich bereits seit langer Zeit ändern sollen: Ein Fahrradparkhaus in Form eines Bike-Towers sollte längst auf dem Parkplatz stehen. Das Abstellangebot sollte auch noch weitere Pendler zum Umsteigen vom Auto auf das Rad bewegen. So haben es der Verkehrsausschuss und die Bezirksvertretung Lindenthal vor Jahren beschlossen. Ende 2020 sollte der Fahrradparkturm fertig sein. Auf einer Grundfläche von rund 56 Quadratmetern sollte in einem elf Meter hohen Turm Platz für weitere 120 Fahrrad-Stellplätze geschaffen werden zu einem vergleichsweise günstigen Preis: 60 Euro soll ein Parkhausplatz im Jahr kosten, 35 Euro für sechs Monate, 7,50 Euro für einen Monat.

Weitere Bike-Tower in Köln geplant

Zu dem Bau der Anlage hat die Stadt sich auch verpflichtet: Als in Köln Dieselfahrverbote wegen hoher Luftschadstoffwerte drohten, hatte sie mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Juni 2020 einen Vergleich geschlossen und unter anderem zugesagt, dass fünf geplante Bike-Tower zwischen 2020 und 2022 fertiggestellt werden. Außer in Weiden-West sollen auch an vier weiteren Orten in Köln, so etwa am Wiener Platz oder an den Haltestellen Porz-Rhein und Brücker Mauspfad, Parkhäuser für Räder gebaut werden. Aber bislang ist kein einziger Turm in Sicht.

Zunächst hatte die Stadt den verzögerten Baubeginn des Towers damit begründet, dass der Auftrag ausgeschrieben werden musste. Bei der Ausschreibung seien viele neue Fragen zu klären gewesen, da es sich um eine für Köln völlig neue Fahrradabstellanlage handele. Im November 2021 wurde die Ausschreibung dann veröffentlicht. Anfang 2022 wurden zwei Angebote für den Bau eingereicht.

Stadt plant neue Ausschreibungen für Fahrradtürme in Köln

Dennoch hat die Stadtverwaltung immer noch keinen Auftrag dafür erteilt, wie sie nun den Bezirkspolitikern mitteilte: Eines der Angebote habe die erforderlichen Mindestanforderungen nicht erfüllt, schreibt sie. Im Hinblick auf den anderen Anbieter habe die Stadt, noch bevor sie den Bau beauftragen konnte, Informationen erhalten, dass er mit einer anderen Firma fusioniert sei. Prüfbare Unterlagen hätte das Unternehmen – selbst auf Bitte der Stadt Köln hin – nicht zugesandt. Gespräche hätten nicht geführt werden können.

„Der vormals gute Kontakt zur Stadt wurde vom Auftragnehmer komplett eingestellt“, schreibt die Verwaltung. „Aufgrund dieser sehr unklaren Situation und der Bedeutung des Pilotprojektes hat die Stadtverwaltung entschieden, die Vergabe aufzuheben und eine neue Ausschreibung auf den Weg zu geben.“ Derzeit überarbeite die Verwaltung die Vergabeunterlagen, um möglichst zeitnah das Vergabeverfahren wieder eröffnen zu können. Mit einem Ergebnis des Verfahrens sei aber frühestens im ersten Halbjahr 2024 zu rechnen. So werden die radfahrenden und umsteigewilligen Pendler also noch eine ganze Weile auf sichere Abstellmöglichkeiten in Weiden-West warten müssen.

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