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BrandschutzmängelKeine Proberäume mehr im Bunker

Lesezeit 3 Minuten

Wegen Brandschutzmängeln dürfen Musiker wie Bernd Steinbach (vorne links) und Gerrit Gritzan (rechts) nicht mehr proben.

Flittard – An Brandschutz hat in all den Jahrzehnten niemand gedacht, an gute Musik schon eher. Seit mehr als 30 Jahren probten Bands an der Pützlachstraße 51 zwischen dicken Betonmauern für ihre Auftritte. Der ehemalige Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg ist eine wichtige Adresse für rund 35 Bands. Doch damit ist vorerst Schluss: Wegen Mängeln beim Brandschutz hat die Eigentümerin des bunt bemalten Betonkomplexes, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), den Bands die Nutzung verboten. Die Räume, die auch von Künstlern und Handwerkern genutzt werden, können vorerst noch als Materiallager dienen – Menschen hingegen dürfen sich nicht mehr für längere Zeit in dem Bunker aufhalten.

„Man kann von Glück reden, dass so lange nichts passiert ist“, sagt Norbert Stahl, bei der Bima für die Verwaltung der gewerblichen Liegenschaften zuständig. Im Herbst vergangenen Jahres habe ein Ortstermin an der Pützlachstraße stattgefunden, an dem auch das Bauaufsichtsamt beteiligt war. Den Musikern zufolge hatte es kurz zuvor einen Schwelbrand gegeben. „Bei dem Ortstermin wurden erhebliche Mängel beim Brandschutz festgestellt“, sagt Stahl. Später habe das auch die Feuerwehr bestätigt und ein Brandschutzkonzept gefordert. Demnach sei ein zweiter Zugang als Fluchtweg nötig, so Norbert Stahl, der wegen des mächtigen Mauerwerks von Kosten in sechsstelligem Bereich spricht. Geld, das die Bundesanstalt nicht aufbringen könne.

Mängel jahrelang nicht aufgefallen

Laut Bauaufsichtsamt fehlt es auch an Feuer hemmenden Türen und Feuerlöschern. Für den Bunker gebe es keine Baugenehmigung, die darin Proberäume ermöglicht. Das Amt werde aber nur aktiv, wenn Missstände bekannt werden, so ein Mitarbeiter. Die regelmäßige Kontrolle aller Gebäude sprenge den Rahmen. Auch der Bundesanstalt sind die Brandschutzmängel in all den Jahren nicht aufgefallen.

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Unter den Mietern ist die Stimmung schlecht. „Der Brandschutz war nie ein Problem“, wundert sich Klaus Grätzer, Bunkermusiker seit der ersten Stunde: „Alle waren glücklich und zufrieden.“ Dirk Hollfoth von der Band „The Suburb Tones“ befürchtet nun, „dass der Bunker aus Geldmangel stillgelegt wird.“ Das wäre auch für Rosi Lang, Geschäftsführerin des Vereins Popkultur Köln, eine üble Vorstellung – „weil es im Rechtsrheinischen nicht so viele Proberäume gibt.“

Brandschutzauflagen wurden verschärft

Auch Stahl spricht von einem „eventuellen Verkauf“ der Immobilie, die in den 1940er-Jahren entstand und nach dem Krieg zunächst als Wohnraum genutzt worden war. Entschieden sei zwar noch nichts, die Umsetzung der brandschutztechnischen Auflagen sei jedoch unwirtschaftlich. „Wir können es aber auch nicht verantworten, den Betrieb so weiterlaufen zu lassen.“

Gegen die Bands sei die Schließung des Bunkers nicht gerichtet, versichert Stahl: „Es geht nicht um die Leute, sondern um deren Schutz.“ Die Brandschutz-Auflagen seien in den vergangenen Jahren enorm verschärft worden.

Vorerst sind Proben verboten

Künstlerin Anima Kremer, die seit fünf Jahren im Bunker ein Atelier betreibt, hat noch keine Kündigung ihres Mietverhältnisses bekommen. Müsste auch sie gehen, wäre es schlimm für sie: „Es ist sehr schwer, Räume zu finden.“ Möglicherweise gibt es aber eine Lösung für das Bunkerproblem. Rosi Lang kann sich vorstellen, dass ihr Verein künftig die Verwaltung des Gebäudes übernimmt und auch den Fluchtweg finanziert. Ganz so teuer, wie offiziell dargestellt, sei der Umbau nämlich wahrscheinlich nicht. „Der Verein würde dafür sorgen, dass die Nutzung weiter geht“, sagt Lang. Voraussetzung sei, dass der Verein auch die Verwaltung des Bunkers übernehme.

Norbert Stahl zeigt sich gesprächsbereit: „Wenn der Verein so etwas finanzieren möchte, kann man darüber nachdenken.“ Der Verein könne etwa als Hauptmieter auftreten. Das ändere aber nichts daran, dass die Bands im Moment nicht proben dürften. Vorerst bleibt es also still an der Pützlachstraße 51.