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Filmpremiere Rixdorfer StraßeEine Straße lernt sich kennen

3 min

Die Filmemacherinnen Lisa Glahn (l.) und Mirjam Leuze arbeiteten auf der Rixdorfer Straße.

Mülheim – Der Platz an der Ecke Rixdorfer Straße/Don-Bosco-Straße hat sich verändert. Wo früher Hausmüll, alte Matratzen und Zigarettenkippen an der Tagesordnung waren, ist es nun sauber. Es wird dort sogar gefeiert an diesem Abend, etwa 80 Anwohner haben sich zur Filmpremiere unter alten Bäumen versammelt. Die Bewohner der Rixdorfer Straße reden wieder miteinander.

Das Filmprojekt, dessen Ergebnisse bestaunt werden sollen, hat sich positiv auf die Straße ausgewirkt. Mehrere Wochen lang dauerte der Workshop, den die Filmemacherinnen Lisa Glahn und Mirjam Leuze leiteten. Zehn Bewohner der Rixdorfer Straße hielten mit der Kamera ihre Straße und sich selbst fest. „Participatory Video“ heißt das Konzept, wonach die Protagonisten ihren Film selbst drehen und produzieren. Die Teilnehmer erzählten, was sie gut finden und weniger gut an ihrer Straße, in der so viele Generationen und Kulturen nebeneinander leben und die in den 1980er und 1990er Jahren einen eher schlechten Ruf hatte.

Der ständige Ärger über den Müll auf dem Platz gab den Anstoß für das Projekt. „Jeden hat es geärgert, und niemand hat Initiative ergriffen, etwas zu ändern“, sagt Stephan Prantl von der IG Rixdorfer Straße. Der 44-Jährige hatte schließlich eine Idee, das Problem auf eine Weise anzugehen, „die nicht schräg rüber kommt“. Der gemeinsame Dreh würde die Nachbarschaft endlich miteinander ins Gespräch bringen, eine Diskussion entfachen, wie das Miteinander verbessert werden kann.

20 Minuten lang ist der Film namens „Gutes Leben Rixdorfer“. Er zeigt zum Beispiel einen Mann mit Bart und Ohrring, der es charmant und „undeutsch“ findet, dass auf der Straße oft Teppiche ausgeklopft werden. Aber es zeigt auch das Mädchen mit Schirmmütze, das die täglichen Polizeistreifen beunruhigend findet: „Es ist gefährlicher geworden.“ Auch Büsra hat teilgenommen. Die 17-Jährige, die auf der Rixdorfer Straße aufwuchs, strahlt, wenn sie über die Arbeit mit der Kamera spricht. Alles habe ihr daran Spaß gemacht, „am meisten das Filmen in der Siedlung“. Daran liebt sie das multikulturelle Flair, aber auch die schönen Gärten hinter den Häusern. Nur abends geht sie nicht gern durch die Straßen. Denn viele Leute, die sich dort aufhielten, kenne sie nicht.

Durch das Filmprojekt hat sie einige neue Bekanntschaften geschlossen. Lisa Glahn ist begeistert von der Dynamik, die der Workshop auslöste. Schon am zweiten Tag fingen die Teilnehmer an, sich über Verbesserungen Gedanken zu machen, „ohne, dass wir das geplant hätten“. Eine Verschönerungsaktion auf dem vermüllten Platz war das Ergebnis, dort pflanzten sie Blumen und stellten eine Bank auf. „Dass die Leute angefangen haben, miteinander zu reden, ist ein großes Erfolgserlebnis für mich“, sagt Glahn. Stephan Prantl ist nicht weniger zufrieden: „Was wir definitiv verändert haben: Man kennt sich in der Straße.“ Auch die Erkenntnis, dass man selbst anpacken muss, um etwas zu verändern, ist den Dreharbeiten zu verdanken. Der Müll auf dem Platz ist Vergangenheit, künftig sollen dort Straßenfeste stattfinden. Die Filmpremiere war ein schöner Beweis für den neuen Zusammenhalt. Danach wurde natürlich angeregt diskutiert.vimeo.com/73516828