Modernes Kölner VolkstheaterWilly Millowitsch hätte wohl den Kopf geschüttelt

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Tohuwabohu mit Susanne Pätzold (l.)

Köln – Wenn er könnte, der bronzene Willy-Millowitsch-Schädel im Foyer der Volksbühne am Rudolfplatz, hätte er wohl mit dem Kopf geschüttelt, denn die Pressekonferenz zur Vorstellung des Theaterstücks „Automatenbüfett“ geriet zur chaotisch-lustigen Performance.

Tohuwabohu ganz ohne Tür auf und Tür zu

Da wurden Brötchen geschnitten, geschmiert, belegt und verzehrt, es wurde gelesen, gesungen, geklatscht und protestiert – ein kleines Tohuwabohu ganz ohne Tür auf und Tür zu. In den einst heiligen Hallen des Boulevardtheaters tut sich was, und das ist gut.

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Automatenbuffet, die Eigenproduktion des Vereins freie Volksbühne mit Buddy Sacher, Susanne Schmelcher, Susanne Pätzold und Gerd Köster (v.l.)

Am Beispiel des sehr erfolgreichen Musicals „Himmel & Kölle“ zeigt sich, dass man mit intelligenten Texten, spritziger Inszenierung und tollen Schauspielern ein fast schon totgesagtes Genre zu neuer Blüte bringen kann. Mit „Automatenbüfett“, einem in Vergessenheit geratenen Stück von Anna Gmeyner aus den 1920er Jahren, wollen der Verein Freie Volksbühne, das Theater im Bauturm und die Volksbühne den nächsten Schritt machen. „In diesem Haus wird wieder produziert“, sagt Hans Georg Bögner vom Verein , der sich das Stück zum 100. Geburtstag schenkt, stolz. „Ich hoffe, das wird Tradition“.

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Das Ensemble und die Produzenten stellen sich vor.

„Ein Automatenbüfett ist nicht nur der letzte Schrei in der Kleinstadt Seebrücken zur Zeit des sozialen Umbruchs in den Goldenen Zwanzigern – es ist auch der Begegnungsort für Ausgestoßene der Gesellschaft wie Stadthonoratioren gleichermaßen“, heißt es auf der Website zum Stück. „Sie alle sind fasziniert von der technischen Sensation, mit der die geschäftstüchtige Wirtin Frau Adam imstande ist, große Mengen an Personal einzusparen: Ein Snackautomat, bestückt mit Lachs- und Jagdwurstbrötchen.“ Aber die scheinbar heile Welt bekommt schnell Risse, und von handfesten Schlägereien bis zum Karnevalsumzug wird nichts ausgelassen, um die wahren Gesichter der gar nicht so ehrbaren Gäste des Automatenbüffets zu zeigen. Das klingt nach intelligentem Klamauk mit Tiefe, dem auch ein hoher Unterhaltungswert innewohnt.

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Gerd Köster singt eigene Songs auf kölsch, die neue, zum Stück passende Texte erhalten.

„Das Stück ist ein bisschen wie die Herrentoilette bei der Prinzenproklamation“, sagt Gerd Köster, der gerade dabei ist, einige seiner Songs wie „Booresäu“ oder „Sackjeseech“ textlich an „Automatenbüfett“ anzupassen. Die Songs hat Regisseurin Susanne Schmelcher ausgesucht, der die weibliche Perspektive der Autorin Gmeyner wichtig ist.

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„Es brodelt im Untergrund, und das Komische ist, das die große Idee, die in dem Stück vorgestellt wird, aus der Natur entwickelt wird: das Angeln im Brotteich. Der Grat ist schmal von der guten Idee zur gefährlichen Ideologie.“ Man darf gespannt sein – die Proben beginnen Ende Januar, Premiere ist am 5. März. Als Schauspieler sind unter anderem Susanne Pätzold, Marc Fischer, Nicole Kersten oder Nele Sommer dabei, Buddy Sacher sorgt für die Musik. Automatenbüfett, Volkstheater am Rudolfplatz, Aachener Str. 5, 50674 Köln. Termine vorerst vom 5.-29. März 2022, Tickets ab 32 Euro unter

www.ksta.de/tickets www.automatenbuefett.de

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