Eine Machbarkeitsstudie sollte bereits abgeschlossen sein, tatsächlich gibt es noch nicht einmal einen Auftrag. Das zeigt eine gewisse Wurstigkeit.
Linie 4Keine KVB für Widdersdorf – So funktioniert die Mobilitätswende nicht


Blick auf das Neubaugebiet Widdersdorf Süd im Kölner Westen
Copyright: Uwe Weiser
Die Kinder der ersten Familien, die ab dem Jahr 2007 in das Neubaugebiet Widdersdorf Süd gezogen sind, haben inzwischen das Erwachsenenalter erreicht. Auf einen Anschluss an das Stadtbahnnetz der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben sie während ihrer Schulzeit vergeblich gewartet. Dabei hatten die Stadt Köln und der Bauträger Amand extra einen breiten Boulevard angelegt, um Platz für die Trasse zu lassen.
Stadt Köln hat weitere Planungen auf die lange Bank geschoben
Doch das für den Kölner Westen wichtige Verkehrsprojekt ist bislang nicht richtig vorangekommen und nun sogar einmal mehr ins Stocken geraten. Eine Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der KVB-Linie 4 über Widdersdorf bis nach Niederaußem sollte längst abgeschlossen sein, tatsächlich ist sie bislang noch nicht einmal in Auftrag gegeben worden.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte zuletzt beklagt, dass der fehlende Bahnanschluss in Widdersdorf ein „unentschuldbares Versäumnis“ sei. Damit hat sie ohne Zweifel recht. Doch aus genau diesem Grund stellt sich zwingend die Frage, was sich die Verantwortlichen im Verkehrsdezernat dabei gedacht haben, die weitere Planung für die Verlängerung der Linie 4 auch noch auf die lange Bank zu schieben.
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Und auch die Oberbürgermeisterin als Chefin der Stadtverwaltung sollte sich diese Frage stellen, denn es waren ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich damit während ihrer Amtszeit für ein weiteres unentschuldbares Versäumnis entschieden haben. Es ist richtig, dass solche Projekte oft ein bis zwei Jahrzehnte dauern, aber aus genau diesem Grund zählt jedes einzelne Jahr. Es ist Ausdruck einer gewissen Wurstigkeit innerhalb der Kölner Stadtverwaltung, das zu ignorieren.
Köln als Millionenstadt müsste einen Anspruch auf die Federführung haben
Jenseits davon ist es erschreckend, dass sich die Stadt Köln inzwischen weder personell noch finanziell in der Lage sieht, weiterhin die Verantwortung für das Projekt zu übernehmen. Nun soll der Rhein-Erft-Kreis, der keinerlei Erfahrungen mit dem Bau von Stadtbahntrassen hat, einspringen und die Federführung übernehmen. Dabei müsste Köln als Millionenstadt den Anspruch haben, die Hoheit über Vorhaben dieser Größenordnung zu haben und als Zugpferd für die Region zu agieren. Es gleicht einem Offenbarungseid, den Stadtbahnausbau im Kölner Westen aus der Hand zu geben.
Und wenn die Stadt Köln die wichtige Aufgabe schon an den Rhein-Erft-Kreis delegiert, dann hätte sie das zumindest bereits ein paar Jahre früher machen sollen. So ist erneut viel wertvolle Zeit vergangen, und die Menschen in Widdersdorf zweifeln verständlicherweise daran, dass sie jemals einen Bahnanschluss bekommen werden. Und eine Mobilitätswende, ein erklärtes Ziel der Stadt Köln, funktioniert so ganz sicher auch nicht.