Mit Max durch Köln-EhrenfeldUnterwegs mit dem Veedelsreporter und seinem Leihhund

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Ziemlich beste Freunde: Max und Florian auf dem Fröbelplatz. 

Ehrenfeld – Manchmal passe ich auf Max auf. Max ist ein Shih Tzu-Malteser-Mix und der Hund einer guten Freundin. Er ist fünf Jahre alt und hat ein Gesicht, wie es nicht nur eine Mutter lieben muss: Seine großen Kulleraugen passen perfekt ins Kindchenschema, ebenso wie seine Stupsnase. Sein kleiner Unterbiss tut das zwar nur bedingt, ist aber nicht weniger niedlich. Wie alle Hunde mag Max drei Dinge ganz besonders: Essen, kuscheln und draußen herumtollen. Und so gerne ich auch mit Max um die Häuser ziehe - in Ehrenfeld ist das nicht immer angenehm: Im Veedel selbst gibt es zu wenig Grün, dafür aber sehr viel zersplittertes Glas und Müll.

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  Max ist ein Shih Tzu-Malteser-Mix, fünf Jahre alt und ein großer Menschenfreund. 

Wer seinen Hund liebt, hat den Beutel dabei

8.30 Uhr: Max und ich haben verschlafen. Der Wecker stand zwar auf sieben, doch waren wir beide nicht besonders motiviert, bereits so früh in den kalten Herbsttag zu starten. In der Küche fixiert er mich mit seinem Hundeblick, während ich ihn für die Dauer eines Kaffees vertröste. Endlich draußen steuert Max schnurstracks einen großen Laubhaufen an, um seine Morgentoilette zu erledigen. Ich zücke einen kleinen Beutel aus Plastik und sammle seine Hinterlassenschaften ein - denn wer seinen Hund liebt, der sollte sich auch nicht zu schade dafür sein, dessen Häufchen zu beseitigen. Ekliger als eine Windel zu wechseln ist das schließlich auch nicht. Außerdem rege ich mich selbst über die vielen Hundehaufen auf, die achtlos auf den Bürgersteigen liegen gelassen werden - wer kennt es nicht? Gestern noch ein Paar neue weiße Sneaker auf der Venloer Straße gekauft und schon erlebt man eine ärgerliche Überraschung.

Essensreste ziehen Max magisch an

Max und ich laufen die Piusstraße entlang, queren die Weinsbergstraße und schleichen an der Mauer des Melatenfriedhofs entlang. Hier weichen wir einigen Scherben und Radfahrern aus, bis Max eine paar labbrige Pommes entdeckt. Als ich ihn von seinem Fund wegziehe, guckt er mich mit seinen großen Augen traurig an. Noch trauriger aber würde er wohl gucken, wenn er sein fettiges Frühstück mit Bauchschmerzen quittieren müsste. Was sich für Hunde nämlich als Schlaraffenland der Essensreste darstellt, ist für ihre Besitzer oftmals Stress - ich weiß nicht, wie das bei Ihren Hunden aussieht, aber Max ist ein richtiger Staubsauger. Er möchte alles essen, worauf er mit der Nase stößt und ich bin viel damit beschäftigt, dieses zu verhindern.

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Florian Eßer unterwegs mit Max

Angst vor Giftködern

Schließlich soll Max weder Durchfall noch Magenschmerzen bekommen und an die Möglichkeit von Giftködern möchte ich gar nicht erst denken. Allein die Vorstellung sorgt bei mir nämlich für Bauchschmerzen und so muss Max mit dem Frühstück warten, bis wir wieder zuhause sind. Er bekommt als erstes eine Möhre, die er gut gelaunt am Stück zerknabbert. Eine Möhre ist zwar keine Pommes, aber Max ist trotzdem glücklich.

14.00 Uhr:

Ich komme von einem Arbeitstermin nachhause. Als ich die Tür aufschließe, rennt Max aufgeregt auf mich zu, kehrt dann aber um und holt eines seiner Plüschtiere, um mich angemessen zu begrüßen. Es ist ein Schaf, das ihm ähnlicher sieht, als ihm bewusst sein dürfte. Wieder an der frischen Luft schnuppert Max am selben Laubhaufen, wie bereits am Morgen, und hebt noch einmal eines seiner kurzen Beinchen. Diesmal laufen wir die Vogelsanger Straße stadteinwärts entlang, was sich leider als Fehler entpuppt.

Bürgersteige voll mit Glasscherben

An diesem Samstag sind die Bürgersteige vielerorts mit Scherben gesäumt, die von zerdepperten Bierflaschen stammen. Eine kaputte Flasche könnte man dabei als Produkt spätnächtlichen Missgeschicks abtun, so viele Scherben aber lassen auf Mutwill schließen, was mich ärgert. Denn Glasscherben braucht wirklich niemand - weder Hunde, die sich das feine Glas in die Pfoten treten, noch Kinder und Radfahrer. Dass Scherben vor allem auch für letztere ein Problem sind, sollten Max und ich noch am Abend beobachten können. Erst einmal kehren wir aber um und machen noch einen kurzen Spaziergang über den Fröbelplatz. Hier beobachtet Max neugierig die Tischtennisspieler und freundet sich mit einem Berner Sennenhund an, der mindestens doppelt so groß ist, wie er selbst. Nachdem die beiden etwas herumtoben, treten wir den Heimweg an. Ich setze mich an den Schreibtisch und Max legt sich auf meinen Schoß. Ab und zu schaut er, was ich da schreibe, die meiste Zeit aber schläft er friedlich. Er schmatzt zufrieden. Hund müsste man sein.

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Gleich gibt's ein Leckerchen.

22.00 Uhr:

Am Abend drehen Max und ich die letzte Runde für diesen Tag. Wir gehen schnell zum Kiosk - dessen Besitzer er kennt und freundlich begrüßt - und streifen dann noch ein wenig durch die Straßen. Auf der Höhe des Burger Kings ist ein Radfahrer auf der anderen Straßenseite unterwegs, der plötzlich zum Stehen kommt. Er ist durch Glasscherben gefahren und so wie sein Reifen platzte, platzt ihm auch der Kragen: „Ich habe die Schnauze voll von dieser Stadt mit ihren Scherben”, brüllt der Mann und wirft sein Rad zu Boden. Er scheint die verdutzten Blicke der Passanten zu bemerken und ruft: „Aber ich habe doch Recht!”

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Ein Schild am Fröbelplatz: „Wir mögen Hunde, aber nicht deren Hinterlassenschaften.” 

Das hat er, denke ich mir, und fühle mit ihm. Max interessiert sich für all das nicht und erschnuppert lieber, ob er nicht doch noch etwas Essbares findet, was bei Hunden durchaus ein dehnbarer Begriff ist. Obwohl er bereits sein Abendessen bekommen hat, möchte er eine Laugenstange futtern, die auf dem Asphalt festgetreten wurde. Im Herbst und Winter sieht man die Essensreste meistens nicht, bevor der Hund sie riecht, was es schwerer macht, Max vom Fressen abzuhalten. Dennoch bieten die kalten Jahreszeiten auch Vorteile - so kann man etwa relativ entspannt über den Grüngürtel spazieren, der im Sommer viel zu voll mit Menschen und den Gerüchen ihrer Picknicke ist.

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Als wir aus der Kälte in die Wärme meines Flurs kommen, ziehe ich Max das Halsband aus, gebe ihm ein letztes Leckerchen und putze mir die Zähne. Ich komme ins Schlafzimmer, wo Max es sich bereits im Bett gemütlich gemacht hat. Ich lege mich neben ihn und während ich ihm das kleine Bäuchlein kraule, denke ich noch einmal an den Radfahrer von vorhin, frage mich, ob er mittlerweile zuhause angekommen ist. Max seufzt tief, immerhin war es für ihn ein sehr anstrengender Tag voller Nickerchen und Spaß. Dann schlafen wir ein. Wovon Max träumt, weiß ich nicht. Vielleicht davon, wie er einem Eichhörnchen hinterherjagt oder von einem All-You-Can-Eat-Buffet aus Pommes und Laugenstangen. Ich aber träume von einem Ehrenfeld, in dem sich Menschen und Vierbeiner gleichermaßen wohlfühlen können - ohne Scherben, Müll und Hundehaufen.

Wenn Sie Ihre Erfahrungen mit Hunden in Ehrenfeld mit uns teilen wollen, schreiben Sie an veedelsreporter@dumont.de

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